Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

strittig

Grammatik Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung strit-tig
Wortzerlegung streiten -ig
Wortbildung  mit ›strittig‹ als Letztglied: unstrittig
eWDG

Bedeutung

umstritten
a)
noch nicht geklärt
Beispiele:
eine strittige Frage
ein strittiges Problem
dieser Punkt bleibt noch strittig
b)
noch nicht entschieden, wem gehörend
Beispiele:
ein strittiges Darlehen
das Partherreich … gab Armenien, das strittige Territorium, preis [ Feuchtw.Jüd. Krieg82]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

streiten · abstreiten · bestreiten · umstritten · Streit · Streitaxt · Streitwagen · Streitmacht · Streitfall · Streitschrift · Streithammel · streitbar · streitig · strittig · Streitigkeit
streiten Vb. ‘sich mit Worten auseinandersetzen, kämpfen’. Das starke Verb ahd. strītan ‘sich im Meinungsstreit auseinandersetzen, einen Rechtsstreit führen, zanken, bewaffnet kämpfen’, (selten) ‘wetteifern’ (8. Jh.), mhd. strīten, vor allem ‘bewaffnet kämpfen’, auch ‘streben, trachten’, mnd. (stark und schwach) strīden ‘streiten’, (schwach) ‘große Schritte machen’, mnl. strīden, nl. strijden, afries. strīda ‘streiten’, aengl. strīdan ‘schreiten, spreizen’, engl. to stride ‘schreiten, große Schritte machen’, schwed. (stark und schwach) strida ‘kämpfen, streiten’ (germ. *streidan) hat neben sich das schwache Verb asächs. strīdian ‘streiten, bestreiten’, anord. strīða ‘plagen, Schaden zufügen’ sowie das unten dargestellte Substantiv Streit und anord. strīðr ‘hart, stark, hartnäckig, widerspenstig’, (mit anderer Ablautstufe) streitask ‘sich anstrengen, kämpfen’, strita ‘angestrengt ziehen, sich plagen’. Außergerm. Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Ausgehend von einer Bedeutung ‘sich starrsinnig, widerspenstig, hartnäckig verhalten’, läßt sich ie. *strē̌idh- ansetzen, Dentalerweiterung der Wurzel ie. *(s)ter(ə)-, *(s)trē- ‘starr, steif sein’ (s. starren). Die Verwendung im Sinne von ‘schreiten, große Schritte machen’ entwickelt sich vielleicht unter Einfluß von schreiten (s. d.; vgl. Seebold 476). – abstreiten Vb. ‘im (Rechts)streit, im Kampf abgewinnen, streitig machen, hartnäckig absprechen, aberkennen’, seit dem 18. Jh. vor allem ‘in Abrede stellen, leugnen’, mhd. abestrīten ‘im (Rechts)streit, Kampf abgewinnen’. bestreiten Vb. ‘(eine Meinung, eine Behauptung) anfechten, angreifen’, mhd. bestrīten ‘bekämpfen’; seit dem 17. Jh. ‘die Kosten, den Aufwand tragen’, entwickelt aus ‘einer Sache gewachsen sein, sie bewältigen’. umstritten Part.adj. ‘dem Streit der Ansprüche, der Meinungen unterliegend, umkämpft, zweifelhaft’ (19. Jh.). Streit m. ‘Meinungs-, Rechtsauseinandersetzung, Hader, Zerwürfnis innerhalb einer Gemeinschaft’, ahd. strīt ‘Auseinandersetzung mit Worten (über Meinungen oder rechtliche Dinge), Konflikt, Hader, tätlicher Kampf, Wettkampf, Empörung, Aufruhr’ (8. Jh.), mhd. mnd. strīt ‘Auseinandersetzung mit Worten (vor Gericht) oder mit Waffen, innerer Kampf, Widerstand, Streitmacht, Heeresabteilung, Schlachtordnung, Rache, Streben’, asächs. strīd ‘Streit, Eifer’, mnl. strijt, nl. strijd, anord. strīð, schwed. strid. In den oben angegebenen Bedeutungen ist Streit vor allem seit dem 19. Jh. gebräuchlich, nachdem älterer Gebrauch im Sinne von ‘Auseinandersetzung mit Waffen, Waffengang’ gegen Ende des 18. Jhs. von Kampf übernommen wird. Den alten Sinn bewahren Streitaxt f. ‘als Hieb- oder Wurfwaffe verwendete Axt’, spätmhd. (omd.) strīthax (um 1400); redensartlich die Streitaxt begraben ‘Frieden schließen’ (19. Jh.); Streitwagen m. ‘mit Kriegern besetzter Kampfwagen’ (15. Jh.) und Streitmacht f. ‘Kampfkraft eines bewaffneten Verbandes, kampfbereite Truppe’ (18. Jh.). Streitfall m. ‘Konflikt’ (rechtssprachlich, 19. Jh.). Streitschrift f. ‘polemische Abhandlung über religiöse, politische, wissenschaftliche Fragen’ (17. Jh.). Streithammel m. ‘zänkischer Mensch’ (um 1800). streitbar Adj. ‘kriegerisch, zu Polemik und Auseinandersetzung neigend’, mhd. strītbære ‘streithaft, zum Kampf dienlich oder gerüstet’. streitig Adj. ‘uneins, umstritten’, ahd. strītīg (um 1000), mhd. strītec, strītic ‘streithaft, kampflustig, streitsüchtig, rechthaberisch, ungestüm, ungehorsam, eifrig, strebend’; jmdm. etw. streitig machen ‘anfechten’ (16. Jh.). strittig Adj. ‘umstritten, uneins, streitsüchtig’ (15. Jh.). Streitigkeit f. ‘Konflikt, Uneinigkeit, Zank’ (16. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
