Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

verfallen

Grammatik Verb · verfällt, verfiel, ist verfallen
Aussprache 
Worttrennung ver-fal-len
Wortzerlegung ver- fallen
Wortbildung  mit ›verfallen‹ als Erstglied: Verfalldatum · Verfallsdatum · Verfallung
 ·  mit ›verfallen‹ als Grundform: Verfall
eWDG

Bedeutungen

1.
allmählich zugrunde gehen, zusammenfallen, zerfallen
a)
baufällig werden
Beispiele:
das Gebäude, Bauwerk verfällt mehr und mehr
ein verfallenes Schloss
b)
die körperliche, geistige Kraft und Frische verlieren
Beispiele:
die alte Frau verfällt zusehends
sein Gesicht verfiel, sieht verfallen aus
verfallene Gesichtszüge
seine Kräfte verfallen (= nehmen stark ab)
c)
an Macht, Stärke verlieren, sich auflösen
Beispiele:
das Reich der Babylonier verfiel
in jener Zeit verfielen die Sitten
2.
ungültig, wertlos werden
Beispiele:
ein Wechsel, Pfand, eine Geldnote verfällt
verfallene Fahrkarten, Eintrittskarten, Briefmarken
3.
in etw. verfallen(plötzlich) in einen bestimmten Zustand hineingeraten
Beispiele:
in Nachsinnen, Grübeln, Schweigen, Wut, Panik verfallen
er verfiel in eine schwermütige Stimmung, in eine Psychose, in ein Fieber, in Krämpfe
von einem Extrem in das andere verfallen
er verfiel in den gleichen Fehler, Ton, in seine Mundart, in ein wütendes Schimpfen
umgangssprachlicher verfiel in den alten Trott
das Pferd verfiel nun in Trab (= das Pferd begann zu traben)
4.
jmdm., einer Sache verfallenin den Zustand der Gebundenheit an jmdn., an eine Sache geraten, von jmdm., einer Sache völlig abhängig werden
Beispiele:
einer Leidenschaft, dem Spiel, einem Irrtum, der Verzweiflung, dem Wahnsinn, Alkohol verfallen
er war dieser Frau ganz und gar verfallen (= hörig geworden)
gehobener ist dem Tode verfallen (= muß sterben)
5.
auf etw. verfallenauf etw. kommen, etw. (Außergewöhnliches, Merkwürdiges) erdenken
Beispiele:
auf einen Ausweg, ein einfaches Mittel verfallen
er verfiel darauf, auf den sonderbaren Gedanken, trotz des äußerst schlechten Wetters eine Wanderung zu machen
umgangssprachlichwarum seid ihr gerade auf uns verfallen? (= habt ihr euch gerade an uns gewandt?)
6.
einer Institution, besonders dem Staat, verfalleneiner Institution, besonders dem Staat, zufallen
Beispiel:
die geschmuggelten Waren verfallen dem Staat
7.
papierdeutsch einer Sache verfallender Wirksamkeit von etw. unterworfen sein
Beispiele:
der Gerechtigkeit, dem Gesetz, einer Strafe verfallen
etw. verfällt der Beschlagnahme (= wird beschlagnahmt)

Thesaurus

Synonymgruppe
Biologie
Synonymgruppe
(sich) zersetzen · verfallen · verkommen · verwesen  ●  putreszieren  lat.
Synonymgruppe
faulen · herunterkommen · modern · verfallen · verfaulen · vergammeln · verkommen · verludern · vermodern · verrotten · verwesen  ●  gammeln  ugs. · verlottern  ugs.
Synonymgruppe
(sich) zersetzen · auseinander bröckeln · heruntergekommen · renovierungsbedürftig · rissig werden · verfallen · zerfallen  ●  aus den Fugen geraten  ugs.
Synonymgruppe
(ein) Ende haben · (in bestimmter Weise) ausgehen · ablaufen (Frist, Zeitabschnitt) · aufhören · ausklingen · auslaufen · ein (...) Ende finden · schließen · verfallen · zu Ende gehen · zur Neige gehen  ●  enden  Hauptform · sich neigen  geh. · zu Ende sein  ugs.
Assoziationen
  • abgelaufen · beendet · gewesen · herum · passé · vergangen · vorbei · vorbei (sein) mit · vorüber  ●  passee alte Schreibung bis 2017 · tot und begraben (z.B. Hoffnungen) fig. · Die Zeiten sind vorbei. ugs., Spruch · Geschichte (sein) ugs. · aus (sein) mit ugs. · aus und vorbei ugs. · dahin geh. · das war (ein)mal ugs. · es war einmal (und ist nicht mehr) ugs., Spruch · gelaufen ugs. · rum ugs. · verflossen ugs.
  • (dem) Ende näherkommen · (sich dem) Ende zuneigen · langsam zu Ende gehen
  • Abschluss · Ausgang · Schluss  ●  Ausklang fig. · Ende Hauptform · Finitum geh., selten
Synonymgruppe
(jemandem) (mit Leib und Seele) verfallen · (jemandem) hörig · (von jemandem) (emotional) abhängig · bedingungslos ergeben · besessen (von)
Assoziationen
  • (sich) alles gefallen lassen · (sich) nicht wehren · alles mit sich machen lassen · kein Ehrgefühl (im Leibe) haben · keinen Stolz haben
  • Abhängigkeit · Hörigkeit · Unmündigkeit · Unselbständigkeit
  • (einer Sache/jemandem) verfallen sein · (hellauf / restlos) begeistert sein (von) · entzückt sein (von / über) · hingerissen sein (von) · in den höchsten Tönen schwärmen (für) · schwärmen (für) · verzückt sein  ●  (an jemandem) einen Narren gefressen haben sprichwörtlich · (einer Sache / jemandem) erlegen sein geh. · (jemandem) geht einer ab (bei) derb · Feuer und Flamme sein (für) ugs., sprichwörtlich · hin und weg sein (von) ugs. · supertoll finden ugs. · voll abfahren (auf + Akkusativ) ugs.
  • (jemandem gegenüber) loyal · (jemandem) ergeben · (jemandem) treu
Synonymgruppe
(einer Sache) verfallen · (etwas) (immer wieder) tun müssen · (sich) nicht losreißen können (von) · abhängig werden (von) · hörig werden · nicht sein lassen können
Assoziationen
Synonymgruppe
(einer Sache) verfallen · (körperlich) abhängig (von) · angewiesen auf · süchtig (nach) · unbedingt brauchen
Assoziationen
Synonymgruppe
verfallen (in) · zurückfallen (in)
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›verfallen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verfallen‹.

Verwendungsbeispiele für ›verfallen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Alles in ihm blieb erstorben wie in einem verfallenen Haus. [Stehr, Hermann: Der Heiligenhof, München: List 1952 [1918], S. 927]
Aber wie soll er in dem verfallenen Haus den Winter überstehen? [Die Zeit, 16.12.2012, Nr. 50]
Er könne auch nicht die verfallene Schule aus dem Beginn dieses Jahrhunderts wiederherstellen, in der sein Sohn von lustlosen Lehrern unterrichtet werde. [Die Zeit, 27.05.1988, Nr. 22]
Vor der Kunst verfiel man wie vor Gott in Schweigen. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 287]
Nicht selten jedoch ist der Autor dabei ins Extrem verfallen. [Neue deutsche Literatur, 1954, Nr. 1, Bd. 2]
Zitationshilfe
„verfallen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verfallen>.

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