vergeben
Grammatik Verb · vergibt, vergab, hat vergeben
Aussprache
Worttrennung ver-ge-ben
formal verwandt mitvergebens
Wortbildung
mit ›vergeben‹ als Erstglied:
Vergeber · Vergebung
·
mit ›vergeben‹ als Letztglied:
weitervergeben
·
mit ›vergeben‹ als Grundform:
Vergabe
Mehrwortausdrücke
vergebene Liebesmüh ·
vergebene Liebesmühe ·
vergebliche Liebesmüh ·
vergebliche Liebesmühe
Bedeutungsübersicht
- 1. etw. (an jmdn.) weggeben, verteilen
- 2. jmdm. (etw.) verzeihen
- 3. ⟨sich etw. vergeben⟩ seinem Ansehen schaden
- 4. etw. nicht zum eigenen Vorteil nutzen, ausnutzen
- 5. ⟨sich, etw. vergeben⟩ sich beim Austeilen, besonders der Spielkarten, irren, die Karten falsch geben
eWDG
Bedeutungen
1.
etw. (an jmdn.) weggeben, verteilen
Beispiele:
Aufträge, Arbeiten an Handwerker, Betriebe vergeben
Themen für Dissertationen vergeben
in jeder Disziplin werden drei Preise, Medaillen vergeben (= verliehen)
obgleich er keinen Cent zu vergeben hatte, war er stets sauber und korrekt gekleidet (= obgleich er keinen Cent zu verschenken hatte, war er stets sauber und korrekt gekleidet)
ein paar Eintrittskarten wurden umsonst vergeben (= ausgeteilt)
es sind noch Zimmer zu vergeben (= frei)
die Stelle ist schon, noch nicht vergeben (= die Stelle ist schon besetzt, noch frei)
die Weltmeisterschaften im Handball wurden nach B vergeben (= B wurde mit der Durchführung der Weltmeisterschaften beauftragt)
sie hatte den nächsten Tanz schon vergeben (= jmdm. versprochen)
umgangssprachlichzwei Töchter der Familie waren schon vergeben (= verheiratet, verlobt)
in der nächsten Woche sind schon drei Tage vergeben (= besetzt)
2.
jmdm. (etw.) verzeihen
Beispiele:
er hat mir die Schuld, Beleidigung vergeben
sie hat ihm das Unrecht, das er ihr zugefügt hatte, längst vergeben
vergib (mir)!
der alte Streit ist schon lange vergeben und vergessen
3.
⟨sich [Dativ] etw. vergeben⟩seinem Ansehen schaden
Beispiele:
du vergibst dir nichts, wenn du selbst mit Hand anlegst
sie würde sich nichts vergeben haben, wenn sie einmal gelacht hätte
4.
etw. nicht zum eigenen Vorteil nutzen, ausnutzen
Beispiele:
eine, die letzte Chance vergeben
die Mannschaft hat einen Elfmeter, zwei sichere Tore vergeben
5.
