abwertend als Spitzel tätig sein
spitzeln
Grammatik Verb · spitzelt, spitzelte, hat gespitzelt
Aussprache [ˈʃpɪʦl̩n]
Worttrennung spit-zeln
GrundformSpitzel
Wortbildung
mit ›spitzeln‹ als Erstglied:
Spitzeldienst · Spitzelei
·
mit ›spitzeln‹ als Letztglied:
bespitzeln
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
spitz · Spitz1 · Spitz2 · Spitz3 · Spitze · Spitzel · spitzeln · bespitzeln · spitzen · spitzig · Spitzmaus · Spitzname
spitz
Adj.
‘schmal zusammenlaufend und in einem scharfen, stechenden Punkt endend’,
übertragen
‘schlau, listig, gerissen, anzüglich, verletzend’,
ahd.
spizzi
(9. Jh.),
mhd.
spiz,
spitze
und die verwandten unter
Spieß1
(s. d.)
angeführten Wortformen
stellen sich als Bildungen mit Dentalsuffix zur Wurzel
ie.
*(s)p(h)ē̌i-,
*(s)p(h)ī̌-
‘spitz, spitzes Holzstück’.
–
Spitz1
m.
‘Spitze, spitzer oder spitz zulaufender Gegenstand’,
mhd.
spiz,
spitz,
verbreitet bis ins 18. Jh.,
danach mundartlich.
Spitz2
m.
‘leichter Rausch, Schwips’
(16. Jh.),
ausgehend von
Spitz
als Bezeichnung für Kleines, Geringfügiges
(vgl.
kein Spitz
‘kein bißchen’).
Spitz3
m.
Hunderasse mit spitzer Schnauze,
spitzen Ohren und spitzgeformtem Kopf
(18. Jh.).
Spitze
f.
‘spitzzulaufendes, scharf spießendes Ende, höchster Punkt’,
ahd.
spizza
(8. Jh.),
mhd.
spitze.
Seit dem 17. Jh. auch
‘durchbrochene feine Borte, Gewebe’,
eigentlich
‘spitze Zacken bildendes Garngeflecht’.
Spitzel
m.
‘Spion, wer andere aushorcht’
(19. Jh.,
zuerst öst.
‘Späher, Polizeidiener, heimlicher Denunziant’),
wohl zu
Spitzel
‘Polizeihund’
(vgl.
„kläffender Denunciant“,
Sanders)
sowie gaunersprachlich
Spitz
‘Polizeiagent’,
der die Ohren spitzt;
dazu
spitzeln
Vb.
‘andere aushorchen und denunzieren’
(19. Jh.)
und transitiv
bespitzeln
Vb.
(20er Jahre 20. Jh.);
vgl. dagegen
spätmhd.
spitzeln
‘mit zarten Spitzen, Zacken versehen’,
dann auch
‘mit Worten sticheln’
(16. Jh.).
spitzen
Vb.
‘mit einer Spitze versehen, spitz machen’,
ahd.
spizzōn
(9. Jh.),
spizzen
(11. Jh.),
mhd.
spitzen
‘spitz machen, mit Spitzen versehen’,
seit dem 14. Jh.
(reflexiv)
‘auf etw. mit Hoffnung und Sehnsucht warten’,
faktitive Bildung zum Adjektiv.
spitzig
Adj.
‘spitz’,
mhd.
spitzec,
spitzic,
bis ins 18. Jh. gebräuchlicher als
spitz,
das von
Adelung
als nur „im gemeinen Leben“ gültig bezeichnet wird.
Spitzmaus
f.
insektenfressendes, der Maus ähnliches, spitzschnauziges Tier,
ahd.
spizzimūs
(11. Jh.),
mhd.
spitzmūs.
Spitzname
m.
‘eine bestimmte Eigenschaft oder ähnliches hervorhebender Übername, Spottname’
(17. Jh.),
zu
spitz
‘anzüglich, verletzend’.
Typische Verbindungen zu ›spitzeln‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›spitzeln‹.
Verwendungsbeispiele für ›spitzeln‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Aus 5 Metern spitzelt er den Ball volley ins Netz.
[Bild, 24.10.1998]
Möglicherweise aber lügt er auch und hat jahrelang mit vollem Wissen gespitzelt.
[Der Tagesspiegel, 09.02.2000]
Wolf tanzte die Abwehr aus, spitzelte den Ball zum freien Lotter.
[Bild, 23.03.1999]
Der Pole lief ununterbrochen, dribbelte effektiv, schob beiseite, was sich ihm in den Weg stellte, und spitzelte den Ball ins Tor.
[Süddeutsche Zeitung, 27.10.2000]
Was ist es, das in uns kuscht und gehorcht, spitzelt und verhört und Listen anlegt?
