Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

tendenziös

Grammatik Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung ten-den-zi-ös
GrundformTendenz
Wortbildung  mit ›tendenziös‹ als Letztglied: untendenziös
Herkunft Tendenz
eWDG

Bedeutung

abwertend eine Tendenz enthaltend
entsprechend der Bedeutung von Tendenz (2)
Beispiel:
ein tendenziöses Stück, ein tendenziöser Roman
parteiisch, absichtsvoll (entstellend)
Beispiele:
eine tendenziöse Meldung, Darstellung
etw. tendenziös entstellen
die … tendenziösen Veränderungen des tatsächlichen Wortlauts [ Lernet-HoleniaVertauschte Briefe87]
eine Absicht erkennen lassend
Beispiel:
[seine Beteuerung] klang eigentümlich tendenziös oder warnend [ Wasserm.Maurizius415]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

tendieren · Tendenz · tendenziös
tendieren Vb. ‘zu etw. hinneigen, auf etw. gerichtet sein, in eine bestimmte Richtung streben’ (1. Hälfte 16. Jh., Paracelsus), entlehnt aus lat. tendere ‘spannen, ausdehnen, sich hingezogen fühlen, sich anstrengen’. Unter dem Einfluß des Substantivs Tendenz (s. unten) und unter Einwirkung von gleichbed. engl. to tend, frz. tendre (s. unten) gewinnt das Verb im 19. Jh. erheblich an Verbreitung. – Tendenz f. ‘Entwicklungsrichtung, Neigung, Anliegen, Bestrebung’ (2. Hälfte 18. Jh.), wohl entlehnt und relatinisiert aus gleichbed. frz. tendance, afrz. ‘Neigung, Streben’, einer Ableitung von afrz. frz. tendre ‘(auf)spannen, ausstrecken, darreichen, auf etw. abzielen, nach etw. streben’, aus lat. tendere (s. oben). Einfluß von engl. tendency (aus mlat. tendentia, ebenfalls zu lat. tendere) bzw. engl. (heute selten) tendence (aus afrz. tendance) auf den dt. Ausdruck ist wahrscheinlich. tendenziös, vereinzelt tendentiös Adj. ‘in eine bestimmte Richtung zielend, einer bestimmten Absicht dienend, für einen bestimmten Zweck zurechtgemacht’ (Mitte 19. Jh.), vgl. jüngeres frz. tendancieux, engl. tendentious.

Thesaurus

Synonymgruppe
befangen · einseitig · nicht neutral · nicht objektiv · parteiisch · tendenziös · unausgewogen · unilateral · vorbelastet · voreingenommen · vorurteilsvoll
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›tendenziös‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›tendenziös‹.

Verwendungsbeispiele für ›tendenziös‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber wie bei jeder tendenziösen Darstellung verleitet die Absicht von selbst dazu, das allgemeine Bild der Wirklichkeit zu verdunkeln. [Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 02.03.1908]
Durch den tendenziösen Ton, der in der Darstellung immer wieder durchbricht, verliert die auf reiches Quellenmaterial aufgebaute Arbeit leider sehr an Wert. [Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1931, S. 1045]
Das Werk will tendenziös sein – also darf man es daraufhin ansehen. [Tucholsky, Kurt: Auf dem Nachttisch. In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1930]]
Wie objektiv sind denn meine Informationen, die Medien sind immer tendenziös. [Die Zeit, 18.03.1988, Nr. 12]
Das ist, wie das Freie Theater schon seit mehr als 30 Jahren, tendenziös aus Überzeugung. [Süddeutsche Zeitung, 26.06.2004]
Zitationshilfe
„tendenziös“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/tendenzi%C3%B6s>.

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