⟨jmd. verliert etw.⟩jmdm. kommt etw. unwillkürlich, ungewollt abhanden
Beispiele:
Geld, den Schirm, die Brieftasche, den Kugelschreiber, die Armbanduhr, den Ausweis verlieren
wir haben in dem Gedränge unsern kleinen Sohn verloren
bildlich
Beispiele:
saloppdich hat wohl der Esel im Galopp verloren?
(= was bist du eigentlich für einer?)
Kochkunstverlorene Eier
(= Eier, die aufgeschlagen und roh in kochendes Essigwasser gegeben worden sind)
2.
⟨etw. verlieren⟩bei etw. unterliegen, besiegt werden
Beispiele:
einen Krieg, Prozess, sportlichen Wettkampf verlieren
ein Sportler muss mit Anstand verlieren können
eine verlorene Schlacht, Wette, Schachpartie
den Einsatz verspielen
Beispiel:
er hat beim Skat 5 Euro verloren
3.
etw., jmdn. nicht behalten können, aufgeben müssen, einbüßen
Beispiele:
eine Pflanze, ein Baum verliert die Blätter
ein Motor verliert Öl
Tee darf nicht sein Aroma verlieren
der Pullover hat beim Waschen die Fasson verloren
die Markise hat ihre Farbe verloren(= ist ausgeblichen)
ihr Gesicht verlor alle Farbe
(= sie wurde bleich)
etw. verliert seinen Sinn, Wert, seine Bedeutung, Geltung
etw. verliert seinen Schrecken, allen Reiz für jmdn.
ein unwiederbringlich verlorenes Buch
in der Wirtschaftskrise verlor er seinen Arbeitsplatz, seine Stellung, die Arbeit
er hatte durch die Inflation alle Ersparnisse verloren
die Haare, Zähne verlieren
durch einen Unfall einen Arm, das Gehör, Augenlicht verlieren
sie war früher Sängerin, hat aber ihre Stimme verloren(= sie kann nicht mehr so wie früher singen)
die Besinnung, das Bewusstsein verlieren(= ohnmächtig, bewusstlos werden)
das Gleichgewicht, den Halt, Boden unter den Füßen verlieren
den Mut, die Lust, Fassung, Geduld, gute Laune verlieren
anfangs war sie sehr schüchtern, verlor dann aber allmählich ihre Scheu
er verlor die Gewalt über den Wagen
die Freude, den Geschmack, das Interesse an etw. verlieren
die Orientierung, Richtung, eine Spur verlieren
jmds. Gunst, Freundschaft, Vertrauen verlieren
den Einfluss, die Macht verlieren
den Kontakt, die Verbindung zu jmdm., etw. verlieren
der Luftballon schwebte höher und höher, bis wir ihn endlich aus dem Auge, den Augen verloren(= ihn nicht mehr sehen konnten)
jmd. hat nichts zu verlieren(= jmd. hat nichts, geht deshalb kein Risiko ein und kann nur gewinnen)
die Abteilung hat im vergangenen Jahr (durch Kündigung) zwei Mitarbeiter verloren
sie hat schon früh ihre Eltern verloren(= ihre Eltern sind früh gestorben)
⟨an etw. verlieren⟩etw. teilweise nicht behalten können, aufgeben müssen, einbüßen
Beispiele:
an Schönheit, Ansehen, Einfluss verlieren
das Segelboot verlor an Fahrt
(= fuhr langsamer)
das Flugzeug verlor an Höhe
der Europameister hatte einen großen Vorsprung, verlor aber auf den letzten 100 Metern wieder an Boden
dieses Problem hat keineswegs an Aktualität verloren
dadurch hat diese Aufgabe für ihn an Reiz verloren
umgangssprachlich⟨jmd., etw. verliert⟩jmd. wirkt weniger schön, weniger angenehm, jmd., etw. wirkt ungünstiger
Beispiele:
sie hat in letzter Zeit sehr verloren
wenn man ihn näher kennenlernt, verliert er
ohne Gürtel verliert das Kleid
übertragen
Beispiele:
sein Herz (an jmdn.) verlieren(= sich verlieben)
umgangssprachlichden Kopf, die Nerven (= die Beherrschung, Fassung, Ruhe)verlieren
umgangssprachlichdabei kann man Kopf und Kragen verlieren(= dabei riskiert man sein Leben, seine Existenz)
sein Gesicht verlieren(= eine Einbuße an Geltung erleiden)
vor Schreck, Überraschung, Staunen die Sprache verlieren(= nichts sagen können)
du hast wohl die Sprache verloren?