[Die Welt, 11.05.1999]
Zitationshilfe
„spitzeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/spitzeln#1>.
spitzeln
Grammatik Verb · spitzelt, spitzelte, hat gespitzelt
Aussprache [ˈʃpɪʦl̩n]
Worttrennung spit-zeln
formal verwandt mitSpitze1
Dieses Stichwort finden Sie im DWDS-Themenglossar Fußball. |
Bedeutungsübersicht
- 1. [Fußball] ⟨jmd. spitzelt etw.⟩ (den Ball) leicht, ohne besonderen Druck mit der Spitze des Fußes spielen
- 2. [umgangssprachlich] ⟨etw. spitzelt⟩ hervorlugen, nicht vollständig (kurz) zu sehen sein
ZDL-Vollartikel
Bedeutungen
1.
Fußball ⟨jmd. spitzelt etw. [irgendwohin]⟩(den Ball) leicht, ohne besonderen Druck mit der Spitze des Fußes spielen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: das Leder, den Ball [ins Tor, über die Torlinie, in den Strafraum o. Ä.] spitzeln
Beispiele:
Amoroso flankte von außen in die Mitte, Diarra verpasste und Koller
spitzelte das Leder ins Netz – 1:5! [Ein Spiel dauert sieben Minuten, 24.11.2020, aufgerufen am 17.03.2021]
Doch anstatt den Ball über den am Boden liegenden FCN‑Torwart
Andreas Köpke zu spitzeln, verstolperte Bayerns
Nummer fünf
[Thomas Helmer] und bugsierte ihn aus kurzer
Distanz mit dem linken Fuß ins Toraus. [Mittelbayerische, 24.04.2019]
B[…] nahm es […] gleich mit vier Bochumern auf und schaffte es noch,
den Ball zu H[…] zu
spitzeln, der in den Strafraum startete. [Rhein-Zeitung, 04.08.2014]
[…] kurz vor der Torauslinie versucht
Linksverteidigerin Katrin P[…] mit einem
Tackling den Ball ins Aus zu spitzeln, trifft aber
Merle B[…]. [Neue Westfälische, 26.11.2012]
Der »Knipser« stand bei einem Freistoß von Timo Schultz richtig und
spitzelte den Ball mit der Fußspitze ins lange
Eck […]. [Die Welt, 12.03.2001]
●
Phrasem:
⟨jmdm. den Ball, das Leder, das Spielgerät o. Ä. vom Fuß spitzeln (= jmdm. in einer schnellen und geschickten Aktion den Ball abnehmen, abjagen)⟩
Beispiele:
Nachdem sie ihrer Gegenspielerin das Leder vom Fuß
spitzelte, passte sie gekonnt zu
P[…], die zum 1:1
[…] ausgleichen konnte. [Leipziger Volkszeitung, 14.03.2000]
Doch Gladbachs Sturmsprinter verlor bei seiner Annäherung aufs
FC‑Tor auf wundersame Weise auf den letzten Zentimetern sein Tempo und
ließ damit dem starken Benjamin H[…] die
letzte Gelegenheit, ihm mit einer riskanten Grätsche den Ball vom Fuß zu
spitzeln
[…]. [Aachener Zeitung, 11.04.2016]
Dem Roßstadter Abwehrspieler Andreas B[…] gelingt es noch, den Limbacher Sven
F[…] zu stoppen
und ihm den Ball vom Fuß zu spitzeln. [Fränkischer Tag, 14.11.2014]
Ein Konstanzer Abwehrspieler machte ihm da [bei einer Torchance] aber einen Strich durch die Rechnung
und spitzelte ihm das Leder vom Fuß. [Südkurier, 10.05.2012]
2.
umgangssprachlich ⟨etw. spitzelt⟩hervorlugen, nicht vollständig (kurz) zu sehen sein
Beispiele:
Unterwegs lockert es etwas auf und immer wieder mal
spitzelt blauer Himmel durch den Hochnebel. [Feiertagsspaziergang, 28.12.2018, aufgerufen am 18.09.2020]
Jetzt ist wieder die Jahreszeit, in der genau zu der Zeit, in der
ich morgens unterwegs bin, die Sonne aufgeht. Und wenn das Wetter schön ist,
[…]
spitzelt sie […] gerade
etwas über den Hügel, während der Boden unten noch gefroren
ist[…] und noch ein leichter Nebel in der Luft
hängt. [Foto: Morgensonne, 26.03.2015, aufgerufen am 31.08.2020]
Wie man hier [auf dem Foto] gut erkennt,
spitzelte aus der Erde nicht nur Immergrünes,
sondern auch schon die ersten Blättchen der Taglilien. [Grüner Faden durch den Februar, 21.02.2015, aufgerufen am 20.08.2020]
Der Bärlauch steht schon in den
Startlöchern[,] und gelegentlich sieht man
schon seine zarten Blättchen aus dem Boden
spitzeln. [Mein (Instagram) Sonntag, 03.03.2013, aufgerufen am 27.04.2021]
Hey Janina, wo gibt es denn diese tolle
Decke[,] wo
[sic!]
aus deiner Waschmaschine spitzelt? [HEY MAMA – WIE WASCHE ICH BABYKLEIDUNG, 21.07.2017, aufgerufen am 20.08.2020]
letzte Änderung:
Typische Verbindungen zu ›spitzeln‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›spitzeln‹.
Zitationshilfe
„spitzeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/spitzeln#2>.
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