etw. behördlich, dienstlich anordnen, bestimmen, befehlen
verfügen
Bedeutungsübersicht
- 1. etw. behördlich, dienstlich anordnen, bestimmen, befehlen
- 2. ⟨über jmdn., etw. verfügen⟩ das Recht, die Möglichkeit haben, zu bestimmen, was mit jmdm., etw. geschehen soll
- 3. ⟨über etw. verfügen⟩ etw. besitzen, haben (und verwenden, einsetzen können)
- 4. [papierdeutsch] ⟨sich irgendwohin verfügen⟩ sich irgendwohin begeben
eWDG
Bedeutungen
1.
2.
⟨über jmdn., etw. verfügen⟩das Recht, die Möglichkeit haben, zu bestimmen, was mit jmdm., etw. geschehen soll
Beispiele:
über sein Geld frei verfügen (= es jederzeit beliebig verwenden) können
du kannst doch nicht (so einfach) über ihn verfügen, ohne ihn zu fragen
verfügen Sie über mich! (= ich stehe zu Ihren Diensten!) (= Höflichkeitsformel)
3.
⟨über etw. verfügen⟩etw. besitzen, haben (und verwenden, einsetzen können)
Beispiele:
über große Reserven, die nötigen Geldmittel, ein Fahrzeug verfügen
er verfügt über reiche Erfahrungen, ein umfangreiches Wissen, gute fachliche Kenntnisse, großen Einfluss
im Urlaub verfügte er über die nötige Zeit für seinen Garten
4.
papierdeutsch ⟨sich irgendwohin verfügen⟩sich irgendwohin begeben
Beispiel:
er verfügte sich zum Bahnhof, in sein Zimmer, zu seinem Bruder, nach Hause
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
fügen · fugen · verfügen · Verfügung · Fuge2 · Fug · Befugnis · befugt · füglich · Unfug · fügsam · Fügung · Gefüge · gefügig · ungefüge
fügen
Vb.
‘passend zusammensetzen, verhängen, bewirken’,
reflexiv
‘sich unterordnen’,
ahd.
fuogen
‘verbinden, vereinigen, ineinanderpassen’
(8. Jh.),
mhd.
vüegen,
vuogen,
auch
‘bewerkstelligen, sich anpassen, machen, daß etw. geschieht’,
asächs.
fōgian,
mnd.
vȫgen,
vǖgen,
mnl.
voeghen,
nl.
voegen,
aengl.
fēgan,
engl.
to fay
‘passen, verbinden’
sind verwandt mit
Fach
(s. d.)
und den dort genannten Formen.
Daneben steht
fugen
Vb.
‘fest zusammensetzen, mit einer Fuge verbinden’,
die in der Handwerkersprache bewahrte obd. umlautlose Form von
fügen;
heute meist als Ableitung von
Fuge
(s. unten)
empfunden.
verfügen
Vb.
‘an die richtige Stelle setzen, einfügen, anordnen’,
reflexiv
‘sich begeben’,
frühnhd.
verfüegen
(15. Jh.),
mnd.
vorvogen
‘einrichten’.
Verfügung
f.
‘Anordnung’
(16. Jh.).
–
Fuge2
f.
‘Ritze, Verbindungslinie zwischen zusammengehörigen Bauteilen’,
ahd.
fuogī
‘Verbindung, Zusammensetzung, Verbindungsstelle’
(um 1000),
mhd.
vuoge
‘Zusammenfügung, Stelle eingreifender Verbindung zueinander’,
aber auch
(und damit in mhd. Zeit
bedeutungsgleich mit dem folgenden
Fug)
‘Schicklichkeit, passende Gelegenheit, Kunstfertigkeit’;
vgl. auch
(mit anderer Bildungsweise)
ahd.
fuoga
‘Geschicklichkeit’
(Hs. 13. Jh.).
Fug
m.
