Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

streifen

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GrammatikVerb · streift, streifte, hat/ist gestreift
Aussprache 
Worttrennung strei-fen
Wortbildung  mit ›streifen‹ als Erstglied: Streifband · Streiferei · Streifjagd · Streiflicht · Streifpatrouille · Streifschuss · Streifung · Streifzug
 ·  mit ›streifen‹ als Letztglied: abstreifen · anstreifen · aufstreifen · durchstreifen · einstreifen · heraufstreifen · herumstreifen · herunterstreifen · hochstreifen · umherstreifen · zurückstreifen · überstreifen
eWDG

Bedeutungen

1.
jmdn., etw. mit einer (schnellen) Bewegung leicht, flüchtig berühren
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
sie streifte ihn, seinen Arm im Vorübergehen, hat ihn an der Schulter gestreift
der Fußgänger wurde von einem vorbeifahrenden Auto gestreift
die Kugel, der Schuss hat ihn nur leicht (am Oberarm) gestreift
mit dem Kleid, Ärmel die Wand streifen
seine Lippen streiften nur flüchtig ihre Wange
über etw. streifen
a)
über die Oberfläche von etw. streichen
Beispiele:
er streifte zärtlich mit der Hand über ihr Haar
gehobenein Windhauch streifte sie, ihre Stirn
gehobenSeufzend in geheimer Klage / Streift der Wind das letzte Grün [ Storm8,232]
b)
bildlich
Beispiele:
jmdn., etw. mit einem kurzen, prüfenden Blick, mit den Augen streifen
ein verstohlener Blick streifte mich
gehobender Tod hatte auch sie gestreift [ SeghersTransit140]
c)
übertragen
Beispiele:
ein Thema, das Problem streifen (= nur oberflächlich, nicht ausführlich behandeln)
diese wichtige Frage wurde in seinem Vortrag nur gestreift (= nur nebenbei erwähnt)
d)
etw. streift an etw.etw. grenzt an etw., kommt einer Sache fast gleich
Beispiele:
etw. streift ans Lächerliche, Phantastische
seine Ordnungsliebe streift schon an Pedanterie
2.
etw. (lose Sitzendes) von etw. entfernen, indem man (mit der Hand) an etw. entlangfährt, über etw. hinfährt
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
Beeren, Blätter von den Stielen, Perlen von der Schnur streifen
sie streift mit dem Ärmel den Reif vom Geländer
er hat die Asche von der Zigarre gestreift
Als Olafur sich niederhockte … streifte ihm der Kotflügel die Mütze vom Kopf [ Hausm.Abschied180]
3.
jmdm., sich etw. so ausziehen oder anziehen, dass es dabei den betreffenden Körperteil der Länge nach berührt
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
a)
etw. von etw. abstreifen
Beispiele:
die Handschuhe von der Hand, den nassen Badeanzug vom Körper, die Schuhe von den Füßen streifen
sie hat (sich) [Dativ] das Kleid von den Schultern, die Kappe vom Kopf gestreift
einen Ring vom Finger streifen (= abziehen)
Jägerspracheeinen Hasen, Fuchs streifen (= ihm das Fell abziehen, ihn abbalgen)
b)
etw. auf, über etw. ziehen, überstreifen
Beispiele:
das Hemd über den Kopf, den Handschuh über die Hand streifen
er hat ihr, sich [Dativ] den Ring auf den Finger gestreift
c)
etw. in die Höhe streifenetw. nach oben schieben, hochkrempeln
Beispiel:
sie hat sich [Dativ], dem Kind die Ärmel in die Höhe gestreift
4.
sich ohne ein bestimmtes Ziel durch ein Gebiet vorwärtsbewegen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
a)
eine Gegend kreuz und quer durchwandern, durchfahren
Beispiele:
durch die Wälder, Straßen, Stadt, durch das ganze Land streifen
er ist schon durch die halbe Welt gestreift
der Kater streift nachts über die Dächer
b)
(militärische) Streifzüge unternehmen, auf Streife gehen, sein
Beispiele:
Soldaten, Reiterscharen streiften durchs Land, in der Gegend, über die Grenzen
streifende Soldaten
die Kaiserlichen … streiften bis Neiße [ DroysenYork v. Wartenburg1,21]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
streifen · abstreifen · Streife · Streifschuß
streifen Vb. ‘gleitend berühren, abstreifen, herumschweifen’, mhd. streifen ‘gleitend berühren, gleiten, ziehen, marschieren, abhäuten’, mnd. mnl. strīpen steht ablautend zu dem unter Streifen (s. d.) behandelten Substantiv. Aus ‘gleitend berühren, flüchtig über etw. hinfahren’ entwickelt sich ‘durch Entlanggleiten etw. Umhüllendes abstreifen, abziehen’ und (spätmhd.) ‘umherziehen, umherschweifen’. – abstreifen Vb. ‘etw. Umhüllendes, Enganliegendes abziehen, entfernen, enthäuten’, ahd. abastreifen (11. Jh.), mhd. abestreifen, frühnhd. auch ‘sich davonmachen’ (Ende 15. Jh.), ‘ein Gebiet durchstreifen, eine Strecke zurücklegen’ (19. Jh.). Streife f. älter Streif m. ‘Streifzug, Wanderung’, spätmhd. streif m.; ‘Gruppe, kleine Einheit des Militärs oder der Polizei auf Kontrollgang’ (18. Jh.), zuvor ‘umherziehender Heerhaufen’ (16. Jh.). Streifschuß m. ‘Verletzung durch ein den Körper nur leicht berührendes Geschoß’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(an etwas) kommen · (ungewollt) berühren · streifen  ●  tangieren fachspr., mathematisch · touchieren geh.
Assoziationen