⟨sich, etw. vergeben⟩sich beim Austeilen, besonders der Spielkarten, irren, die Karten falsch geben
Beispiel:
er hat sich heute schon zweimal vergeben
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
geben · abgeben · Abgabe · angeben · Angabe · Angeber · angeblich · aufgeben · Aufgabe · ausgeben · Ausgabe · ausgiebig · begeben · Begebenheit · beigeben · Beigabe · eingeben · Eingabe · Eingebung · ergeben · Ergebung · ergeben · Ergebenheit · Ergebnis · ergiebig · freigebig · Freigebigkeit · hingeben · Hingabe · Hingebung · hingebungsvoll · nachgeben · nachgiebig · übergeben · Übergabe · umgeben · Umgebung · Untergebener · vergeben · Vergebung · vergebens · vergeblich · zugeben · Zugabe
geben Vb. ‘(hin-, dar)reichen, schenken, überlassen’. Das gemeingerm. Verb ahd. geban (8. Jh.), mhd. geben, asächs. geƀan, mnd. gēven, mnl. ghēven, nl. geven, aengl. giefan (engl. to give ist aus dem Nord. entlehnt), anord. gefa, schwed. giva, got. giban (germ. *geban). Herkunft ungesichert. Das Verb wird allgemein mit lat. habēre ‘halten, haben, besitzen’, habilis ‘handlich, geeignet’, air. gaibid ‘nimmt, ergreift, erhält’, lit. gabénti ‘fördern, transportieren, herbei-, fortschaffen’, aruss. gabati ‘bedrängen, verfolgen (?)’, tschech. (älter) habati ‘raffen’, poln. gebać ‘anfechten, reizen, beunruhigen’ zu der in mehreren Varianten vorliegenden Wurzel ie. *ghabh-, *ghab-, *ghap- ‘fassen, nehmen’ (die letzte Variante wohl unter Einfluß der Wurzel ie. *kap- ‘fassen’, s. heben) gestellt. Der auffallende Bedeutungsunterschied zwischen den germ. Vertretern und dem ie. Wurzelansatz (‘geben’ – ‘nehmen’) wird damit erklärt, daß hier eine germ. Eigenbildung als Ersatz für ie. *dō- ‘geben’ vorliegt, die sowohl lautlich (im Vokalismus der Stammsilbe) wie inhaltlich unter dem Einfluß von germ. *neman (s. nehmen) als Gegenwort steht (was man hat, auswählend ergreift, „nimmt“, kann man darreichen, schenken, „geben“). – Die reiche Bedeutungsentfaltung des Verbs führt zu zahlreichen Präfixbildungen mit weiteren Ableitungen. abgeben Vb. ‘(einen Teil) hergeben, abtreten, überlassen, darstellen, sein’ reflexiv ‘sich beschäftigen, befassen’, frühnhd. ab(e)geben, vgl. ahd. abageban ‘verlassen, im Stich lassen’ (9. Jh.); Abgabe f. ‘zu entrichtende Leistung, Überlassung’ (2. Hälfte 17. Jh.). angeben Vb. ‘(aus)sagen, anzeigen, verraten, bestimmen, prahlen, aufschneiden’, mhd. an(e)geben, auch ‘(ein Kleid) anlegen’; Angabe f. ‘Aussage, Prahlerei, Aufschneiderei’ (Anfang 16. Jh.); Angeber m. ‘Denunziant, Aufschneider’, frühnhd. angeber ‘Anfänger, Anstifter’; angeblich Adj. ‘vermeintlich’ (1. Hälfte 18. Jh.). aufgeben Vb. ‘zur Weiterleitung übergeben, erledigen lassen, verzichten, zurücktreten’, mhd. ūfgeben; Aufgabe f. ‘Übergabe zur Weiterleitung, Auftrag, Verzicht’, mhd. ūfgābe. ausgeben Vb. ‘austeilen, aushändigen, verkünden, Geld verbrauchen, spendieren’, reflexiv ‘seine Kräfte verbrauchen, verausgaben’, ahd. ūʒgeban ‘(her)ausgeben, ausschütten’ (9. Jh.), mhd. ūʒgeben; Ausgabe f. ‘Austeilung, Aushändigung, Verkündigung, Verbrauch an Geld, Edition, Nummer einer Zeitung, Zeitschrift’, spätmhd. ūʒgābe; ausgiebig Adj. ‘reichlich’ (Mitte 18. Jh.). begeben Vb. reflexiv ‘sich aufmachen, gehen, sich ereignen, geschehen’, sich einer Sache begeben ‘auf etw. verzichten’, ahd. bigeban ‘verlassen, aufgeben’ (10. Jh.), mhd. begeben; Begebenheit f. ‘Ereignis, Geschehen’ (1. Hälfte 17. Jh.). beigeben Vb. ‘mitgeben, hinzufügen, zur Verfügung stellen, nachgeben, sich fügen’ (1. Hälfte 16. Jh.); Beigabe f. (1. Hälfte 19. Jh.). eingeben Vb. ‘einflößen, einreichen’, mhd. īngeben ‘übergeben, überweisen’; Eingabe f. ‘das Einflößen, schriftlicher Vorschlag, Gesuch’, spätmhd. ingābe; Eingebung f. ‘plötzlich auftauchender Gedanke, Intuition’ (1. Hälfte 15. Jh.). ergeben Vb. ‘als Ergebnis hervorbringen’, reflexiv ‘zustande kommen, sich hingeben, widmen, die Waffen strecken, sich dem Feind ausliefern’, ahd. irgeban ‘(von sich) geben, heraus-, übergeben, sich jmdm. ausliefern, Rechenschaft ablegen’ (8. Jh.), mhd. ergeben ‘zeigen, herausgeben, übergeben, anheimgeben, einträglich sein’, reflexiv ‘sich in jmds. Gewalt geben, sich fügen’; Ergebung f. ‘das Sichergeben, Unterwerfung, Ergebenheit’ (14. Jh.); ergeben Part.adj. ‘gefügig, hingebungsvoll, wohlgeneigt’, in frühnhd. Zeit aus dem Part. Prät. mhd. ergeben ‘sich durch Gelübde dem Mönchsleben ergeben habend’; Ergebenheit f. ‘demütige Hingabe, Fügsamkeit’, mhd. ergebenheit ‘Klostergelübde’; Ergebnis n. ‘Resultat’ (um 1800); ergiebig Adj. ‘ertragreich, fruchtbar’ (16. Jh.). freigebig Adj. ‘gern gebend, großzügig’, Freigebigkeit f. (1. Hälfte 16. Jh.). hingeben Vb. ‘weg-, fortgeben, verschenken’ (15. Jh.), reflexiv ‘sich aufopfern, sich widmen’ (18. Jh.); vgl. schon ahd. hinageban ‘hingeben, übergeben, preisgeben’ (um 1000); Hingabe f. ‘Opferbereitschaft, Leidenschaft’ und gleichbed. Hingebung f. (1. Hälfte 19. Jh.), älter im Sinne von ‘das Weg-, Fortgeben’ (Hingebung seit dem 17. Jh., Hingabe seit dem 18. Jh.); hingebungsvoll Adj. ‘voll Eifer, Aufopferung’ (1. Hälfte 19. Jh.). nachgeben Vb. ‘nicht standhalten, Widerstand aufgeben, sich fügen, erschlaffen, locker werden’, spätmhd. nāchgeben ‘zulassen, einräumen’; nachgiebig Adj. ‘nicht standhaltend, keinen Widerstand entgegensetzend, schlaff, leicht umzustimmen, fügsam’ (18. Jh.). übergeben Vb. ‘aushändigen, überantworten, ausliefern, für etw. freigeben’, reflexiv ‘sich erbrechen’, mhd. übergeben ‘übertreffen, beeinträchtigen, verletzen, verzichten’, reflexiv ‘sich aufgeben, schuldig bekennen’; Übergabe f. ‘Aushändigung, Auslieferung’ (Ende 15. Jh.). umgeben Vb. ‘ein-, umschließen’, ahd. umbigeban ‘umgeben, umstellen’ (8. Jh.), mhd. umbegeben; Umgebung f. ‘einen Ort umgebende Landschaft, jmdn. umgebender Kreis von Menschen’ (um 1800; vorher dafür Environs, nach gleichbed. frz. environs Plur.), älter im Sinne von ‘das Herumgeben, Umhängen’ (Ende 15. Jh.). Untergebener m. ‘wer einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt ist’ (um 1600), substantivierte Form zum Part.adj. untergeben ‘einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt’, eigentlich Part. Prät. zu heute nicht mehr üblichem untergeben ‘unter Aufsicht stellen’, ahd. untargeban ‘unterwerfen, unterstellen’ (um 800), spätmhd. undergeben. vergeben Vb. ‘weggeben, austeilen, verschenken, verzeihen’, meist reflexiv ‘seinem Ansehen schaden’, nur reflexiv ‘sich beim Austeilen (der Spielkarten) irren, falsch geben’, ahd. firgeban ‘vergeben, schenken, einräumen’ (8. Jh.), mhd. vergeben; Vergebung f. ‘das Vergeben, Vergabe, Verzeihung’, spätmhd. vergebunge ‘Verzeihung’; vergebens