‘Zuständigkeit, Recht’,
mhd.
vuoc
‘Schicklichkeit, passende Gelegenheit, Kunstfertigkeit’,
heute vor allem noch in der Wendung
mit Fug und Recht
(16. Jh.).
Befugnis
f.
‘Zuständigkeit, Recht’
(16. Jh.).
befugt
Part.adj.
‘zuständig, berechtigt’,
vgl.
befugt sein
(15. Jh.),
aus dem Part. Prät. von
spätmhd.
sich bevūgen
‘eine Zuständigkeit ausüben’
(14. Jh.).
füglich
Adj.
‘passend, schicklich, mit Berechtigung’,
spätmhd.
vuoclich,
vüeclich;
vgl.
ahd.
gifuog(i)līh
(9. Jh.).
Unfug
m.
‘öffentliches Ärgernis erregendes Verhalten, Dummheiten, Schabernack’,
mhd.
unvuoc
‘Unanständigkeit, Roheit, Schande, Frevel’.
fügsam
Adj.
‘leicht lenkbar, anpassungsfähig’,
spätmhd.
vuoc-,
vüecsam
‘schicklich, angemessen’
(14. Jh.).
Fügung
f.
‘Geschick, Schicksal’,
mhd.
vüegunge
‘Zusammenfügung, Art und Weise’,
seit dem 17. Jh. Terminus der Syntax für
lat.
cōnstrūctio.
Gefüge
n.
‘Struktur, innere Ordnung’,
von
ahd.
gifuogī̌
‘Verbindung’
(8. Jh.)
unabhängige Neubildung des 17. Jhs.
gefügig
Adj.
‘fügsam, passend’
(15. Jh.),
mit anderer Endung anschließend an
ahd.
gifuogi,
mhd.
gevüege
Adj.,
bewahrt in
ungefüge
Adj.
‘unförmig, unhandlich’,
ahd.
ungifuogi
(11. Jh.),
mhd.
ungevüege,
-vuoge
‘unartig, unhöflich, unbeholfen, plump’.
Thesaurus
Synonymgruppe
(über etwas) befinden ·
anordnen ·
anweisen ·
aufzwingen ·
bestimmen ·
diktieren ·
entscheiden ·
festlegen ·
regeln ·
veranlassen ·
verfügen ·
verordnen ·
vorgeben ·
vorschreiben
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Typische Verbindungen zu ›verfügen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verfügen‹.
Atomwaffe
Aufnahmesperre
Ausweisung
Budget
Eigenkapital
Einkommen
Einstellungsstopp
Einziehung
Erfahrung
Fähigkeit
Generalmobilmachung
Infrastruktur
Kapazität
Kenntnis
Know-how
Kompetenz
Mandat
Mehrheit
Mittel
Potenzial
Reserve
Ressource
Sitz
Vermögen
Wegweisung
Wissen
derzeit
insgesamt
zudem
zusammen
Verwendungsbeispiele für ›verfügen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Der Wirt verfügte über eine seltene Fähigkeit, seinen Gästen das Geld lockerzumachen.
[Marchwitza, Hans: Roheisen, Berlin: Verlag Tribüne Berlin 1955, S. 110]
Nach jedem Zug werde er, um unsere Beratungen nicht zu stören, sich zu einem anderen Tisch am Ende des Raumes verfügen.
[Zweig, Stefan: Schachnovelle, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1961 [1943], S. 22]
Das Werk, dessen Corpus bewegliche Flügel trug, verfügte über 17 Register.
[Heckmann, Harald: Freiburg im Breisgau. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1955], S. 14590]
Der Vater der Logik verfügt ebenso wenig über scharf definierte Worte wie über klar unterschiedene grammatische Begriffe.
[Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 26846]
Die Patienten verfügen zwar nicht mehr bewusst über die jeweiligen Kapazitäten, können sie aber dennoch nutzen.
[Die Zeit, 03.02.2000, Nr. 6]
Zitationshilfe
„verfügen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verf%C3%BCgen>.
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