Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

teilen

Grammatik Verb · teilt, teilte, hat geteilt
Aussprache  [ˈtaɪ̯lən]
Worttrennung tei-len
formal verwandt mitdreigeteilt
Wortbildung  mit ›teilen‹ als Erstglied: Teiler · Teilung · teilbar
 ·  mit ›teilen‹ als Letztglied: abteilen · aufteilen · austeilen · dreiteilen · einteilen · erteilen · mitteilen · unterteilen · verteilen · vierteilen · zuteilen · zweiteilen
 ·  mit ›teilen‹ als Binnenglied: arbeitsteilig · sechsteilig  ·  mit ›teilen‹ als Grundform: beteilen · zerteilen
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. in einzelne gleich oder verschieden große Teile, Stücke, Portionen, Bereiche zerlegen, trennen
Beispiele:
einen Apfel, die Apfelsine (in mehrere Teile) teilen
das Brot in zwei Hälften teilen
einen Kuchen (in zwölf Teile, Stücke) teilen
er hatte eine Wand eingezogen und dadurch den großen Raum in zwei kleinere Zimmer geteilt
er teilte den Vorhang mit beiden Armen (= schob ihn auseinander) und trat auf die Bühne
ein Stück Land teilen
der Strom teilt die Stadt in zwei Hälften
gehobendas Schiff hat die Wellen geteilt (= durchschnitten, durchfahren)
Dieser Salon mit seiner in Felder geteilten Decke [ MusilMann733]
a)
eine Zahl mit Hilfe einer anderen Zahl in gleich große Teile zerlegen, dividieren
Beispiel:
20 geteilt durch 4 ist, ergibt 5
b)
ein geometrisches Gebilde in Teile zerlegen, trennen
Beispiele:
eine Strecke im Verhältnis 3:4 teilen
die Gerade teilt den Kreis in zwei verschieden große Abschnitte
c)
eine Gruppe von Menschen teileneine Gruppe von Menschen in verschieden oder gleich große Teile, Gruppen trennen, gliedern
Beispiel:
der Lehrer teilte die Klasse in drei Gruppen
d)
etw., eine Gruppe von Menschen teilt sichetw., eine Gruppe von Menschen trennt, gliedert sich in mehrere (gleich oder verschieden große) Teile
Beispiele:
der Hintergrund bestand aus einem großen Vorhang, der sich in der Mitte teilte und einen Ausblick in eine Landschaft freigab
die Straße, der Weg teilt sich (= verzweigt sich, gabelt sich)
kurz vor seiner Mündung ins Meer teilt sich der Strom in eine Vielzahl von Mündungsarmen
die Schiebetür teilte sich (= ging auseinander, wurde auseinandergeschoben)
hier teilen sich unsere Wege (= von hier an gehen wir in verschiedener Richtung)
gegen Mittag begann sich der Nebel zu teilen (= aufzulösen)
an der Ecke teilte sich die Menge der Marschierenden in zwei Gruppen
wir teilen uns hier, ihr geht nach links und wir nach rechts
e)
übertragen etw., sich unterscheiden
Beispiel:
in diesem Punkte teilen sich unsere Meinungen, Ansichten, Wege (= sie gehen auseinander, weichen voneinander ab)
f)
Grammatik: oft im Partizip II
Beispiele:
eine Nachricht mit geteilten (= gemischten, nicht nur freundlichen, unterschiedlichen) Gefühlen lesen
wir waren bei diesem Problem schon immer geteilter (= verschiedener) Meinung
die geteilte Aufnahme des Werkes durch das Publikum will nicht viel besagen
2.
etw. in Portionen verschiedenen Personen geben, etw. verteilen, aufteilen
Beispiele:
wir haben stets redlich, brüderlich geteilt
im Ringen gab es einen geteilten Sieg, zwei Kämpfer erhielten zusammen die goldene Medaille
a)
etw. (unter mehreren Personen) teilen
Beispiele:
er hat die Süßigkeiten stets (unter uns Kindern) geteilt
den Gewinn untereinander teilen
sie teilten den Besitz unter sich
b)
(sich) [Dativ] etw. (mit jmdm.) teilen
Beispiele:
ich habe mir das Geld mit meinen Freunden geteilt
wir teilten (uns) die Kirschen
er hat sein Brot mit mir geteilt
3.
sich (mit jmdm.) in eine Sache teilenetw. mit jmdm. gemeinsam innehaben, tun
Beispiele:
ich habe mich mit ihm in den Besitz dieses Grundstückes geteilt
wir haben uns in die Arbeit geteilt
wir teilten uns in die Kosten, in den Gewinn
die Vorjahressiegerin musste sich dieses Jahr mit ihrer stärksten Rivalin in den Sieg teilen
a)
gehoben etw. mit jmdm. teilen
Beispiele:
das Bett, sein Lager mit jmdm. teilen
mit jmdm. das Zimmer teilen (= mit jmdm. zusammen in einem Zimmer wohnen, schlafen)
es verdross ihn, mit mir den Tisch zu teilen (= gemeinsam mit mir zu essen)
b)
etw. teilenetw. mit jmdm. gemeinsam empfinden, an etw. teilhaben, etw. gleichfalls vertreten
Beispiele:
ich teile das tiefe Bedauern, von dem mein Vorredner gesprochen hat
Freude und Leid miteinander teilen
jmds. Freude, Glück, Schmerz, Leid, Jubel, Vergnügen teilen
jmds. Ansichten, Meinung, Standpunkt, Weltanschauung teilen
