Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

vergaloppieren

Grammatik Verb · reflexivvergaloppiert sich, vergaloppierte sich, hat sich vergaloppiert
Aussprache 
Worttrennung ver-ga-lop-pie-ren
Wortzerlegung ver- galoppieren
eWDG

Bedeutung

salopp etw. denken, sagen, tun, was sich später als großer Irrtum herausstellt, sich irren
Beispiel:
ich habe mich in meinen Überlegungen, Berechnungen ganz schön vergaloppiert
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Galopp · galoppieren · vergaloppieren
Galopp m. ‘aus Sprungbewegungen bestehende Gangart beim Tier’ (besonders beim Pferd). Galoppo wird Mitte des 16. Jhs. von gleichbed. ital. galoppo übernommen, das aus afrz. galop, walop (einer Rückbildung aus galoper, waloper, s. unten) entlehnt ist; die heutige Form setzt sich im 17. Jh. während des Dreißigjährigen Krieges unter Einfluß von frz. galop durch. – galoppieren Vb. ‘im Galopp laufen, reiten’, im 16. Jh. aus gleichbed. ital. galoppare entlehnt, das auf afrz. galoper, waloper ‘galoppieren’ zurückgeht, dem wiederum anfrk. *wala hlaupan ‘gut springen’ zugrunde liegen könnte (s. wohl und laufen; vgl. auch mnl. lōpen ‘springen, galoppieren’). Knobloch in: Symbolae linguisticae in honorem Georgii Kurilowicz (1965) 173 f. erschließt dagegen mit guten Gründen (vgl. auch Knobloch in: Sprachdienst (1991) 55) als Ausgangsform germ. *walhlaup- ‘das Laufen, Springen, Stürmen auf bzw. über den Kampfplatz’ (vgl. ahd. wal ‘Kampfplatz’, s. Walstatt). Die älteren Formen mhd. galopieren, kalopieren, walopieren, walapieren ‘galoppieren’ und mhd. walap ‘Galopp’ werden mit der Verbreitung französischer ritterlicher Kultur und Reitkunst in höfischer Zeit (um 1200) unmittelbar aus gleichbed. afrz. galoper, waloper bzw. galop, walop entlehnt, geraten aber mit dem Verfall des Rittertums in Vergessenheit. Die umgangssprachliche Wendung galoppierende Schwindsucht ‘letztes, schnell zum Tode führendes Stadium der Lungentuberkulose’ kommt um 1800 auf. vergaloppieren Vb. reflexiv ‘in die Irre geraten, zu falschen, vorschnellen Schlüssen kommen’ (18. Jh.), vgl. gleichbed. nl. zich vergaloppeeren.

Thesaurus

Synonymgruppe
(sich) hinreißen lassen (zu) · (sich) verrennen · (sich) versteigen (zu) · unangemessen reagieren  ●  (sich) vergaloppieren ugs., fig.
Assoziationen
Synonymgruppe
(sich) zu der Bemerkung hinreißen lassen (dass) · (ungewollt oder versehentlich) ausplaudern  ●  in ein Wespennest stechen fig. · (jemandem) entfahren geh. · (jemandem) herausrutschen ugs. · (jemandem) herausschlüpfen ugs. · (sich) den Mund verbrennen ugs., fig. · (sich) die Zunge verbrennen ugs., fig. · (sich) vergaloppieren ugs., fig. · (sich) verplappern ugs.
Oberbegriffe
  • (das) Wort ergreifen · (einen) Redebeitrag leisten · (seine / die) Stimme erheben · (sich) äußern · etwas sagen · etwas von sich geben · reden · sprechen  ●  (eine) Äußerung tätigen Amtsdeutsch · den Mund aufmachen ugs., fig.
  • (einen) Fehler begehen · (einen) Fehler machen · (etwas) falsch machen  ●  (sich) vertun ugs.
  • Einblick geben · offenbaren · offenlegen · preisgeben · verraten
Assoziationen

Verwendungsbeispiele für ›vergaloppieren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Es wird jemand sein, der sich mit Luther irgendwie vergaloppiert hat. [Die Zeit, 01.11.2000, Nr. 44]
Wo die Politik sich vergaloppiert, schlägt die Stunde des Bürgers. [Die Welt, 19.02.2005]
Ute Grass jedenfalls merkt sofort, wenn er sich vergaloppiert, sich widerspricht, sich falsch erinnert. [Die Zeit, 01.07.1999, Nr. 27]
Und einige Argumentationslinien enden im freien Raum, sodass man sich fragt: Hat sich der gute Autor da vergaloppiert? [Die Zeit, 21.03.2007, Nr. 13]
Hat das hohe Roß nur dazu verführt, sich zu vergaloppieren? [Die Zeit, 08.02.1993, Nr. 06]
Zitationshilfe
„vergaloppieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vergaloppieren>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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