glauben, meinen, annehmen, dass sich etw. oder jmd. in bestimmter Weise verhalte
vermuten
Grammatik Verb · vermutet, vermutete, hat vermutet
Aussprache
Worttrennung ver-mu-ten
Wortbildung
mit ›vermuten‹ als Erstglied:
Vermutung
eWDG
Bedeutung
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1. |
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Mut · Unmut · mutig · muten · vermuten · vermutlich · Vermutung · zumuten · Zumutung · mutmaßen · mutmaßlich · Mutwille · mutwillig · Übermut · übermütig
Mut
m.
‘Kühnheit, Unerschrockenheit’,
ahd.
muot
‘Kraft des Denkens, Seele, Herz, Gemütszustand, Gesinnung, Gefühl, Absicht, Neigung’
(8. Jh.),
mhd.
muot,
asächs.
mōd,
mnd.
mōt,
můt,
mnl.
moet,
nl.
moed,
afries.
aengl.
mōd,
engl.
mood
‘Stimmung, Laune’,
anord.
mōðr
‘Zorn, aufgeregter Sinn’,
schwed.
mod
‘Mut, Beherztheit’,
got.
mōþs
‘Zorn’
(germ.
*mōþa-).
Vielleicht sind vergleichbar
griech.
mṓsthai
(μῶσθαι)
‘streben, trachten, verlangen’,
lat.
mōs
‘zur Regel gewordener Wille, Sitte, Brauch’
(s.
Moral),
so daß auf eine Wurzel
ie.
*mē-,
*mō-,
*mə-
‘heftigen und kräftigen Willens sein, heftig streben’
zurückgegangen werden kann.
Mut
bezeichnet ursprünglich die inneren Triebkräfte,
Gemütszustände, Erregungen und Empfindungen des Gefühls
im Gegensatz zum Verstand.
Vom 16. Jh. an setzt sich die verengte Bedeutung
‘kühne und unerschrockene Haltung gegenüber Wagnis und Gefahr’
durch.
Dazu mit negierendem
un-
(s. d.)
Unmut
m.
‘Ärger, Mißstimmung’,
ahd.
unmuot
n.
‘Betrübnis’
(um 1000),
mhd.
unmuot
m.
‘Mißstimmung, Zorn’,
mnd.
unmōt
n.
m.,
aengl.
unmōd
n.
–
mutig
Adj.
‘tapfer, kühn’,
mhd.
muotec,
muotic
‘beherzt, kühn’,
asächs.
mōdag
‘zornig, aufgeregt’,
aengl.
mōdig
‘aufgeregt, mutig’,
got.
mōdags
‘zornig’.
muten
Vb.
‘etw. begehren, verlangen, seinen Sinn auf etw. richten’,
ahd.
muoten
(9. Jh.),
muotōn
(um 1000),
mhd.
muoten;
seit etwa 1800 als Simplex ungebräuchlich.
vermuten
Vb.
‘annehmen, für wahrscheinlich halten’
(16. Jh.),
mnd.
vormōden;
vermutlich
Adj.
‘wahrscheinlich’
(16. Jh.);
Vermutung
f.
‘Annahme’
(16. Jh.).
zumuten
Vb.
‘unbilligerweise etw. von jmdm. verlangen’,
mhd.
zuomuoten;
Zumutung
f.
(15. Jh.).
mutmaßen
Vb.
‘annehmen, für wahrscheinlich halten’,
spätmhd.
muotmāʒen
‘abschätzen’,
zu
spätmhd.
muotmāʒe
‘Teilung nach Angemessenheit, Abschätzung’;
mutmaßlich
Adj.
‘der Annahme gemäß’
(18. Jh.).
Mutwille
m.
‘Absicht’,
ahd.
muotwillo
‘eigener freier Entschluß’
(8. Jh.),
mhd.
muotwille;
mutwillig
Adj.
‘absichtlich, leichtfertig’,
mhd.
muotwillec
‘dem eigenen (guten oder bösen) Willen folgend’.
Übermut
m.
‘Ausgelassenheit, Anmaßung, Überheblichkeit’,
ahd.
ubarmuot
(um 1000),
mhd.
übermuot
‘stolzer, hochfahrender Sinn’;
übermütig
Adj.
‘ausgelassen, leichtsinnig, fröhlich’,
ahd.
ubarmuotīg
(8. Jh.),
mhd.
übermüetec
‘stolz, hochfahrend gesinnt, heldenmütig’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›vermuten‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vermuten‹.
Beobachter
Blindgänger
Bodenschatz
Branchenkenner
Brandstiftung
Brandursache
Defekt
Drahtzieher
Dunkelziffer
Einbrecher
Ermittler
Experte
Forscher
Insider
Intrige
Komplott
Kurzschluß
Polizei
Racheakt
Tatmotiv
Unfallursache
Unglücksursache
Urheber
Verschwörung
Verschüttete
Vorkommen
Wissenschaftler
dahinter
Ölvorkommen
Verwendungsbeispiele für ›vermuten‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Bitterlich vermutet nicht zu unrecht, die französischen Partner suchen sich aus der gemeinsamen Initiative herauszuwinden.
[Küsters, Hans Jürgen: Entscheidung für die deutsche Einheit. In: Deutsche Einheit, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1998], S. 365]
Ich vermute, daß Frau Karl nichts dabei findet, ein Opfer zu sein.
[Maron, Monika: Stille Zeile Sechs, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1991, S. 203]
Sie weigern sich, einen wahrheitsproduktiven Sinn in einer solchen Manifestation zu vermuten.
[Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 1, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 277]
Wenn auch manches davon nur westfränkisch sein wird, dürfen wir doch einen guten Teil auch bei uns vermuten.
[Fischer, Hermann: Grundzüge der Deutschen Altertumskunde, Leipzig: Quelle & Meyer 1917 [1908], S. 42]
Dass es dem Unternehmen nicht besonders gut ging, war spätestens seit 1996 zu vermuten.
[Die Zeit, 25.11.1999, Nr. 48]
Zitationshilfe
„vermuten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vermuten>.
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