jmds. Los, Schicksal teilen
zu viele teilen (= kennen) das Geheimnis
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Teil · teilen · Teilung · teilbar · abteilen · Abteilung · erteilen · mitteilen · Mitteilung · verteilen · teilhaftig · teils · Anteil · Anteilnahme · Gegenteil · gegenteilig · Nachteil · nachteilig · benachteiligen · Vorteil · übervorteilen · teilhaben · Teilhaber · teilnehmen · Teilnahme
Teil m. n. ‘Stück eines Ganzen, Einzelheit, Anteil’, ahd. (8. Jh.), mhd. teil m. n., asächs. dēl m., mnd. dēl m. n., mnl. nl. deel n., aengl. dǣl m., engl. deal, got. dails f. sowie ahd. teila f. ‘Teilung’ (9. Jh.), mhd. teile f. ‘Teilung, Zugeteiltes’, anord. deila f. ‘Teilung, Zwiespalt, Streit’, got. daila f. ‘Teilnahme’ (germ. *dail- mit unterschiedlicher Stammbildung) und aslaw. dělъ ‘Teil’, russ. (älter) del (дел) ‘Teilung’ sind Bildungen mit l-Suffix, die mit lit. dailýti ‘teilen’ zusammenstimmen. Weitere Verknüpfungen bleiben unsicher. Zu einer Wurzel ie. *dā(i)-, *dī̌- ‘teilen, zerschneiden, zerreißen’? Oder stammt der germ.-baltoslaw. Ausdruck aus einer Substratsprache? – teilen Vb. ‘ein Ganzes in Einzelstücke zerlegen’, ahd. teilen, teilōn (8. Jh.), mhd. teilen, asächs. dēlian, mnd. mnl. dēlen, deilen, nl. delen, aengl. dǣlan, engl. to deal, anord. deila, got. dailjan, Bildung zum Substantiv; dazu Teilung f. ahd. teilunga (um 900), mhd. teilunge, und teilbar Adj. ‘so beschaffen, daß man es teilen kann’ (15. Jh.). abteilen Vb. ‘einteilen, trennen, absondern’, mhd. abeteilen ‘(gerichtlich) aberkennen, vermögensrechtlich abfinden, einen Teil von einem Ganzen trennen’; vgl. got. afdailjan ‘ein Zehntel abgeben’. Abteilung f. ‘Abtrennung, Loslösung, Abschnitt, Teil eines Ganzen’, (militärisch) ‘Gliederungseinheit der Truppe’, auch ‘Bereich der Verwaltung und Arbeitsorganisation’ (18. Jh.), mhd. abeteilunge ‘Abtrennung, Loslösung’, frühnhd. ‘Erbteilung’ (16. Jh.), auch ‘Eisenbahnabteil’ (2. Hälfte 19. Jh.), s. Abteil. erteilen Vb. ‘(auf Grund einer Verfügungsgewalt eine Aufgabe, eine Berechtigung) zuteil werden lassen’, ahd. irteilen ‘Recht zuteilen, ein Urteil aussprechen, einen Rat, Befehl geben’ (8. Jh.), mhd. erteilen ‘ein Urteil sprechen, richten, verurteilen, als Urteil zuerkennen, teilen’. Dazu Urteil, s. d. mitteilen Vb. ‘etw. wissen lassen, benachrichtigen, anvertrauen’, mhd. miteteilen ‘Rat geben, etw. mit jmdm. teilen, jmdm. zukommen lassen, übergeben’; Mitteilung f. ‘Nachricht, Meldung, Benachrichtigung, Bekanntgabe’ (16. Jh.). verteilen Vb. ‘(ein Ganzes in einzelnen Stücken) ausgeben’, ahd. firteilen ‘des Anteils berauben, verurteilen’ (10. Jh.), mhd. verteilen ‘ver-, zerteilen, bei einer Teilung übergehen, enterben, den Anteil absprechen, eines Anteils berauben, durch Urteil absprechen, verurteilen, verdammen, verfluchen, verwünschen’. teilhaftig Adj. ‘Anteil habend’, mhd. teilhaftic, teilheftic. teils Adv. ‘teilweise, zum Teil’ (17. Jh.), aus der genitivischen Fügung mhd. eines teiles, frühnhd. (eines) theils ‘zum Teil, einige’, wohl entstanden aus Verbindungen, in denen Teil als Ergänzung zum Verb auftritt. Anteil m. ‘zustehender, zufallender Teil, innere Anteilnahme, Beteiligung’, mhd. anteil; die übertragene Bedeutung ‘Mitgefühl’, besonders in der Wendung Anteil nehmen, entsteht im 18. Jh.; dazu Anteilnahme f. ‘(innere) Beteiligung, Mitgefühl’ (19. Jh.). Gegenteil n. ‘den Gegensatz zu etw. anderem Darstellendes’, mhd. gegenteil ‘Gegenpartei im Rechtsstreit’; im heutigen verallgemeinerten Sinne seit dem 16. Jh.; gegenteilig Adj. (16. Jh.). Nachteil m. ‘Umstände, die jmdn. beeinträchtigen, jmdm. schaden’ (15. Jh.), als Gegenwort zu älterem Vorteil, s. unten; nachteilig Adj. (15. Jh.).; benachteiligen Vb. ‘zurücksetzen, nicht das gleiche zugestehen’ (16. Jh.). Vorteil m. ‘günstiger Umstand, Gewinn, Nutzen’, ahd. forateila f. ‘Belohnung, Zuteilung’ (8. Jh.), mhd. vorteil m. n. ‘Teil voraus, Vorausempfang, Vorrecht’, mnd. vordēl n.; übervorteilen Vb. ‘Vorteil über jmdn. erringen, überlisten, betrügen’ (15. Jh.). teilhaben Vb. ‘beteiligt sein, teilnehmen’, ahd. teil habēn (8. Jh.), mhd. teil haben; Teilhaber m. ‘Mitberechtigter an Eigentum, besonders Geschäftseigentum’ (Anfang 18. Jh.), Kompagnon verdrängend. teilnehmen Vb. ‘sich beteiligen, mitmachen, mitempfinden, mitfühlen’, ahd. teil neman (8. Jh.), mhd. teil nemen; Teilnahme f. ‘Beteiligung, das Beteiligtsein, Mitgefühl’ (18. Jh.), älter Teilnehmung.

