Kunst auf die Statue, das Standbild, die bildhauerische Darstellung von Figuren bezogen
Synonym zu bildhauerisch
Kollokationen:
als Adjektivattribut: statuarische Kunst; statuarische Schönheit, Ruhe
Beispiele:
Die Außenseiten [des Klappaltars]
zeigen Einzelfiguren in schmucklosen steinernen Innenräumen.
[…] In
ihrer statuarischen Wucht sind sie zugleich
überpräsent und geisterhaft. [Süddeutsche Zeitung, 12.05.2011]
Aufregender aber [als die Büste Karls V.] sind die Krebse und Frösche der italienischen
Bronzegießer. Welch umwälzendes Ereignis, daß auf einmal die niedere
Tierwelt nicht mehr Attribut ist, sondern bildwürdig, ja
statuarisch wird! [Die Zeit, 24.02.1955, Nr. 08]
Besonders hervorheben möchten wir Hans Klakow, dessen herbe
statuarische Kunst unmittelbar aus dem Wesen der
Plastik geboren ist […]. [Neues Deutschland, 30.12.1947]
Zum weiteren statuarischen Schmuck stand uns
als Eigentum der Museen Pigalles Meisterwerk, die Marmorstatue des Merkur,
zur Verfügung. [Bode, Wilhelm von: Mein Leben, 2 Bde. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690–1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1930], S. 10831]
Wo auch immer man einer dieser monumentalen Skulpturen[…] begegnet, ist es, als würde die Wirklichkeit einen Moment angehalten und als wäre die Schwerkraft ausser Funktion. Es scheint, als müssten diese instabilen Gebilde jeden Augenblick in sich zusammenfallen, und doch sind sie beständiger, statuarischer als die ringsum in Wandel begriffene Welt. [Neue Zürcher Zeitung, 28.01.1999] ungewöhnl.
a)
meist abwertend aufrecht, starr wie eine Statue, ein Standbild; einen steifen, hölzernen Eindruck machend
Synonym zu statuenhaft, siehe auch statisch
Kollokationen:
als Adjektivattribut: eine statuarische Strenge, Haltung; eine statuarische Inszenierung; statuarische Bilder, Posen
Beispiele:
Fotografen mussten sich mit langen Belichtungszeiten
herumschlagen. Darum wirken frühe Fotografien oft so
statuarisch. [Die Welt, 18.08.2016]
Gustaves (= Gustave Caillebotte)
Landschaften und Genreszenen, so klassisch und gekonnt sie auch sind,
haftet doch oftmals etwas Statuarisches,
Lebloses, an. [Die Welt, 26.04.2011]
Nun, da er mir gegenübersitzt, sehr aufrecht, geradezu
statuarisch, die Züge fast unbewegt, die
Augen sehr wach, sieht er jünger aus, als er ist. [Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2005]
Zwei Jahre nach ihrer ersten Wahl in den Landtag gehörte die
stets etwas statuarisch wirkende, elegant und
korrekt kostümierte Katholikin bereits dem CSU‑Fraktionsvorstand an. [Berliner Zeitung, 26.06.1997]
Uninteressante Arrangements, Rampensingen,
statuarisches Spiel, Zeigefinger und
Holzhammer – da verkam die leidenschaftslohende Liebesbeziehung zum
rührseligen Konversationsstück. [Berliner Zeitung, 13.11.1992]
Die Komponistin Doro Popovici […] schuf […] ein
»Byzantinisches Poem« für Streicher, drei Blechbläser und Glokken
[sic!], das [die Choreographin] Alexa Mezincescu zu
[ihrer Inszenierung] »Ikonen in
Bewegung« benutzte, stilistisch strengen Tanzbildern von sparsamstem
Gestus, fast statuarisch. [Berliner Zeitung, 07.03.1979]
Ein schwerer, erdhafter Ernst liegt über ihren Bauernbildern
[den Bildern der Brüder Le Nain];
statuarisch aufgereiht, ohne alle die reichen
kompositorischen Kunstmittel des Barock, stehen oder sitzen sie
[die Dargestellten] bei ihrer Tätigkeit
[…]. [Die Zeit, 04.12.1952, Nr. 49]
Ministerpräsident Werner Zeyer erschien[…] noch ein wenig statuarischer als sonst, ziemlich schweigsam, aber proper und mit angenehm freundlichen Umgangsformen. [Die Zeit, 30.05.1980, Nr. 23] ungewöhnl.
übertragen starr, steif, unbeweglich in der Haltung, Gesinnung
Beispiele:
Das aber, woran der christliche Glaube glaubt, ist keine
statuarische zeitlose Wahrheit, sondern
sie kommt von geschichtlichen Ereignissen und Worten und geht wieder
zu geschichtlichen Menschen. [Die Zeit, 19.04.1963, Nr. 16]
[Der Schauspieler]
E[…] legte sich allzusehr auf einen
trotzigen Sarkasmus fest und kam aus einer
statuarischen Abkapselung kaum
heraus. [Berliner Zeitung, 21.09.1947]
b)
übertragen (hoch) aufragend, gewaltig; ruhig, erhaben, beeindruckend, imposant
Beispiele:
Der Name [Agnolo] Bronzino hat
einen ehrfurchtsvollen Klang. Sofort denkt man an die ikonischen
Porträts des florentinischen Meisters: erhaben,
statuarisch. [Neue Zürcher Zeitung, 02.02.2013]
Diese Dame wirkt nicht gerade sexy: zu groß, zu hart, zu
statuarisch. Auch das siebenzackige Diadem
lässt in punkto Chic zu wünschen übrig. Dafür hat die Freiheitsstatue
allerhöchsten Symbolwert. [Die Welt, 08.10.2012]
Wenn seine früheren politischen Weggefährten aus grünen Tagen
ihn so sehen, gewichtig, statuarisch,
gravitätisch, staatstragend, dann sagen sie, [der SPD-Politiker Otto] Schily sei konservativ geworden;
aber das ist falsch. [Süddeutsche Zeitung, 19.10.2001]
In emotionsloser Ruhe, zum Profil neigender Ansicht und
statuarischer Magnifizenz thront der König im
Sattel, derweil er das Pferd eine Levade ausführen lässt. [Neue Zürcher Zeitung, 05.06.1999]
Seine Ausstrahlung liegt dabei zwischen der auratischen
Schüchternheit der jungen [Lillian] Gish
und der statuarischen Schönheit der
[Greta] Garbo. [Die Zeit, 10.02.1995, Nr. 07]
Nebenfiguren, wie etwa der biblisch feurige Hafenprediger –
gemimt und gedröhnt von Orson Welles mit wahrhaft
statuarischer Haltung – geben den Vorgängen
einen robusten Legendencharakter. [Die Zeit, 02.08.1956, Nr. 31]