Adv. ‘vergeblich, erfolglos, umsonst, nutzlos’, spätmhd. vergeben(e)s, mit sekundärem s für gleichbed. mhd. vergebene ‘geschenkweise, unentgeltlich, umsonst, unnütz, vergeblich’, Adverb zum Part. Prät. mhd. vergeben; vgl. ahd. firgebano Adv. ‘umsonst, ohne Gegenleistung’ (um 1000). vergeblich Adj. ‘erfolglos, nutzlos, umsonst’, zuerst md. vergebelich (15. Jh.), vgl. mhd. frühnhd. vergebenlich (wohl gekürzt aus vergebendlich). zugeben Vb. ‘hinzufügen, dazugeben, für richtig erklären, einräumen, gestehen’ (15. Jh.), vgl. schon ahd. zuogeban ‘hinzufügen, zuteilen, verteilen’ (9. Jh.), dagegen mhd. zuogeben ‘tapfer auf jmdn. eindringen, jmdm. zusetzen’; Zugabe f. ‘was zusätzlich über die pflichtgemäße Leistung oder Menge hinaus gegeben wird’, spätmhd. zuogābe ‘Zugabe, Mitgift’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Synonymgruppe
auslagern ·
außer Haus erledigen lassen (von) ·
verdingen (an) ·
vergeben (an) ●
outsourcen Anglizismus ·
außer Hauses geben geh., selten, veraltend
Synonymgruppe
Synonymgruppe
gebunden ·
nicht mehr frei ·
nicht mehr zu haben ●
ihr Herz gehört einem anderen (lit.) geh. ·
vergeben ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(mit jemandem) zusammen ·
Mann und Frau (sein) ·
gebunden ·
getraut ·
nicht mehr frei ·
nicht mehr zu haben ·
verehelicht ·
vergeben ·
verheiratet ·
vermählt ●
in festen Händen fig. ·
unter der Haube ugs.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
(jemandem etwas) nachsehen ·
(jemandem etwas) vergeben ·
(jemandem etwas) verzeihen ·
(sich) nachsichtig zeigen ·
Verständnis aufbringen (für) ·
Verständnis haben (für) ●
(etwas) entschuldigen Hauptform ·
Nachsicht üben geh.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(neu) vergeben (an) ·
eine Neubesetzung / Neubesetzungen vornehmen ·
eine Umbesetzung / Umbesetzungen vornehmen ·
neu besetzen (mit) ●
(eine Stelle / Funktion) umbesetzen Hauptform ·
(die) Karten neu mischen ugs., fig.
Assoziationen |
Synonymgruppe
an Ansehen verlieren ·
an Glanz verlieren ·
an Wertschätzung einbüßen ·
in jemandes Ansehen sinken ●
(sich etwas) vergeben ugs., veraltend
Synonymgruppe
(etwas) vergeben (an) ·
(jemandem etwas) zuschlagen ·
(jemandem etwas) zuteilen ·
(jemandem etwas) zuweisen ●
(jemandem etwas) verpassen ugs., salopp, negativ
Typische Verbindungen zu ›vergeben‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vergeben‹.
Verwendungsbeispiele für ›vergeben‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Dabei muß die anfangs vergebene Nummer mit der Position in der Liste übereinstimmen.
[C’t, 1990, Nr. 6]
Mit insgesamt 185000 Euro sind die an diesem Abend vergebenen Preise dotiert.
[Die Zeit, 13.10.2012 (online)]
Sie wissen nicht, was sie sagen, Herr, aber vergib ihnen nicht.
[Späth, Gerold: Commedia, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1980 [1980], S. 111]
Was hat so ein Mann nicht alles an sie zu vergeben!
[Meisel-Hess, Grete: Die sexuelle Krise. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 8652]
Wer verknallt ist, ist vergeben, also gewissermaßen aus dem Spiel.
[Krämer, Walter / Sauer, Wolfgang, Lexikon der populären Sprachirrtümer, Frankfurt a. M.: Eichborn 2001, S. 81]
Zitationshilfe
„vergeben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vergeben>.
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