(ein) Streitthema (sein) · (etwas) über das man sich uneinig ist · angefochten werden · in Frage stehen(d) · kontrovers · kontrovers diskutiert werden · nicht ausdiskutiert · nicht unumstritten · polarisierend · spalten(d) · strittig · zur Debatte stehen(d)  ●  dünnes Eis fig. · kontroversiell österr. · umkämpft fig. · umstritten Hauptform · Darüber streiten sich die Geister. ugs., Spruch · Darüber streiten sich die Gelehrten. ugs., Spruch · streitig fachspr., juristisch
Assoziationen
Antonyme
Synonymgruppe
(etwas) darf bezweifelt werden · bedenklich · diskussionsbedürftig · strittig · ungewiss · zweifelhaft  ●  fragwürdig Hauptform · überdenkenswert (verhüllend) geh.
Assoziationen
  • (es) stellen sich Fragen · (es) stellt sich die Frage · Fragen aufwerfen
  • (etwas) stimmt nicht mit · es gibt Ungereimtheiten · es gibt Widersprüche · nicht zusammenpassen  ●  Wie das? Spruch · (etwas) ist faul (an) ugs., fig. · (etwas) stinkt zum Himmel ugs. · (irgend)etwas stimmt (da) nicht ugs. · Wie jetzt!? ugs., salopp · irgend(et)was ist da (doch) ugs. · irgend(et)was ist da nicht in Ordnung ugs. · wie kann das sein!? ugs., Spruch
  • (bisher) nicht beantwortet · bleibt dahingestellt · klärungsbedürftig · nicht entschieden · ungeklärt · ungelöst · unklar  ●  offen Hauptform · steht im Raum fig. · Nichts Genaues weiß man nicht. ugs., sprichwörtlich
  • (leicht) durchschaubar · schlecht kaschiert  ●  durchsichtig fig. · fadenscheinig fig. · Das merkt doch ein Blinder (mit dem Krückstock). ugs., fig., Redensart
  • dahin stehen (ob) · nicht für bare Münze genommen werden können · unsicher  ●  (das) wissen die Götter fig. · auf wackeligen Füßen stehen(d) fig., variabel · fraglich (sein) Hauptform · wackelig fig. · (das) sei mal dahingestellt ugs. · (sich) nicht so sicher (sein) ugs. · Nichts Genaues weiß man nicht. ugs., Spruch, scherzhaft · alles andere als eindeutig ugs. · da wäre ich (mir) nicht (so) sicher ugs., Spruch · das ist die Frage! ugs., variabel · in den Sternen stehen(d) ugs., fig. · kann man nicht wissen ugs. · mit Vorsicht zu genießen ugs. · wage ich zu bezweifeln ugs. · weiß keiner so genau ugs.
Synonymgruppe
streitig · strittig

Typische Verbindungen zu ›strittig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›strittig‹.

Verwendungsbeispiele für ›strittig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Eine strittige Frage tritt auch oft beim Eindecken der Gabeln auf. [Kölling, Alfred: Fachbuch für Kellner, Leipzig: Fachbuchverl. VEB 1962 [1956], S. 358]
Dies ist ein strittiger Fall, da kann man völkerrechtlich sehr zweifelhaft sein. [o. A.: Einhundertachtundvierzigster Tag. Donnerstag, 6. Juni 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 23417]
Es wäre eine Illusion, anzunehmen, daß es möglich sei, fertige allgemein befriedigende Lösungen dieser so lange strittigen Frage zu finden. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1964]]
Sie machten sich die Kompetenzen strittig, sie zankten sich den lieben langen Tag miteinander, und eines Tages schlossen sie Frieden, und ich war dabei. [Tucholsky, Kurt: Der verspielte Mann. In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1931]]
Dann ging es doch detailliert um die noch strittigen Fragen. [Die Zeit, 23.11.2013, Nr. 48]
Zitationshilfe
„strittig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/strittig>.

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