dahinsäuseln · fächeln · leicht wehen · sanft wehen · streichen · streifen · säuseln  ●  streicheln fig.
Oberbegriffe

herumlaufen · herumstreichen · laufen · streichen · streifen · stromern · umherstreichen · umherstreifen · ziehen  ●  schnüren fig. · strawanzen bayr., österr.
Oberbegriffe
  • einen Fuß vor den anderen setzen · gehen · laufen · zu Fuß gehen  ●  latschen ugs., salopp · zu Fuß laufen ugs.
Assoziationen

(Thema) berühren · (Thema) kurz anfangen · (Thema) streifen · (auch) Thema sein · (auch) zu sprechen kommen auf · (kurz) ansprechen · andeuten · anreißen · erwähnen · nebenbei behandeln  ●  antönen österr., schweiz.
Assoziationen

(einen) Streifzug machen · streifen (durch) · umherwandern · umherziehen  ●  (sich) herumtreiben ugs., abwertend · zigeunern ugs., abwertend

(die Grenze zu ...) streifen fig. · hart (/ haarscharf / dicht) an der Grenze (zu / des / der) fig. · vorbeischrammen (an) salopp, fig.
Assoziationen
  • bedenklich nahe (an / bei) · gefährlich nahe (an) · in gefährlicher Nähe (zu) · ohne Sicherheitsabstand

herumirren · herumvagabundieren · irren (durch) · streifen (durch) · vagabundieren · ziellos herumstreifen  ●  geistern ugs. · herumgeistern ugs. · herumschwirren ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›streifen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›streifen‹.

Verwendungsbeispiele für ›streifen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Nachdem er alle Fenster geöffnet hatte, streifte er durch das Haus. [Glavinic, Thomas: Die Arbeit der Nacht, München Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 253]
Vielleicht hat das Schicksal, das eben über den Garten hinwegschwebte, sie mit seinen Flügeln gestreift? [Kästner, Erich: Das doppelte Lottchen, Hamburg: Dressler 1996 [1949], S. 26]
Aber jetzt streiften ihre Augen in die Ferne, dem Wagen weit voraus. [Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 04.03.1909]
Das ist natürlich nicht falsch, streift aber nur die Oberfläche. [Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1930, S. 324]
Wie der Name schon ahnen läßt, streifen hier pelzige Tiere mit menschlichen Zügen durch eine gänzlich neu entstandene Welt. [C’t, 1996, Nr. 8]
Zitationshilfe
„streifen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/streifen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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