Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

täppisch

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: täppischer · Superlativ: am täppischsten
Aussprache  [ˈtɛpɪʃ]
Worttrennung täp-pisch
Wortzerlegung tappen -isch
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
übertragen, verächtlich (oft aus Mangel an Erfahrung) in Äußerungen und Verhalten ungeschickt, unbeholfen
Synonym zu tapsig (2)
Beispiele:
Mit ihrer täppischen Art, mit ihrer langen Leitung bringen Dumme die Menschen zum Lachen. [Allgemeine Zeitung, 07.08.2021]
Und er sagt ernsthaft fürchterlich täppische Floskeln wie »Alles klärchen«, weil er das für einen niedlichen Abschiedsgruss hält, ja halten muss, denn es verleiht seiner abgehackten Sprechweise einen menschlichen Touch. [Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2021]
Und […] Politiker der Volksparteien können davon berichten, mit welcher Niedertracht Ungeschicklichkeiten so lange verformt werden, bis sie den politischen Tod des täppisch formulierenden Unglücksraben rechtfertigen. [Die Welt, 21.07.2018]
An den Kindern des verbitterten Paars verzweifelt ein täppisches Kindermädchen nach dem anderen – und die Kinder leiden an den Nannys. [So schön kann Kitsch sein, 28.02.2018, aufgerufen am 31.08.2020]
Zwar hätte man angesichts der oft täppischen Ausdrucksweise in dieser Enzyklopädie [Wikipedia] schon etwas ahnen können – wer aber hat gewusst, dass ein Drittel der Beiträge dort von Schreibern stammt, die noch keine zwanzig Jahre alt sind? [Die Süddeutsche Zeitung steht immer noch auf Kriegsfuß mit dem Web 2.0, 22.10.2007, aufgerufen am 21.07.2020]
spezieller dumm, lächerlich oder naiv
Synonym zu dämlich (1)
Beispiele:
Ich bin nicht täppisch genug, um zu glauben, ich könnte Dich im Handumdrehn überzeugen. [Schaeffer, Albrecht: Helianth I. Bonn: Weidle 1995 [1920], S. 209]
Am ehesten konnte ich mich in den vergangenen Tagen […] über mich selbst amüsieren. Über die neue, unbeholfene Wackelhandgeste, die ich mir statt Händeschütteln oder Umarmung angewöhnt habe, eine Mischung aus dem huldvollen Handgelenksdreher der Queen und einem täppischen Teletubbie‑Winke‑Winke. [Humor in Corona-Zeiten, 26.03.2020, aufgerufen am 03.12.2020]
Jetzt müsste natürlich mindestens ein Smiley‑ oder Zwinker‑Emoticon kommen; weil »Butterbrot« aber schon 1988 geschrieben wurde und der Kontakt zur Außenwelt […] noch mit einem Festnetz‑Telefon in der Schnurlosvariante hergestellt wird, kann auf ein so täppisches Ranwanzen an die Gegenwart getrost verzichtet werden. [Mittelbayerische, 31.07.2017]
Er erschien, schaute mit blauem Bunsenbrennerblick erfreut in die Runde, […] riss sodann energisch Skizzenpapiere und Pläne an sich, ließ sich Entwürfe geduldig erklären, machte auch die täppischsten von ihnen nie herunter, erklärte vielmehr eindringlich, wie man alles besser machen könne – und warum dieses und jenes effizienter, logischer, eleganter lösbar sei. [Der Standard, 20.08.2006]
Natürlich ist jeder der sechs beteiligten Staaten [der sogenannten Balkan-Kontaktgruppe] seit damals [Beginn des Kriegs in Bosnien und Herzegowina] klüger geworden, aber alle zusammen stellen sie sich genauso täppisch an wie zuvor. [Die Zeit, 02.04.1998]
2.
Synonym zu tapsig (1)
Beispiele:
Die Knaben springen nur täppisch wie junge Bären nach dem Takte oder ohne ihn zu beachten und schreien dabei, um das Vergnügen zu vergrößern. [Moabit 1894 – Die Stephanstraße, 14.11.2012, aufgerufen am 01.09.2020]
Der Anblick einer johlenden, täppischen Gesellschaft, die zu tief ins Glas geguckt hat, ist für einen nüchternen Menschen immer abstoßend. [Haluschka, Helene: Noch guter Ton? In: Zillig, Werner (Hg.): Gutes Benehmen. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1938], S. 8204]
Sie alle […] sorgen sich mehr um die Bulldogge eines kinderlosen Ehepaars als um einen jungen Mann, der beim Versuch, das täppische Tier zu retten, ertrinkt. [Wichtige Wiederentdeckung: Katherine Anne Porters »Das Narrenschiff«, 16.12.2010, aufgerufen am 01.09.2020]
Das erste richtige Fahrrad fürs Kind! […] Von jetzt an tritt die Tochter – Mädchen meistens ein bißchen eher als die etwas täppischeren Knaben gleichen Alters – selbst in die Pedale. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.07.2002]
Man achte darauf, den Handkuß elegant auszuführen, ein täppisches Zufassen ist unschön. [Schramm, Hermine [d. i. Meißner, Hermine]: Das richtige Benehmen in der Familie, in der Gesellschaft und im öffentlichen Leben. In: Zillig, Werner (Hg.): Gutes Benehmen. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1930], S. 13893]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
tapp · tappen · tapen · ertappen · tapsen · Taps · Tappe · täppisch · tapperig · taprig · Tap(p)ergreis
tapp Interjektion lautmalend für ein leichtes, unsicheres Aufsetzen von Fuß oder Pfote, oft in der Doppelung tapp tapp oder mit Sekundärablaut tipp tapp (19. Jh., doch gewiß älter). Davon abgeleitet mit wechselnder Vokalquantität tappen, tapen Vb. ‘plump auftreten oder gehen, ungeschickt, unbeholfen, tastend gehen und umherfühlen’, spätmhd. tāpen, nhd. tappen (16. Jh., im tunkeln tappen Luther; vgl. auch frühnhd. betappen ‘betasten’, 15. Jh.). ertappen Vb. ‘aufspüren, bei Verbotenem ergreifen, erwischen, überraschen’ (16. Jh.). Dazu das Intensivum tapsen Vb. ‘plump und schwerfällig gehen’ (dapsen, 17. Jh.). Taps m. ‘schwerfälliger, täppischer Kerl’ (18. Jh.). Tappe f. (heute nur noch mundartlich, auch Tape f., Tapen n.) ‘Pfote, Tatze, deren Spur im Boden’, frühnhd. tappe, dappe, mhd. tāpe; verhochdeutscht (selten) Tapfe (Anfang 17. Jh.), auch Tapp, Tappe m. ‘Schlag, Klaps’ (16. Jh.). täppisch Adj. ‘schwerfällig, unbeholfen, plump, linkisch’, mhd. tæpisch. tapperig, taprig Adj. ‘unbeholfen, unsicher’ (19. Jh.). Tap(p)ergreis m. ‘alter, gebrechlicher Mensch’ (20. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

linkisch · tapsig · tollpatschig · täppisch · unbeholfen · ungelenk · ungeschickt · ungewandt · ungeübt  ●  patschert österr. · trampelig ugs., regional
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›täppisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›täppisch‹.

Zitationshilfe
„täppisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/t%C3%A4ppisch>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve ab 1946

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