verlegen
Grammatik Verb · verlegt, verlegte, hat verlegt
Aussprache [fɛɐ̯ˈleːgn̩]
Worttrennung ver-le-gen
Wortbildung
mit ›verlegen‹ als Erstglied:
Verleger · Verlegung
·
mit ›verlegen‹ als Letztglied:
vorverlegen · zurückverlegen
Bedeutungsübersicht
- 1. etw. an eine bestimmte Stelle legen und nicht wiederfinden können
- 2. etw. von einem Ort an einen anderen legen
- 3. etw. für einen bestimmten Zeitpunkt Vorgesehenes auf einen anderen Termin legen, etw. verschieben, vertagen
- 4. [veraltet] etw. versperren, blockieren
- a) [übertragen] ...
- b) ⟨(jmdm.) den Weg verlegen⟩
- 5. etw., besonders Rohre und Leitungen, über eine bestimmte Strecke legen
- 6. ⟨sich auf etw. verlegen⟩ eine Haltung, Handlungsweise aufgeben und sich einer anderen zuwenden, zu einer anderen überwechseln
- 7. etw., besonders eine Handlung, an einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Zeit spielen lassen
- 8. [Verlagswesen] etw. in einem Verlag herausgeben
- 9. [veraltet, ostmitteldeutsch] Geld auslegen, borgen
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
etw. an eine bestimmte Stelle legen und nicht wiederfinden können
Beispiel:
ein Buch, einen Schlüssel, die Brille verlegen
2.
etw. von einem Ort an einen anderen legen
Beispiele:
der Fluss hat seinen Lauf (um hundert Meter) verlegt und sich ein neues Bett gegraben
er hat seinen Wohnsitz von Halle nach Leipzig verlegt
unsere Abteilung soll (in ein anderes Gebäude, Stockwerk) verlegt werden
die Haltestelle ist (in Fahrtrichtung) verlegt worden
3.
etw. für einen bestimmten Zeitpunkt Vorgesehenes auf einen anderen Termin legen, etw. verschieben, vertagen
Beispiele:
eine Veranstaltung, Sitzung, Premiere, Unterrichtsstunde verlegen
die Beratung ist auf nächsten Freitag verlegt worden
4.
veraltet etw. versperren, blockieren
Beispiele:
er telefonierte stundenlang, um ihr die Leitung zu verlegen
Medizinder Nierenstein hatte den Harnabfluss verlegt
Medizinder Eingang zur Luftröhre war durch Blut und Schleim verlegt
a)
übertragen
Beispiel:
dem drohenden Unheil den Weg verlegen
b)
⟨(jmdm.) den Weg verlegen⟩
Beispiele:
entwurzelte Bäume verlegten den Weg
die Kompanie, Straßensperre sollte dem Angreifer den Weg verlegen
er verlegte ihr den Weg und stellte sie zur Rede
5.
etw., besonders Rohre und Leitungen, über eine bestimmte Strecke legen
Beispiele:
Kabel, Gasleitungen, Wasserleitungen, Schienen, Gleise, Minen verlegen
man musste fünf Kilometer Rohre quer durch die ganze Stadt verlegen
●
etw. auf einer Fläche auslegen
Beispiele:
Parkett, Fußbodenbelag, Steinplatten verlegen
in Mustern, fachgerecht verlegte Parkettböden
6.
⟨sich auf etw. verlegen⟩eine Haltung, Handlungsweise aufgeben und sich einer anderen zuwenden, zu einer anderen überwechseln
Beispiele:
sich aufs Schweigen, Leugnen, Raten verlegen
als ihre Drohung erfolglos blieb, verlegte sie sich aufs Bitten, Schmeicheln
als ihm der Arzt das Rauchen untersagte, verlegte er sich auf Süßigkeiten
er hat sich auf eine andere, neue Taktik verlegt
●
sein Interesse einem (neuen) Gebiet, Gegenstand zuwenden
Beispiele:
er wurde Arzt und verlegte sich auf Bakteriologie
früher hielt er Schafe, aber dann hat er sich auf Geflügelzucht verlegt
7.
etw., besonders eine Handlung, an einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Zeit spielen lassen
Beispiel:
der Dichter hat diese Szene an den Hof des Sonnenkönigs, nach Florenz, in die Antike verlegt
8.
