Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

steigen

Grammatik Verb · steigt, stieg, ist gestiegen
Aussprache  [ˈʃtaɪ̯gn̩]
Worttrennung stei-gen
formal verwandt mitTreppensteigen
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
die Füße kräftig aufsetzend
a)
nach oben, einem hochgelegenen Ort gehen
Beispiele:
bergauf steigen
im Gebirge steigen
langsam, schnell steigen
er kann gut steigen
auf einen Berg, Turm steigen
b)
sich irgendwohin begeben
Beispiele:
umgangssprachlichbald müssen wir wieder steigen (= aufbrechen)
auf einen Stuhl steigen
er stieg aufs Fahrrad
aus dem Zug, dem Fenster steigen
der Reiter stieg aus dem Sattel (= der Reiter stieg ab)
umgangssprachlichaus dem Bett steigen (= aufstehen)
durch das Fenster steigen
in das Auto steigen
in den Keller steigen
vom Pferd steigen
umgangssprachlich[…] dann sind Sie ja […] durch ganz Netzig gestiegen (= gelaufen) […] [ H. MannUntertan4,15]
bildlich
Beispiele:
saloppjmdm. aufs Dach, auf den Kopf steigen (= jmdn. tadeln)
umgangssprachlichin die Kleider steigen (= die Kleider anziehen)
umgangssprachlichin die Prüfung, ins Examen steigen (= die Prüfung, das Examen ablegen)
in den Ring steigen (= zum Boxen, Ringen antreten)
Jägerspracheder Auerhahn steigt zu Baume (= der Auerhahn fliegt auf den Baum)
umgangssprachlichSie stieg aus dem grauen Wollrock (= zog den grauen Wollrock aus) [ H. W. RichterSpuren223]
2.
etw. steigtetw. bewegt sich (senkrecht) nach oben, steigt (senkrecht) empor, auf
Beispiele:
der Ballon, das Flugzeug steigt
die Nebel steigen
die Kinder lassen ihre Drachen steigen
der Rauch stieg aus den Schornsteinen
der Saft steigt in den Bäumen
die Sonne steigt in die Höhe
der Mond stieg über die Dächer
die Vögel, Raketen steigen in die Luft
der angenehme Duft stieg ihm in die Nase
das Blut, der Wein steigt ihm zu Kopfe
bildlich
Beispiele:
das Glück, der Ruhm steigt ihm zu Kopfe (= macht ihn überheblich)
er … ließ seine Raketen steigen (= ließ seine plötzlichen Einfälle aufblitzen) [ HardenKöpfe425]
3.
eine größere Höhe, ein höheres Niveau erreichen
in gegensätzlicher Bedeutung zu hinuntergehen (2)ZDL
a)
etw. steigtetw. erreicht einen höheren Stand, steigt an
in gegensätzlicher Bedeutung zu fallen
Beispiele:
das Thermometer, die Temperatur steigt
die Kälte, das Hochwasser ist gestiegen
die Einwohnerzahl, der Verkehr steigt
das Fieber stieg auf 40 Grad
die Produktion war gegenüber dem Vorjahre um sieben Prozent gestiegen
das Flugzeug stieg bis zu 12 000 Meter
die steigende Wärme
das Steigen des Barometers
α)
etw. führt höher, gewinnt an Höhe
Beispiele:
der Weg, das Gelände steigt
eine steigende Kurve, Linie
β)
bildlich
Beispiele:
die Melodie steigt
Sprachwissenschaftder steigende Ton (= Akut)
Herrn Schumanns Stimme stieg und fiel [ H. Mann9,229]
γ)
übertragen
Beispiele:
das Einkommen, der Umsatz, die Leistung, der Wohlstand steigt
steigende Einnahmen
die Waren steigen im Preis
die Fahrpreise stiegen auf das Doppelte (des bisherigen Preises)
er war hoch gestiegen (= stand in der Rangordnung oben)
im Gehalt, Rang steigen (= eine höhere Stufe erreichen)
jmd. steigt im Ansehen (= gewinnt an Ansehen)
er ist in meiner Achtung gestiegen
Er würde … in der großen Fabrik von Stufe zu Stufe steigen (= eine immer höhere Stellung erreichen) [ OelfkenTraum41]
b)
Börsenwesen an Wert gewinnen
Beispiele:
die Aktien, Papiere steigen
die steigende Tendenz der Kurse
c)
zunehmen
Beispiele:
die Stimmung, Begeisterung steigt
die Ungeduld, Wut steigt
jmds. Ansehen, Chancen steigen
die Aufregung stieg bis zur Siedehitze
Und wenn dann die heitere Spannung am höchsten gestiegen war [ Feuchtw.Füchse655]
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
eine steigende Angst
steigende Ansprüche stellen
seine Aufmerksamkeit erhöhte sich in steigendem Maße (= immer mehr)
er hörte mit steigendem Interesse zu
4.
eine Treppe, Stufe steigeneine Treppe, Stufe hinaufgehen
Beispiele:
es fällt ihm schon schwer, Treppen zu steigen
Er kann keine Stufen mehr steigen [ St. ZweigBalzac510]
5.
umgangssprachlich eine Veranstaltung steigteine Veranstaltung findet statt
Beispiele:
der Ball, das Fest steigt
Also Ende Februar steigt unsere Maskerade [ BredelVäter85]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