(= warum sagst du nichts?)
du hast wohl den Verstand verloren?
(= bist du verrückt, dumm?)
ein Problem, einen Menschen aus dem Auge, den Augen, dem Gesicht verlieren(= das Problem, den Weg dieses Menschen nicht weiterverfolgen)
er verlor kein Wort darüber
(= sprach nicht darüber)
er war unkonzentriert und verlor in seiner Rede mehrmals den Faden
(= kam von der gedanklichen Entwicklungslinie ab, ihm fehlte der gedankliche Zusammenhang)
den Boden unter den Füßen verlieren(= die geistige, wirtschaftliche Grundlage einbüßen, haltlos werden)
(an) Boden verlieren(= seinen Vorsprung einbüßen)
wir dürfen keine Minute, Zeit verlieren(= wir dürfen keine Zeit unnötig verschwenden, es eilt sehr)
sie hat durch ihre Krankheit ein ganzes Semester verloren
verlorene Jahre
dem verlorenen Glück nachtrauern
umgangssprachlichhier hast du nichts, nicht das Geringste verloren(= hier bist du fehl am Platze, gehörst du nicht her, hier störst du)
umgangssprachlichwas hast du hier verloren?
umgangssprachlichein verlorener Sohn
(= jmd., der die in ihn gesetzten Erwartungen schwer enttäuscht hat)(= jmd., der sich als Außenseiter von der Familie gelöst hat, der lange ferngeblieben ist)
umgangssprachlichdieser Boden ist für die Landwirtschaft verloren(= kann nicht landwirtschaftlich genutzt werden)
verlieren
Vb.
‘etw. oder jmdn. plötzlich nicht mehr haben, unterliegen, besiegt werden’,
(reflexiv)
‘sich verirren, sich völlig hingeben’,
ahd.
firliosan
(8. Jh.),
mhd.
verliesen,
vliesen,
asächs.
farliosan,
mnd.
vorlēsen,
vorliesen,
mnl.
verliesen,
nl.
verliezen,
afries.
forliāsa,
aengl.
forlēosan
(daraus
engl.
forlorn
‘verloren, verlassen, hilflos’),
got.
fraliusan
‘verlieren’
(germ.
*fraleusan).
Das Verb gehört mit ablautendem
got.
fralusnan
‘verlorengehen’
und den unter
↗Verlust
und
↗Verlies
(s. d.)
behandelten Substantiven zu der unter
↗los
(s. d.)
angeführten
s-Erweiterung
der Wurzel
ie.
*leu-,
auch
*lēu-,
*leu̯ə-
‘abschneiden, trennen, lösen’.
Das durch grammatischen Wechsel
aus stimmhaftem
s
entstandene
r
wird vom Prät. Plur.
(mhd.
verlurn)
und vom Part. Prät.
(mhd.
verlorn)
in frühnhd. Zeit auf alle Formen übertragen;
vgl.
kiesen
neben
auserkoren
(s.
↗Kür).
Erhalten hat sich das
s
in
↗Verlies
und
↗Verlust
(s. d.).
Verlierer
m.
‘wer etw. verloren hat, wer im Krieg, Spiel, Wettkampf unterlegen ist’
(17. Jh.).
↗(sich) verlaufen
·
(sich) verlieren
·
im Leeren verlaufen
·
im Nichts verlaufen
·
ins Leere laufen (mit)
·
nicht fruchten (bei jemandem)
·
nicht vorankommen
·
nicht weiterkommen (mit)
·
nicht weiterverfolgt werden
·
nichts bewirken
·
nichts herauskommen (bei)
·
↗verpuffen
·
wirkungslos verpuffen
·
zu nichts führen
●
wirkungslos bleiben
Hauptform
·
(sich) in Luft auflösen
ugs.
·
(sich) in Rauch auflösen
ugs.
·
(sich) in Wohlgefallen auflösen
ugs.
·
↗(sich) totlaufen ugs.
·
genauso gut hätte ich (+ absurde Handlung)
ugs.
·
↗im Sand verlaufen ugs.
·
↗im Sande verlaufen ugs.
·
nicht helfen
ugs.
·
nichts bringen
ugs.
·
vergebliche Liebesmüh sein
ugs.
·
↗verläppern ugs.
·
verplätschern
ugs.
·
↗versanden ugs.