Verlagswesen etw. in einem Verlag herausgeben
Beispiel:
in diesem Verlag werden vor allem Werke der schöngeistigen Literatur verlegt
9.
veraltet, ostmitteldeutsch Geld auslegen, borgen
Beispiel:
kannst du mir bis morgen zehn Euro verlegen?
letzte Änderung:
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
verlegen1 · Verleger · Verlag
verlegen1 Vb. ‘an eine unrichtige Stelle legen, von einem bisher innegehabten Platz anderswohin legen, zeitlich verschieben, versperren, die Kosten wofür tragen, etw. auf seine Rechnung nehmen’, ahd. firleggen ‘verdecken’ (um 1000), mhd. verlegen ‘an einen unrichtigen Ort legen, versperren, hindern, entwerten, beseitigen, verdrängen, die Kosten bestreiten, etw. auf seine Rechnung nehmen, Geld auslegen, borgen’ ist mit unterschiedlichen Verwendungen des Präfixes (s. ver-) gebildet zu dem unter legen (s. d.) behandelten Verb. Aus der Bedeutung ‘Geld für einen anderen hinlegen, die Kosten wofür tragen bzw. vorstrecken’ entwickelt sich ‘die Druckkosten übernehmen, ein Buch zum Druck besorgen, herausbringen’ (16. Jh.). Vgl. auch sich auf etw. verlegen ‘sich einer Sache zuwenden, etw. intensiv betreiben’ (1. Hälfte 18. Jh.), älter sich auf etw. legen (17. Jh.). – Verleger m. ‘wer Bücher, Zeitschriften, Musikalien o. ä. herausbringt, Leiter oder Inhaber eines Verlages’ (Mitte 17. Jh.), älter ‘Unternehmer’ (15. Jh.). Verlag m. ‘das Drucken, Herstellen, Herausgeben von Büchern’ (2. Hälfte 17. Jh.), ‘verlegte Bücher (als Produkt des Verlegens)’ (2. Hälfte 18. Jh.), ‘Betrieb, Unternehmen zur Herstellung und Verbreitung von Druckwerken’ (19. Jh.); älter ‘Kosten, Geldauslagen’ (16. Jh.).
Typische Verbindungen zu ›verlegen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verlegen‹.
Zitationshilfe
„verlegen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verlegen#1>.
verlegen
Grammatik Adjektiv · Komparativ: verlegener · Superlativ: am verlegensten
Aussprache [fɛɐ̯ˈleːgn̩]
Worttrennung ver-le-gen
Bedeutungsübersicht
- 1. verwirrt, befangen, peinlich berührt
- 2. ⟨um etw. verlegen sein⟩ etw. benötigen, brauchen
eWDG
Bedeutungen
1.
verwirrt, befangen, peinlich berührt
Beispiele:
jmd. ist verlegen
er wurde ganz verlegen vor Rührung
verlegen zögern, lachen, dastehen, herumsitzen
eine Frage, ein Blick, Kompliment macht jmdn. verlegen
sie wurde rot und nestelte verlegen an ihrer Handtasche
verlegen drehte er seine Mütze in der Hand
ein verlegenes Lächeln, Schweigen, ein verlegener Blick, ein verlegenes Gesicht
ein schüchternes und verlegenes Kind
2.
⟨um etw. verlegen sein⟩etw. benötigen, brauchen
Beispiele:
er war um zweihundert Euro verlegen gewesen und hatte sie aus der Ladenkasse genommen
jmd. ist nie, nicht um eine Antwort, Ausrede, um Gesprächsstoff, einen Ausweg verlegen (= jmd. weiß immer e. Antwort, Ausrede, Gesprächsstoff, Ausweg)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
verlegen2 · Verlegenheit
verlegen2 Part.adj. ‘befangen, beschämt, verwirrt, unsicher’ (18. Jh.), ahd. firlegan ‘schwerfällig, träge, ehebrecherisch’, mhd. verlegen ‘durch zu langes Liegen, durch Nichtstun, durch Tändelei in Trägheit versunken, verdorben’, zu ahd. firliggen ‘Ehebruch treiben’ (8. Jh.), mhd. verligen ‘durch Liegen Schaden nehmen, durch zu langes Liegen in Untätigkeit, Trägheit versinken, erschlaffen, untauglich werden’; s. liegen. Die Bedeutungsentwicklung führt von ‘untätig’ über ‘ratlos, unschlüssig’ zu ‘befangen, beschämt’. – Verlegenheit f. ‘Befangenheit, Verwirrung, Unsicherheit, unangenehme, schwierige Lage’ (18. Jh.); vgl. mhd. verlegenheit ‘schimpfliche Untätigkeit, Trägheit’.
Typische Verbindungen zu ›verlegen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verlegen‹.
Verwendungsbeispiele für ›verlegen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Als alle pikiert schweigen, streiche ich mir verlegen über das schüttere Haar.
[Riedel, Susanne: Eine Frau aus Amerika, Berlin: Berlin Verlag 2003, S. 39]
Aber sie wurde verlegen, als sie das sagte, und ich ahnte schon, warum.
[Krüss, James: Mein Urgroßvater und ich, Hamburg: Oetinger 1959, S. 58]
Wenn er zwar nicht haßerfüllt ist, verlegen ist er natürlich doch.
[konkret, 1990]
Der Mann war verlegen, aber er ließ es sich gefallen.
[konkret, 1984]
Der Ruhm, auch wenn er ihn genießt, macht ihn verlegen.
[Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 626]
Zitationshilfe
„verlegen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verlegen#2>.
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