Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Tabu · tabu · tabuieren · tabuisieren
Tabu
n.
kultisches Gebot bei Naturvölkern,
gewisse als heilig und geweiht verstandene Lebewesen,
Gegenstände, Pflanzen, Orte, Wörter u. ä. zu meiden,
Entlehnung (Anfang 19. Jh.) von
engl.
tabu
bzw.
taboo,
wie
Cook
(1777)
polynes.
tapu,
eigentlich
‘gekennzeichnet’
(als Reservat des Herrschers),
daher
‘unberührbar, heilig’,
wiedergibt.
In übertragenem Sinne
‘heilige, unberührbare Sache, Unverletzlichkeit’
(2. Hälfte 19. Jh.),
auch
‘konventionelle Schranke, Vorschrift, über bestimmte Dinge nicht zu sprechen oder bestimmte Handlungen nicht auszuführen’
(1. Hälfte 20. Jh.).
–
tabu
Adj.
‘heilig, unantastbar, verboten’
(2. Hälfte 19. Jh.),
aus gleichbed.
engl.
tabu,
taboo
(s. oben).
tabuieren
Vb.
‘für tabu erklären, mit Tabu belegen’
(1. Hälfte 19. Jh.),
heute mit
tabuisieren
Vb.
(Mitte 20. Jh.) konkurrierend.
Verwendungsbeispiele für ›tabuieren‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Davon ist das »an und für sich« ziemlich tabuiert und eigentlich verboten als eine verkrampfte, mehr oder weniger peinliche Notlösung.
[Die Zeit, 19.07.1968, Nr. 29]
Das Grundgesetz von 1949 tabuiere generell nicht die Veränderung der repräsentativen Demokratie.
[Die Zeit, 30.08.1968, Nr. 35]
Tabuiert wird heute nicht ein Thema, aber die nicht zugelassene Präsentation.
[Die Zeit, 01.11.1963, Nr. 44]
Der Selbstmord ist ohnehin, wenn nicht tabuiert, so doch zumindest kein Thema der öffentlichen Diskussion.
[Die Zeit, 01.01.1973, Nr. 01]
Da die Sexualität gesellschaftlich weniger tabuiert ist, besteht weniger Anlaß, sie zu mystifizieren.
[konkret, 1980]
Zitationshilfe
„tabuieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/tabuieren>.
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