Thesaurus

Synonymgruppe
Assoziationen
Synonymgruppe
gemeinsam benutzen · mitbenutzen · teilen
Synonymgruppe
durchgeben · weitergeben · weiterleiten · übergeben  ●  teilen (soziales Netzwerk)  Neologismus
Assoziationen
Synonymgruppe
aufteilen (auf) · gliedern · segmentieren · stückeln · teilen · untergliedern · unterteilen · zerlegen  ●  (auf)splitten  ugs., Anglizismus
Synonymgruppe
dividieren (durch) · teilen (durch)
Assoziationen
Antonyme
Synonymgruppe
(etwas) mit jemandem teilen · (untereinander) teilen · unter sich aufteilen
Unterbegriffe
  • gleichmäßig (unter zweien) aufteilen · halbpart (machen) · in zwei gleiche Hälften teilen · in zwei gleiche Teile teilen  ●  fifty-fifty (machen) ugs., engl. · halbe-halbe (machen) ugs.
  • (sich etwas) geschwisterlich teilen (mit) · fair (auf)teilen  ●  brüderlich teilen männl. · schwesterlich teilen weibl.
Assoziationen
  • (eine) gemeinsame Kasse machen · (sein Geld) zusammenlegen  ●  (sein) Geld in einen Topf werfen ugs., fig. · zusammenschmeißen ugs.
  • (jemandem) etwas abgeben (von) · (jemandem) etwas geben (von)  ●  (etwas) herausrücken ugs.

Typische Verbindungen zu ›teilen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›teilen‹.

Verwendungsbeispiele für ›teilen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Also wird seine Lust, geteilt mit der niedergehaltenen Frau, selber niedrig. [Pilgrim, Volker Elis: Manifest für den freien Mann – Teil 1, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1983 [1977], S. 81]
Miss Key, deren Herz so weich wie ihr Kopf ist, würde mittlerweile ihr Essen mit jedem teilen, sogar mit Miss Pepper. [Schrott, Raoul: Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde; Hanser Verlag 2003, S. 267]
Auch der generative Kern, welcher nach Ausbildung der somatischen Kerne übrigbleibt, teilt sich noch einmal. [Grell, Karl G.: Protozoologie, Berlin u. a.: Springer 1956, S. 376]
Noch die meisten deutschen Humanisten um 1500 teilen diese Überzeugung. [Grundmann, Herbert: Über die Welt des Mittelalters. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1965], S. 15264]
Das Schicksal teilt sie mit anderen, aber für sie ist es tödlich. [Die Zeit, 25.11.1999, Nr. 48]
Zitationshilfe
„teilen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/teilen>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
teilbeschädigt
teilbar
teilautonom
teilautomatisieren
teilautomatisch
teilerfremd
teilhaben
teilhaft
teilhaftig
teilinvalid