Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

verfügen

Grammatik Verb · verfügt, verfügte, hat verfügt
Aussprache 
Worttrennung ver-fü-gen
Wortzerlegung ver- fügen
Wortbildung  mit ›verfügen‹ als Erstglied: Verfügung · verfügbar
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. behördlich, dienstlich anordnen, bestimmen, befehlen
Beispiele:
das Ministerium verfügte den Ausbau des Straßennetzes
eine Pfändung, Beschlagnahme, die Freigabe von etw. verfügen
in seinem Testament verfügte er, dass …
das vollziehende und verfügende Organ der Volksvertretung, der Rat [ Einheit1956]
2.
über jmdn., etw. verfügendas Recht, die Möglichkeit haben, zu bestimmen, was mit jmdm., etw. geschehen soll
Beispiele:
über sein Geld frei verfügen (= es jederzeit beliebig verwenden) können
du kannst doch nicht (so einfach) über ihn verfügen, ohne ihn zu fragen
verfügen Sie über mich! (= ich stehe zu Ihren Diensten!) (= Höflichkeitsformel)
3.
über etw. verfügenetw. besitzen, haben (und verwenden, einsetzen können)
Beispiele:
über große Reserven, die nötigen Geldmittel, ein Fahrzeug verfügen
er verfügt über reiche Erfahrungen, ein umfangreiches Wissen, gute fachliche Kenntnisse, großen Einfluss
im Urlaub verfügte er über die nötige Zeit für seinen Garten
4.
papierdeutsch sich irgendwohin verfügensich irgendwohin begeben
Beispiel:
er verfügte sich zum Bahnhof, in sein Zimmer, zu seinem Bruder, nach Hause
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

fügen · fugen · verfügen · Verfügung · Fuge2 · Fug · Befugnis · befugt · füglich · Unfug · fügsam · Fügung · Gefüge · gefügig · ungefüge
fügen Vb. ‘passend zusammensetzen, verhängen, bewirken’, reflexiv ‘sich unterordnen’, ahd. fuogen ‘verbinden, vereinigen, ineinanderpassen’ (8. Jh.), mhd. vüegen, vuogen, auch ‘bewerkstelligen, sich anpassen, machen, daß etw. geschieht’, asächs. fōgian, mnd. vȫgen, vǖgen, mnl. voeghen, nl. voegen, aengl. fēgan, engl. to fay ‘passen, verbinden’ sind verwandt mit Fach (s. d.) und den dort genannten Formen. Daneben steht fugen Vb. ‘fest zusammensetzen, mit einer Fuge verbinden’, die in der Handwerkersprache bewahrte obd. umlautlose Form von fügen; heute meist als Ableitung von Fuge (s. unten) empfunden. verfügen Vb. ‘an die richtige Stelle setzen, einfügen, anordnen’, reflexiv ‘sich begeben’, frühnhd. verfüegen (15. Jh.), mnd. vorvogen ‘einrichten’. Verfügung f. ‘Anordnung’ (16. Jh.). – Fuge2 f. ‘Ritze, Verbindungslinie zwischen zusammengehörigen Bauteilen’, ahd. fuogī ‘Verbindung, Zusammensetzung, Verbindungsstelle’ (um 1000), mhd. vuoge ‘Zusammenfügung, Stelle eingreifender Verbindung zueinander’, aber auch (und damit in mhd. Zeit bedeutungsgleich mit dem folgenden Fug) ‘Schicklichkeit, passende Gelegenheit, Kunstfertigkeit’; vgl. auch (mit anderer Bildungsweise) ahd. fuoga ‘Geschicklichkeit’ (Hs. 13. Jh.). Fug m. ‘Zuständigkeit, Recht’, mhd. vuoc ‘Schicklichkeit, passende Gelegenheit, Kunstfertigkeit’, heute vor allem noch in der Wendung mit Fug und Recht (16. Jh.). Befugnis f. ‘Zuständigkeit, Recht’ (16. Jh.). befugt Part.adj. ‘zuständig, berechtigt’, vgl. befugt sein (15. Jh.), aus dem Part. Prät. von spätmhd. sich bevūgen ‘eine Zuständigkeit ausüben’ (14. Jh.). füglich Adj. ‘passend, schicklich, mit Berechtigung’, spätmhd. vuoclich, vüeclich; vgl. ahd. gifuog(i)līh (9. Jh.). Unfug m. ‘öffentliches Ärgernis erregendes Verhalten, Dummheiten, Schabernack’, mhd. unvuoc ‘Unanständigkeit, Roheit, Schande, Frevel’. fügsam Adj. ‘leicht lenkbar, anpassungsfähig’, spätmhd. vuoc-, vüecsam ‘schicklich, angemessen’ (14. Jh.). Fügung f. ‘Geschick, Schicksal’, mhd. vüegunge ‘Zusammenfügung, Art und Weise’, seit dem 17. Jh. Terminus der Syntax für lat. cōnstrūctio. Gefüge n. ‘Struktur, innere Ordnung’, von ahd. gifuogī̌ ‘Verbindung’ (8. Jh.) unabhängige Neubildung des 17. Jhs. gefügig Adj. ‘fügsam, passend’ (15. Jh.), mit anderer Endung anschließend an ahd. gifuogi, mhd. gevüege Adj., bewahrt in ungefüge Adj. ‘unförmig, unhandlich’, ahd. ungifuogi (11. Jh.), mhd. ungevüege, -vuoge ‘unartig, unhöflich, unbeholfen, plump’.

Thesaurus

Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe

Typische Verbindungen zu ›verfügen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verfügen‹.

Verwendungsbeispiele für ›verfügen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Der Wirt verfügte über eine seltene Fähigkeit, seinen Gästen das Geld lockerzumachen. [Marchwitza, Hans: Roheisen, Berlin: Verlag Tribüne Berlin 1955, S. 110]
Nach jedem Zug werde er, um unsere Beratungen nicht zu stören, sich zu einem anderen Tisch am Ende des Raumes verfügen. [Zweig, Stefan: Schachnovelle, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1961 [1943], S. 22]
Das Werk, dessen Corpus bewegliche Flügel trug, verfügte über 17 Register. [Heckmann, Harald: Freiburg im Breisgau. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1955], S. 14590]
Der Vater der Logik verfügt ebenso wenig über scharf definierte Worte wie über klar unterschiedene grammatische Begriffe. [Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 26846]
Die Patienten verfügen zwar nicht mehr bewusst über die jeweiligen Kapazitäten, können sie aber dennoch nutzen. [Die Zeit, 03.02.2000, Nr. 6]
Zitationshilfe
„verfügen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verf%C3%BCgen>.

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