Ernsthaftigkeit vermissen lassend
Kollokationen:
als Adverbialbestimmung: etw. wirkt unernst
Beispiele:
Sie [die neuen Rechten in den USA]
meinen es mit nichts hundertprozentig ernst, aber zugleich mit nichts
hundertprozentig unernst. Das bringt ihre Gegner in
die Position, immer als uncool oder hypersensibel dazustehen. Man hat es
immer nicht ganz so gemeint, obwohl man auch nie verrät, inwiefern man es
unernst meinte. Es gehe bloss darum, zu
provozieren […]. [Neue Zürcher Zeitung, 12.12.2017]
Wenn in der Antike überhaupt mal grundsätzliche Bedenken gegen die
»Ilias« geäußert wurden, dann nicht, weil das Epos zu ernst wäre, sondern zu
unernst. Kritik entzündete sich vor allem an der
allzu flapsigen Gestaltung der Götterfamilie, die man für unschicklich
hielt. [Die Welt, 11.11.2017]
»Der Mann, der nach der Oma kam« ist ein herrlich
unernster Film über die chaotischen Zustände in
einem Künstlerhaushalt, den bisher immer Oma in Ordnung gehalten
hatte. [Berliner Zeitung, 16.06.1995]
Die beiden Männer blickten ein wenig unernst auf die laienhaften Additionen [Kalkulation für einen Brauereibetrieb], was [die Gräfin] C[…] durchaus nicht übelnahm. »Wir wollen mal sehen, meine Herren, wer zuletzt lacht. Ich weiß, daß es für eine Frau, wie ich eine bin, schwer ist[…]. Aber, […] Sie sollten erst mal zuhören.« [Rode, Axel: Das Erbe der Guldenburgs, Bergisch-Gladbach: Lübbe 1986, S. 182]
ironischAber den Pseudoernst des Fußballspiels mit dem Ernsthaftigkeitsgrad
des musikalischen Spielens zu vergleichen ist ein Witz. Nicht daß die Musik
ernster wäre als Fußball, nein, sie ist bei weitem
unernster. Die Musik ist radikal
unernst, sie ist nur Spiel. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2006]