steigen · Steigung · Steig · Stieg · Steiger · versteigen · verstiegen
steigen Vb. ‘sich aufwärts bewegen’, ahd. stīgan (8. Jh.), mhd. mnd. stīgen, asächs. stīgan, mnl. stīghen, nl. stijgen, afries. stīga, aengl. stīgan, anord. stīga, schwed. stiga, got. steigan (germ. *steigan) läßt sich mit aind. (tiefstufig) stighnōti ‘schreitet, tritt, steigt’, griech. sté͞ichein (στείχειν) ‘einherschreiten, marschieren, steigen, ziehen, gehen’, air. tīagu ‘schreite, gehe’, lit. steĩgti ‘(be)gründen, errichten’, älter ‘eilen, sich beeilen, hasten’, lett. steigt ‘eilen, beschleunigen’, aslaw. postignǫti ‘hingelangen, erreichen, treffen’, russ. postígnut’ (постигнуть), postigát’ (постигать) ‘ereilen, treffen, begreifen, fassen’ sowie (schwundstufig) aslaw. stьẓa, russ. stezjá (стезя) ‘Pfad’ und vielleicht auch mit lat. vestīgium ‘Fußstapfe, -spur, -sohle’ auf eine Wurzel ie. *steigh- ‘schreiten, steigen’ zurückführen. – Steigung f. ‘Erhöhung, Höhenunterschied’, spätmhd. stīgunge (Hs. 15. Jh.). Steig m. ‘Fußweg’, ahd. stīg ‘Pfad’ (Hs. 12. Jh., zuvor schon nidar-, ūfstīg, 9. Jh.), mhd. stīc, mnd. stīch, aengl. stīg, anord. stīgr, schwed. stig. Stieg m. ‘Ersteigung, steiler Pfad, schmaler Fußweg’ (18. Jh.), nhd. Abstraktbildung in Analogie zu seit dem 16. Jh. belegten Ab-, An-, Aufstieg. Vereinzelt belegtes frühnhd. stig (15. Jh.) dürfte noch als undiphthongierte Form (mit langem Vokal) aufzufassen sein. Steiger m. ‘wer steigt, Kletterer’, spätmhd. stīger; in der Bergmannssprache ‘aufsichtführender Bergmann’ (16. Jh.). versteigen Vb. reflexiv ‘zuweit steigen und sich dadurch in Gefahr begeben’ (16. Jh.), vereinzelt spätmhd. verstīgen ‘über etw. steigen und es dadurch verletzen’; übertragen ‘sich vermessen (in Gedanken und Taten)’ (17. Jh.), ‘sich in etw. verrennen’ (18. Jh.); dazu verstiegen Part.adj. ‘überspannt, abwegig’ (17. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
besteigen · erklettern · erklimmen · hochsteigen · steigen (auf)  ●  klettern (auf)  Hauptform · hochklettern  ugs. · hochkraxeln  ugs. · kraxeln (auf)  ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
(an Zahl) zunehmen · (an)steigen (Zahl) · (immer) häufiger vorkommen · (immer) häufiger werden · (immer) öfter vorkommen · (sich) häufen · mehr und mehr werden · mehr werden · sich mehren · zahlenmäßig zulegen · zahlreicher werden
Assoziationen
Synonymgruppe
(sich) verteuern · anziehen (Preis) · im Preis steigen · steigen (Preis) · teurer werden
Assoziationen
Antonyme
  • steigen (Preis)
Synonymgruppe
(Kleidung) anlegen · (hinein)schlüpfen (in) · (sich / jemandem) Kleidung anlegen · (sich / jemanden) ankleiden · (sich / jemanden) anziehen · (sich / jemanden) bekleiden · (sich) werfen (in) · steigen (in)  ●  (ein Kleidungsstück) anziehen  Hauptform · (sich) schmeißen in  ugs. · (sich) werfen in  ugs. · antun  geh.
Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
(auf)steigen lassen · hochgehen (auf ... Fuß) · in den Steigflug (über)gehen · steigen (mit ... auf) · zum Steigflug ansetzen  ●  hochziehen (Flugzeug)  ugs.

Typische Verbindungen zu ›steigen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›steigen‹.

Zitationshilfe
„steigen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/steigen>.

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