a)
traditionell und für eine bestimmte Region typisch
siehe auch urig (a, b), Synonym zu bodenständig
Kollokationen:
als Adjektivattribut: urchige Mundart, Volksmusik; urchiger Dialekt
Beispiele:
Untermalt wurde die Platzkundgebung mit
urchigen Alphorn‑ und Jodelklängen,
Blasmusik, Fahnenschwingern und Trychler‑Umzügen. [Neue Zürcher Zeitung, 10.09.2011]
Geboren und aufgewachsen ist
S[…] in Langenthal, im Schweizer
Mittelland, wo sich die urchige Nationalsportart
[das dem Baseball ähnliche Hornussen]
bis heute grosser Beliebtheit erfreut. [Der Bund, 23.07.2020]
[…] in der Schweiz haben sich eine Vielzahl
urchiger Silvesterbräuche erhalten. In den
langen, dunklen Nächten zwischen den Jahren bahnen sich unheimliche,
dämonische und märchenhafte Wesen ihren Weg auf die Erde, um mit viel
Lärm und Getöse die Finsternis zu vertreiben und ebenso lärmig das neue
Jahr zu begrüssen. [Basler Zeitung, 27.12.2001]
[…] was schmeckt urchiger als
ein saurer Most zu einem Stück Appenzeller? [Basler Zeitung, 20.07.2000]
Trotz Ausweitung des kulinarischen Angebotes stellten
R[…]s
fest, dass die urchigen Gerichte wie
Älplermagronen, Käsewähe und Röschti am meisten bevorzugt wurden. [Luzerner Zeitung, 10.12.1999]
Sie wissen nicht, dass er einen deutschen Pass hat und mit
Eltern und Schwester urchiges Bayrisch spricht. [Basler Zeitung, 11.12.1997]
b)
einfach und in traditionellem Stil und daher gemütlich, anheimelnd
Synonym zu urig (a)
Beispiele:
Die wohl urchigste
[Wirtschaft] steht
[…] ausserhalb von Samnaun Dorf: die
»Schmuggler‑Alm«, eine wahrlich vergnügliche Beiz. [Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2014]
Die Präferenzen [bei Ferienwohnungen] verändern sich. […] Gefragt
sind heute kleinere, einfachere und urchige
Objekte, Rustici. [Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2011]
Es herrschte eine gemütliche, urchige
Atmosphäre; die Luft war erfüllt vom Duft des Kaffees (mit Zusatz
versteht sich), vom Qualm eines wärmenden Feuers und vom Klang hin und
her wippender Volksmusik. [Luzerner Zeitung, 21.01.2002]
Bestellt man in dem urchigen Beizlein
(= Wirtshaus)
einen Salat, geht die Patronne
(= Gastwirtin)
mit dem Sieb in den Garten und schneidet einen knackigen »Frisée«, der
fünfzehn Minuten später auf dem Tisch steht, frischer gehts nimmer. [Basler Zeitung, 26.07.2001]
metonymisch Heimelig geht es in der Ländlerstube zu und her, wo das
Ländlertrio […] für
urchige Stunden sorgt. [Luzerner Zeitung, 26.01.2002]
c)
mit einer derben, aber sympathischen Art, die als typisch gilt für eine Bevölkerungsgruppe, z. B. einen Berufsstand, eine Region o. Ä.
Synonym zu urig (d)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: urchige Bergler
Beispiele:
Der Bart, und mit ihm auch der Schnauz, ist
[…] wieder in Mode, weil er von
urchiger Männlichkeit berichtet, von
kratzbürstigem Eigensinn und von robustem Abenteurer‑Geist. [Neue Zürcher Zeitung, 19.10.2008]
Am Bratwurststand darf der Städter noch
urchig sein – kernig, natürlich,
naturbelassen, urwüchsig und
ungekünstelt[…]. [Der Tagesspiegel, 29.07.2007]
Der Bühnen‑Enzler ist der typische Appenzeller und zementiert
das Klischee des urchigen Appenzellers als
gemütlichen, aber engstirnigen Choleriker und Bünzli
(= Spießbürger). [St. Galler Tagblatt, 13.02.2019]
Statt mit dem distanziert freundlichem »Hi« wird man in der
Hauptstadt der Country‑Musik
(= Nashville)
mit einem urchigen »Howdy!« begrüsst. [Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2005]
Ich mache diesen Job
[…]
sehr gerne und geniesse den Kontakt mit den Marktfahrern, die ein etwas
spezielles Volk sind. […] Sie sind urchig
und poltern immer ein bissschen, so dass ich mich manchmal gegen sie
durchsetzen muss. [Basler Zeitung, 30.09.1998]
In der Mitte des Festgeländes sitzen einige Männer gesellig
beisammen und sprechen über ihre Autos und über kriminelle Ausländer. Es
sind urchige Mannen mit
runden[,]
weichen Muskeln – Muskeln, wie sie auf langen Fahrten in gewichtigen
Trucks wachsen. [Der Bund, 30.06.1997]
d)
naturbelassen, weitgehend unberührt von der Zivilisation
Synonym zu urig (c)
Beispiele:
Dann geht es weiter an Feldern und Weiden vorbei, durch den
urchigen Wald nach Moiry bis Romainmôtier. [Luzerner Zeitung, 31.10.2020]
Mit den auf Intervall eingestellten kleinen Digitalkameras
[die die Kühe um den Hals trugen]
gelangen den Kühen unnachahmliche Bilder von ihresgleichen in allen
möglichen Verrenkungen, ferner von Hof, Herr und Hund und natürlich von
urchigen Landschaften in allen Farben der
Jahreszeiten. [Neue Zürcher Zeitung, 21.11.2014]
Für andere sind es die Bilder der
urchigen Walliser Täler [die einen prägenden Eindruck hinterlassen]
[…]
[…] [Neue Zürcher Zeitung, 11.06.2006]