Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

vermuten

Grammatik Verb · vermutet, vermutete, hat vermutet
Aussprache 
Worttrennung ver-mu-ten
Wortbildung  mit ›vermuten‹ als Erstglied: Vermutung
eWDG

Bedeutung

glauben, meinen, annehmen, dass sich etw. oder jmd. in bestimmter Weise verhalte
Beispiele:
ich vermute, ihr werdet meine Einladung annehmen
er traf eine Menge Leute an dem Ort, die er dort nicht vermutet hätte
dass die Tür verschlossen ist, hätten wir vermuten können
man vermutete Brandstiftung
Hier vermute ich bloß, statt zu wissen [ St. ZweigHeilung317]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Mut · Unmut · mutig · muten · vermuten · vermutlich · Vermutung · zumuten · Zumutung · mutmaßen · mutmaßlich · Mutwille · mutwillig · Übermut · übermütig
Mut m. ‘Kühnheit, Unerschrockenheit’, ahd. muot ‘Kraft des Denkens, Seele, Herz, Gemütszustand, Gesinnung, Gefühl, Absicht, Neigung’ (8. Jh.), mhd. muot, asächs. mōd, mnd. mōt, můt, mnl. moet, nl. moed, afries. aengl. mōd, engl. mood ‘Stimmung, Laune’, anord. mōðr ‘Zorn, aufgeregter Sinn’, schwed. mod ‘Mut, Beherztheit’, got. mōþs ‘Zorn’ (germ. *mōþa-). Vielleicht sind vergleichbar griech. mṓsthai (μῶσθαι) ‘streben, trachten, verlangen’, lat. mōs ‘zur Regel gewordener Wille, Sitte, Brauch’ (s. Moral), so daß auf eine Wurzel ie. *mē-, *mō-, *mə- ‘heftigen und kräftigen Willens sein, heftig streben’ zurückgegangen werden kann. Mut bezeichnet ursprünglich die inneren Triebkräfte, Gemütszustände, Erregungen und Empfindungen des Gefühls im Gegensatz zum Verstand. Vom 16. Jh. an setzt sich die verengte Bedeutung ‘kühne und unerschrockene Haltung gegenüber Wagnis und Gefahr’ durch. Dazu mit negierendem un- (s. d.) Unmut m. ‘Ärger, Mißstimmung’, ahd. unmuot n. ‘Betrübnis’ (um 1000), mhd. unmuot m. ‘Mißstimmung, Zorn’, mnd. unmōt n. m., aengl. unmōd n. – mutig Adj. ‘tapfer, kühn’, mhd. muotec, muotic ‘beherzt, kühn’, asächs. mōdag ‘zornig, aufgeregt’, aengl. mōdig ‘aufgeregt, mutig’, got. mōdags ‘zornig’. muten Vb. ‘etw. begehren, verlangen, seinen Sinn auf etw. richten’, ahd. muoten (9. Jh.), muotōn (um 1000), mhd. muoten; seit etwa 1800 als Simplex ungebräuchlich. vermuten Vb. ‘annehmen, für wahrscheinlich halten’ (16. Jh.), mnd. vormōden; vermutlich Adj. ‘wahrscheinlich’ (16. Jh.); Vermutung f. ‘Annahme’ (16. Jh.). zumuten Vb. ‘unbilligerweise etw. von jmdm. verlangen’, mhd. zuomuoten; Zumutung f. (15. Jh.). mutmaßen Vb. ‘annehmen, für wahrscheinlich halten’, spätmhd. muotmāʒen ‘abschätzen’, zu spätmhd. muotmāʒe ‘Teilung nach Angemessenheit, Abschätzung’; mutmaßlich Adj. ‘der Annahme gemäß’ (18. Jh.). Mutwille m. ‘Absicht’, ahd. muotwillo ‘eigener freier Entschluß’ (8. Jh.), mhd. muotwille; mutwillig Adj. ‘absichtlich, leichtfertig’, mhd. muotwillec ‘dem eigenen (guten oder bösen) Willen folgend’. Übermut m. ‘Ausgelassenheit, Anmaßung, Überheblichkeit’, ahd. ubarmuot (um 1000), mhd. übermuot ‘stolzer, hochfahrender Sinn’; übermütig Adj. ‘ausgelassen, leichtsinnig, fröhlich’, ahd. ubarmuotīg (8. Jh.), mhd. übermüetec ‘stolz, hochfahrend gesinnt, heldenmütig’.

Thesaurus

Synonymgruppe
(von etwas) ausgehen · annehmen · denken · erwarten · glauben · meinen · mutmaßen · vermuten  ●  tippen auf  fig. · schätzen  ugs. · zu wissen glauben  geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›vermuten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vermuten‹.

Verwendungsbeispiele für ›vermuten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Bitterlich vermutet nicht zu unrecht, die französischen Partner suchen sich aus der gemeinsamen Initiative herauszuwinden. [Küsters, Hans Jürgen: Entscheidung für die deutsche Einheit. In: Deutsche Einheit, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1998], S. 365]
Ich vermute, daß Frau Karl nichts dabei findet, ein Opfer zu sein. [Maron, Monika: Stille Zeile Sechs, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1991, S. 203]
Sie weigern sich, einen wahrheitsproduktiven Sinn in einer solchen Manifestation zu vermuten. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 1, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 277]
Wenn auch manches davon nur westfränkisch sein wird, dürfen wir doch einen guten Teil auch bei uns vermuten. [Fischer, Hermann: Grundzüge der Deutschen Altertumskunde, Leipzig: Quelle & Meyer 1917 [1908], S. 42]
Dass es dem Unternehmen nicht besonders gut ging, war spätestens seit 1996 zu vermuten. [Die Zeit, 25.11.1999, Nr. 48]
Zitationshilfe
„vermuten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vermuten>.

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