Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

verbrecherisch

Grammatik Adjektiv · Komparativ: verbrecherischer · Superlativ: am verbrecherischsten
Aussprache  [fɛɐ̯ˈbʀɛçəʀɪʃ]
Worttrennung ver-bre-che-risch
Wortzerlegung Verbrecher -isch
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
so verwerflich, dass es einem Verbrechen gleichkommt, moralisch verurteilenswert, verdammenswert
siehe auch kriminell
Kollokationen:
als Adjektivattribut: verbrecherische Absichten, Handlungen, Machenschaften, Umtriebe, Ziele; verbrecherischer Leichtsinn, Wahnsinn; verbrecherisches Treiben, Tun; ein verbrecherischer Anschlag, Befehl, Überfall, Krieg, Angriffskrieg, Vernichtungskrieg
Beispiele:
[…] Sicherheitslücken könnten auch von Kriminellen entdeckt und etwa für Angriffe auf kritische Infrastruktur oder andere verbrecherische Machenschaften ausgenutzt werden. [Der Standard, 29.03.2016]
In beiden Tätergruppen erreichten die im Stillen gepflegten verbrecherischen Wunschvorstellungen irgendwann eine derartige Wucht, dass der Mensch diesem Druck nicht mehr standhalte. [Die Zeit, 19.03.2009]
Es sind in Einzelfällen Experimente von Gerichtsmedizinern dokumentiert, die ebenso verbrecherisch wie pseudowissenschaftlich waren. So hat Hellmut Dencks für seine Habilitationsschrift im Rahmen eines Großprojektes der Nationalsozialisten […] vollkommen unsinnige Untersuchungen an Spermaproben von Häftlingen vorgenommen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.07.2004]
Wiederum leiden zwei Völker unter einem verbrecherischen Überfall durch die Militärmacht der Hitlerregierung. [Neuer Vorwärts, 28.04.1940]
Ich, unbesonnen wie ich bin, schmähe die Südbahn, da das Elend des ausgebeuteten Personals zum Himmel schreit, da verbrecherische Fahrlässigkeit das Leben von Tausenden gefährdet. [Die Fackel, 2002 [1900]]
2.
zu schweren Straftaten fähig, skrupellos
siehe auch kriminell (b)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: verbrecherische Elemente; eine verbrecherische Clique, Organisation; ein verbrecherisches Regime
Beispiele:
Schuld am Ertrinken [der Flüchtenden] sind die verbrecherischen Schleuserbanden, die ihre Opfer […] auf überfüllte Boote zwingen. [Die Zeit, 23.04.2015]
Wir wissen nicht, wohin das verbrecherische Regime [in Syrien] die anderen Häftlinge gebracht hat. [Der Spiegel, 29.05.2015 (online)]
Das Schweizer Bankgeheimnis, das in den wirren Jahren zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde, diente zunächst vor allem zur Absicherung – für Menschen, die Geld für ihre Flucht aus einem Staat bereithalten wollten, der unsicher und verbrecherisch sein konnte. [Die Zeit, 23.02.2014]
Stalin gilt zu Recht als einer der verbrecherischsten Diktatoren, der keine Skrupel kannte beim Aushungern von ukrainischen Bauern, bei der Deportation von Krimtataren, Tschetschenen und anderen Völkern sowie bei der massenhaften Ermordung von politischen Gegnern und bei der gnadenlosen Verfolgung von vermeintlichen Verrätern. [Süddeutsche Zeitung, 23.11.2009]
In vielen italienischen Staaten waren es kunstliebende, halb verbrecherische, halb militärische Despoten, welche die neue Staaten‑ und Wirtschaftsbildung vollzogen. [Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Erster Teil. Berlin: Duncker & Humblot 1978 [1900], S. 316]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

brechen · Brecher · aufbrechen · Aufbruch · ausbrechen · einbrechen · Einbruch · Einbrecher · gebrechen · Gebrechen · gebrechlich · verbrechen · Verbrechen · Verbrecher · verbrecherisch
brechen Vb. ‘in Stücke teilen, zerfallen’, ahd. brehhan ‘brechen, reißen, vernichten’ (8. Jh.), mhd. brechen, asächs. brekan, mnd. mnl. brēken, nl. breken, afries. breka, aengl. brecan, engl. to break, got. brikan (germ. *brekan) sind verwandt mit den im Ablautverhältnis stehenden Bildungen Brache, Bruch1 m. und Brocken (s. d.) sowie mit lat. frangere ‘(zer)brechen’ (mit nur präsentischem n; s. Fraktur), so daß sich ie. *bhreg̑- ‘brechen, krachen’ als Ausgangsform erschließen läßt. – Brecher m. ‘Sturzsee’ (19. Jh., nach engl. breaker). aufbrechen Vb. ‘sich auf den Weg machen, gewaltsam öffnen’, mhd. ūfbrechen; Aufbruch m. mhd. ūfbruch. ausbrechen Vb. ahd. ūʒbrehhan (Hs. 13. Jh.), mhd. ūʒbrechen. einbrechen Vb. ‘gewaltsam eindringen’, ahd. inbrehhan ‘eindringen, hineinstürzen’ (9. Jh.), mhd. īnbrechen; Einbruch m. mhd. īnbruch ‘das Eindringen, Eingriff, Schaden’; Einbrecher m. ‘wer gewaltsam eindringt und sich an fremdem Eigentum vergreift’ (16. Jh.). gebrechen Vb. ‘fehlen, mangeln’, mhd. gebrechen ‘brechen, fehlen, mangeln’; nur noch in es gebricht (mir) an etw., z. B. an Geld, Zeit, Mut (d. h. etw. bricht „geht“ mir ab, daher ‘es fehlt mir’). Vgl. ahd. gibrehhan ‘zerschmettern’, reflexiv ‘sich unterwerfen’ (11. Jh.). Dazu gehört der substantivierte Infinitiv Gebrechen n. ‘körperlicher Fehler, Krankheit’ (14. Jh.); vgl. dagegen mhd. gebreche m. ‘Mangel, Beschwerde, Krankheit’; gebrechlich Adj. ‘hinfällig’, mhd. gebrechlich. verbrechen Vb. ‘das Gesetz brechen, sich schwer vergehen’, ahd. firbrehhan (9. Jh.), mhd. verbrechen ‘zerschlagen, zerstören’, ursprünglich verstärktes brechen (wie zerbrechen), doch schon in mhd. Rechtssprache ‘eine Verbindlichkeit, ein Gebot übertreten, verletzen’. Der substantivierte Infinitiv Verbrechen n. ‘Straftat, schweres Vergehen’ in diesem juristischen Sinne erst im 17. Jh. Verbrecher m. ‘Gesetzesbrecher’ (17. Jh.); dagegen bezeichnet mhd. frühnhd. verbrecher jeden, der sich eines kleinen Vergehens schuldig macht. verbrecherisch Adj. (18. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
illegal · kriminell · mafiös · rechtswidrig · sträflich · ungesetzlich · verbrecherisch
Assoziationen
Synonymgruppe
delinquent · kriminell · straffällig · verbrecherisch  ●  auf der schiefen Bahn  ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›verbrecherisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verbrecherisch‹.

Zitationshilfe
„verbrecherisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verbrecherisch>.

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