Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

verbalisieren

Grammatik Verb · verbalisiert, verbalisierte, hat verbalisiert
Worttrennung ver-ba-li-sie-ren
Wortzerlegung verbal -isieren
Wortbildung  mit ›verbalisieren‹ als Erstglied: Verbalisierung

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. [bildungssprachlich] ⟨jmd. verbalisiert etw.⟩ etw. in Worte fassen, formulieren, etw. sprachlich äußern
  2. 2. [Sprachwissenschaft] ein Verb aus der Form einer anderen Wortart, meist einem Substantiv, bilden
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
bildungssprachlich jmd. verbalisiert etw.etw. in Worte fassen, formulieren, etw. sprachlich äußern
Beispiele:
Die Wirkungen, die verschiedene Farben im Betrachter auslösen, sind nicht nur mehrdeutig, sondern unmöglich zu verbalisieren […]. [Berliner Zeitung, 18.10.1999]
Auch wenn Eltern ihre Ängste nicht verbalisieren, spürt das Kind ihre Sorge. »Kinder […] spüren instinktiv, wie es ihnen [den Eltern] geht, ohne dass es ausgesprochen wird«[…]. [Der Spiegel, 01.12.2011 (online)]
Da [beim Führungspersonal von Rechtspopulisten] ist keiner, der auch nur in der Lage wäre, den Unmut breitenwirksam zu verbalisieren. [Die Zeit, 29.04.2009 (online)]
Verbalisieren konnte er seine Emotionen noch nie. [Die Zeit, 20.11.1987]
In ihnen [in bestimmten Verhandlungsgremien] treffen sich die Interessenpartner, um auf der Grundlage gewisser akzeptierter »Spielregeln« […] ihre Gegensätze zu verbalisieren und, soweit möglich, zu einer Einigung zu kommen. [Dahrendorf, Ralf, Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft, Stuttgart: Enke 1957, S. 227]
2.
Sprachwissenschaft ein Verb aus der Form einer anderen Wortart, meist einem Substantiv, bilden
Beispiele:
Formulieren Sie folgenden Präpositionalphrasen in Verbalphrasen um oder umgekehrt. Achten Sie darauf, dass Sie jeweils die Verben nominalisieren und die Nomen verbalisieren müssen. [Lippmann / Scholz: Das BGB für ausländische Studierende. Übungen zu Rechtssprache und Methodik. Heidelberg 2014, S. 259]
Da sind schon häufig – als bemüht‑rhetorisches, vergängliches Stilmittel – viele Eigennamen, aus dem Nomen präpariert, verbalisiert worden, weil die Tätigkeit der Namensträger als wichtig oder aktuell oder als satirisch zuvorkommend vermeldet wurde[…]. [ Leserartikel-Blog Wenn ein Nomen proprium verbalisiert wird, 03.08.2009, aufgerufen am 16.04.2016]
Verben und Adjektive werden substantiviert, Substantive, selbst Präpositionen [in der englischen Sprache] verbalisiert[…]. [Neue Zürcher Zeitung, 31.05.2008]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Verbum · Verb · verbal · verbalisieren
Verbum Verb n. einen Vorgang oder Zustand schilderndes Aussagewort, ‘Tätigkeits-, Zeitwort’. Der grammatische Terminus lat. verbum wird in dem genannten Sinne im 15. Jh. in dt. grammatische Schriften aufgenommen; ohne lat. Endung auftretendes Verb begegnet in der 1. Hälfte des 18. Jhs., setzt sich aber erst gegen Ende des 19. Jhs. durch. Als dt. Ausdrücke finden sich Zeitwort (15. Jh.), Sagwort, Sprechwort (17. Jh.), thätiges Zeitwort, Thätigkeitswort (19. Jh.). Für lat. verbum, eigentlich ‘Wort, Ausdruck, (zusammenhängende) Rede, (Sinn)spruch’, steht außerhalb der grammatischen Fachsprache als dt. Äquivalent Wort (seit ahd. Zeit). – verbal Adj. ‘auf sprachlicher, mündlicher Aussage beruhend, mit Worten, wörtlich’ (um 1700), in der Grammatik ‘auf dem Verb beruhend, von ihm abgeleitet, das Verb betreffend, als Verb gebraucht’ (1. Hälfte 19. Jh.), aus spätlat. verbālis ‘zum Wort, zum Verb, Zeitwort gehörig’. verbalisieren Vb. ‘mündlich verhandeln, Aussagen zu Protokoll geben’, auch ‘unnütze Worte machen’ (1. Hälfte 19. Jh.), vielleicht unter Einwirkung von frz. verbaliser ‘mündlich verhandeln, ein Protokoll aufnehmen, viele Worte machen’. Allgemein ‘in Worte fassen, mit Worten ausdrücken’, in der Sprachwissenschaft ‘in Sprache umsetzen, zu einem Wort, Nomen ein Verb bilden, daraus ableiten’ (20. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
(etwas) aussprechen · (etwas) formulieren · (etwas) in Worte fassen · (etwas) verbal ausdrücken · (etwas) verbalisieren  ●  (etwas) äußern Hauptform · (einer Sache) Ausdruck verleihen geh.
Unterbegriffe
  • (etwas) so nicht verstanden wissen (wollen) · (sich) im Ton vergreifen · (sich) ungeschickt ausdrücken · (sich) unglücklich ausdrücken · nicht den richtigen Ton treffen
  • (einer Sache) nachempfunden (sein) · (etwas) aufgreifen · (sich) anlehnen (an) · (sich) berufen (auf) · (sich) beziehen (auf) · (sich) stützen (auf) · (von etwas) inspiriert (sein) · Bezug nehmen (auf) · angelehnt sein (an) · anknüpfen (an) · anspielen (auf) · verweisen (auf) · zurückgreifen (auf)  ●  (bei / an etwas) Anleihen nehmen geh., fig. · alludieren geh., lat., bildungssprachlich · rekurrieren (auf) geh.
Assoziationen
Zitationshilfe
„verbalisieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verbalisieren>.

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selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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