Assoziationen
↗(sich) erübrigen
·
Muster ohne Wert
·
die Mühe nicht wert
·
↗fruchtlos
·
nichts wert
·
↗nutzlos
·
ohne Sinn und Zweck
·
↗sinnlos
·
↗umsonst
·
unnotwendig
·
↗unnötig
·
↗unnütz
·
↗wertlos
·
zu nichts nutze
·
zu nichts nütze
·
↗zwecklos
·
↗überflüssig
●
sinn- und zwecklos
Hauptform
·
(den/die/das) kannst du in der Pfeife rauchen
ugs., fig.
·
(sich etwas) schenken können
ugs.
·
(sich etwas) sparen können
ugs.
·
↗akademisch geh.
·
der Mühe nicht wert
geh.
·
entbehrenswert
geh.
·
↗entbehrlich geh.
·
↗müßig geh.
·
nicht der Mühe wert
geh.
·
nichts bringen
ugs.
·
↗verzichtbar geh.
·
überflüssig wie ein Kropf
ugs.
↗erfolglos
·
ohne Erfolg
·
↗umsonst
·
↗vergebens
·
verlorene Zeit (sein)
●
↗vergeblich Hauptform
·
(an/bei jemandem/etwas ist) Hopfen und Malz verloren
ugs.
·
(sich etwas) sparen können
ugs.
·
(sich) die Mühe sparen können
ugs.
·
(sich) nicht lohnen
ugs.
·
↗außer Spesen nichts gewesen ugs., Spruch
·
da kommt nix bei rum
ugs., salopp
·
dabei kommt nichts (he)rum
ugs.
·
↗fruchtlos (Anwaltsdeutsch) fachspr., Jargon
·
↗frustran (medizinisch) fachspr.
·
für den Arsch
derb
·
↗für die Katz ugs.
·
↗für die Tonne ugs.
·
für nichts und wieder nichts
ugs.
·
kannst du knicken
ugs.
·
kannst du vergessen
ugs.
·
nicht lohnen
ugs.
·
vergebene Liebesmüh
ugs.
·
vergebliche Liebesmüh
ugs.
leere Versprechungen
·
vollmundige Ankündigung(en)
●
↗Seifenblase fig.
·
↗Windei fig.
·
↗Luftnummer ugs.
·
↗heiße Luft ugs., fig.
·
vox et praeterea nihil
geh., lat.
(ein) hoffnungsloser Fall (sein)
·
(jemand ist) nicht zu retten
·
(jemandem ist) nicht zu helfen
(es) wird nichts aus
·
(jemandem/einer Sache) ist kein Erfolg beschieden
·
keinen Erfolg haben (mit)
·
nicht zum Erfolg führen
·
nichts bringen
●
nicht klappen
ugs.
·
nicht zu Streich kommen (mit)
geh., veraltend
(nicht die gewünschte) Wirkung haben (bei)
·
keine Wirkung zeigen
·
nicht verfangen (bei)
●
(nicht) ziehen (bei)
ugs.
↗Sisyphusarbeit
·
immer (so) weitergehen
·
immer wieder von vorn(e) anfangen (können / müssen)
·
nie aufhören
·
nie zu Ende (sein)
●
↗(in) Endlosschleife fig.
·
(sich) im Kreis drehen
fig.
·
↗Drehtüreffekt fig.
(etwas) verbummelt haben
·
(etwas) verkramt haben
·
(etwas) verlegt haben
·
(etwas) verschlampt haben
·
(etwas) verschusselt haben
Synonymgruppe
(jemand) sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht (mehr)
·
(jemandem) fehlt der Blick aufs Ganze
·
(seine) Zeit verplempern mit
·
(sich) mit Nebensächlichkeiten aufhalten
·
(sich) nicht aufs Wesentliche konzentrieren
·
(sich) verlieren (in)
·
↗(sich) verzetteln
·
nicht zum Wesentlichen kommen
(sich) in Details verlieren
·
↗(sich) verzetteln
·
(zu) sehr in die Einzelheiten gehen
·
↗abschweifen
·
den Überblick verlieren
·
nicht auf den Punkt kommen
·
nicht bei der Sache bleiben
·
unüberlegt drauflosreden
·
vom (eigentlichen) Thema abkommen
·
vom Hundertsten ins Tausendste kommen
·
von Punkt zu Punkt springen
●
den Faden verlieren
fig.
·
vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen
ugs.
den Rahmen sprengen
·
zu viel werden
·
zu weit führen
Synonymgruppe
(jemandem) ausgetrieben werden
·
↗vergehen
·
verlieren
Synonymgruppe
(Flüssigkeit) verlieren
·
ein Leck haben
·
ein Loch haben
·
↗lecken
·
undicht sein
●
↗suppen ugs., salopp