Zucht
f.
‘das Aufziehen, Züchten (von Tieren und Pflanzen) und dessen Ergebnis, (strenge) Erziehung, Gehorsamkeit, Disziplin’,
ahd.
zuht
‘Unterhalt, Nahrung, Erziehung, Belehrung, Sprößling, Geschlecht’
(8. Jh.),
mhd.
zuht
‘das Ziehen, Zug, Richtung, Weg, Erziehung, Bildung, Strafe, feine Sitte und Lebensart, Ernährung, Unterhalt, Abstammung, das Aufgezogene’,
asächs.
tuht,
mnd.
tucht
‘Zug, Ziehen, Aufschub, Verzug, Frist, Erziehung, Bildung, das Aufgezogene’
(besonders vom Vieh),
mnl.
tocht,
tucht
‘das Ziehen, Erziehung, Nutznießung, Höflichkeit’,
nl.
tocht,
aengl.
tyht
‘Lauf, Bewegung, Unterweisung’,
anord.
(wohl aus dem
Mnd.)
tykt
‘Zucht, Strafe’
sowie
got.
ustaúhts
‘Vollendung, Erfüllung’
sind ablautende Abstrakta mit
ti-Suffix
(
germ.
*tuhti-)
zu dem unter
ziehen
(s. d.)
behandelten Verb.
Sie bezeichnen zunächst
‘das Ziehen’
als Beihilfe bei der Geburt von Haustieren,
danach die Ernährung und Pflege der Jungtiere
sowie das Aufziehen von Pflanzen und (jungen) Menschen
und (im menschlichen Bereich) Erziehung und Bildung.
Mhd.
zuht
gehört im Sinne von
‘feine Sitte und höfische Lebensart’
zu den Kernbegriffen der mittelalterlich-höfischen Ethik.
züchten
Vb.
‘planmäßig und auswählend Pflanzen oder Tiere heranziehen’,
ahd.
zuhten
(8. Jh.),
mhd.
zühten
‘nähren, aufziehen’.
Züchter
m.
‘wer planmäßig, auswählend, veredelnd Tiere und Pflanzen heranzieht’
(wohl erst 19. Jh.),
zuvor
frühnhd.
‘Lehrer, Erzieher’;
vgl.
ahd.
zuhtāri
‘Ernährer, Erzieher’
(9. Jh.;
zuhtāra
f.
‘Ernährerin’,
auch
‘Nachkommenschaft’,
8. Jh.),
mhd.
zühter
‘Vogeljunges’,
auch
‘wer junge Tiere aufzieht’.
züchtig
Adj.
‘brav, anständig’,
ahd.
zuhtīg
‘geschult, maßvoll, zur Zucht fähig’
(10. Jh.),
mhd.
zühtec,
zühtic
‘züchtigend, wohlgezogen, artig, höflich, gedeihlich, fruchtbringend’.
Gezücht
n.
‘Heran-, Aufgezogenes’,
oft geringschätzig
‘Brut, Gesindel, Geschmeiß’,
mhd.
gezüchte;
Kollektivum zu
Zucht.
Vgl.
Otterngezüchte
(
Luther,
Mt. 3,7).
züchtigen
Vb.
‘(körperlich) strafen’,
mhd.
zühtegen,
zühtigen
‘durch Zucht erziehen, strafen, sich ziehen, bilden’;
vgl.
ahd.
afterzuhtīg
‘(nach dem Werfen der Lämmer) säugend’
und (zweifelhaft)
afterzuhtīgen
‘(nach dem Werfen der Lämmer) säugen’.
Unzucht
f.
‘unsittliche Handlung’,
ahd.
unzuht
(10. Jh.),
mhd.
unzuht
‘Ungehörigkeit, Ungesittetheit, Roheit, Gewalttätigkeit, Unsittlichkeit’.
unzüchtig
Adj.
‘unsittlich’,
ahd.
unzuhtīg
(10. Jh.),
mhd.
unzühtec,
unzühtic
‘zuchtlos, unsittlich’.
Zuchthaus
n.
‘Strafanstalt’
(17. Jh.),
‘Wohngemeinschaft, Internat, Erziehungs-, Besserungsanstalt’
(16. Jh.).
Zuchtwahl
f.
s.
Selektion.