treu
Adj.
‘unveränderlich fest (in der Gesinnung), anhänglich, zuverlässig’.
Der
ja/jō-Stamm
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
triuwi,
mhd.
triuwe
‘treu, getreu, wohlmeinend’,
mnd.
trūwe,
mnl.
trūwe,
trouwe,
nl.
trouw,
aengl.
trīewe,
trēowe,
engl.
true
(‘wahr, richtig, echt’)
hat neben sich den
a/ō-Stamm
anord.
tryggr
‘treu, vertrauensvoll’,
schwed.
trygg
‘sicher, geborgen’,
got.
triggws
‘treu, zuverlässig’.
Das Adjektiv gehört zusammen mit den unter
Treue
(s. unten),
↗
trauen
und
↗
Trost
(s. d.)
genannten Formen zu dem unter
↗
Teer
(s. d.)
dargestellten Ansatz
ie.
*deru-,
*dreu-,
*drū-
‘Baum’,
eigentlich wohl
‘Eiche’,
und
‘baumstark, hart, fest, treu’
(s. auch
↗
Trog
und
↗
Truhe).
Treue
f.
‘unverändert feste Verbundenheit, beständige Anhänglichkeit, Zuverlässigkeit’,
ahd.
triuwa
‘Treue, Zuverlässigkeit, Vertrag, Bündnis’
(8. Jh.),
mhd.
triuwe,
triwe,
triu
‘Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Treue, Versprechen, Gelübde’,
asächs.
treuwa
‘Treue, Frieden, Bund’,
mnd.
trūwe,
trouwe
‘Treue, Wahrhaftigkeit, Redlichkeit, Eheversprechen, Verlobung’,
mnl.
trouwe,
trūwe,
nl.
trouw
‘Treue, Heirat, Trauung’,
aengl.
trēow
‘Treue, Wahrheit, Glaube, Versprechen’,
got.
triggwa
‘Bund, Bündnis’
(
germ.
*trewwō),
ablautend
aengl.
trūwa
‘Treue, Glaube, Vertrauen’,
anord.
trū
‘Treue, Gelöbnis, Glaube, Religion’,
schwed.
tro
‘Glaube, Treue’.
Aus der ursprünglichen Bedeutung
‘gegenseitige feste Abmachung, Bündnis’
entwickelt sich
‘das Einhalten eines Vertrages’;
in mhd. Zeit wird
Treue
zu einem Tugendbegriff der ritterlich-höfischen Ethik.
In nhd. Zeit überwiegt der Sinn des Steten, Festen, Dauernden.
Die feste präpositionale Wendung
(Dativ Plur.)
mhd.
in triuwen
‘in Wahrheit’,
verschmolzen zu einem Wort
mhd.
entriuwen,
mnd.
entrūwen,
entwickelt sich unter Schwund der unbetonten Präposition zu
mhd.
triuwen,
trouwen,
(
md.)
trūwen,
mnl.
trouwen,
nhd.
traun
Interjektion
‘fürwahr!, wahrhaftig!, ganz gewiß!’;
doch bereits
Adelung
vermerkt:
„in den gemeinen Sprecharten veraltet“.
Treubruch
m.
‘Verrat’
(um 1700),
zuvor bereits
treubrüchig
Adj.
‘die Treue, den Treueid brechend’,
spätmhd.
triuwebrüchic
‘wortbrüchig, meineidig’.
Treuhänder
m.
‘wem etw. zu treuen Händen übergeben worden ist, Verwalter fremden Eigentums’,
mhd.
triuwehander,
-hender,
Rechtsausdruck nach Fügungen wie
mhd.
die triuwen hende,
ze triuwer hant,
ze triuwen handen.
treulich
Adj.
‘mit Treue, zuverlässig’,
mhd.
triuwelich.
treulos
Adj.
‘ohne Treue, nicht treu, verräterisch’,
mhd.
triuwelōs.
Die ursprünglich rechtliche Bedeutung
‘vertragsbrüchig gegenüber einem Bündnis, gegenüber Abmachungen’
wird in mhd. Zeit zu
‘verräterisch, bertrügerisch’
erweitert,
später auch
‘unzuverlässig’
(16. Jh.),
‘lügnerisch’
(18. Jh.),
‘(vom Gedächtnis) unbeständig, ungenau’
(19. Jh.);
Treulosigkeit
f.
‘treuloses Verhalten, Treubruch’
(Mitte 16. Jh.).
betreuen
Vb.
‘in Obhut nehmen, pflegen, für jmdn., etw. sorgen’,
mhd.
betriuwen
‘in Treue erhalten, schützen’.
Betreuung
f.
‘Zuwendung, Pflege, Bearbeitung’
(17. Jh.),
zuvor
‘Zusicherung, Übereignung’
(Ende 15. Jh.).