salopp veralbern, zum Narren halten
verscheißern
Grammatik Verb
Worttrennung ver-schei-ßern
Duden, GWDS, 1999
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
scheißen · Scheiße · Schiet · Schiete · Scheißkerl · Schiß · Anschiß · bescheißen · beschissen · Beschiß · verscheißen · verscheißern · Verschiß · verschissen
scheißen
Vb.
‘den Darm entleeren’
(als sehr derb empfunden),
ahd.
biskīʒan
(s. unten),
mhd.
schīʒen,
mnd.
schīten,
mnl.
scīten,
nl.
schijten,
afries.
skīta,
aengl.
scītan,
engl.
(mundartlich)
to shite
(neben
to shit),
anord.
skīta,
schwed.
skita
(germ.
*skītan)
sind an die Dentalerweiterung
ie.
*skē̌id-
der unter
scheiden
(s. d.)
genannten Wurzel
ie.
*skē̌i-
‘schneiden, trennen, scheiden’
anzuschließen.
Die Ausgangsbedeutung ist wohl
‘sich teilen, zerfließen’.
–
Scheiße
f.
‘Kot’,
in moderner Zeit verbreiteter
(häufiger als das Verb gebrauchter)
Kraftausdruck der Umgangssprache für alles,
was als mißlich empfunden wird,
spätmhd.
schīʒe
‘Durchfall’.
Daneben aus dem Nd. aufgenommenes
und als weniger derb angesehenes
Schiet
m.
Schiete
f.
‘Kot’,
aber auch
‘Dreck, Schmutz, unangenehme Sache’,
mnd.
schīt(e),
mnl.
scīte,
anord.
skītr
‘Kot, Dreck’.
Scheißkerl
m.
Scheltwort
‘kraftloser, mutloser, feiger Mensch’
(18. Jh.).
Schiß
m.
‘das Scheißen, Blähung’
(16. Jh.),
‘Angst’
(19. Jh.).
Anschiß
m.
‘grobe Zurechtweisung, Tadel’
(1800).
bescheißen
Vb.
‘mit Kot verunreinigen, betrügen’,
ahd.
biskīʒan
‘besudeln’
(11. Jh.),
mhd.
beschīʒen
‘besudeln, betrügen’;
beschissen
Part.adj.
‘besudelt, beschmutzt’,
bildlich
‘entehrt’,
dann
‘unangenehm, peinlich, unerträglich’.
Beschiß
m.
‘Betrug’,
spätmhd.
beschiʒ.
verscheißen
Vb.
‘mit Kot beschmutzen’
(17. Jh.).
Bildlich
verscheißern
Vb.
‘zum Narren halten, betrügen’
(20. Jh.).
Entsprechend in der Studentensprache
Verschiß
m.
‘Verruf, Mißachtung’
(18. Jh.).
Daran anknüpfend in derber Umgangssprache
verschissen
Part. Prät. in der Wendung
es verschissen haben
‘es mit jmdm. verdorben haben, jmds. Gunst verloren haben’
(20. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
(jemandem) ein X für ein U vormachen ·
foppen ·
narren ·
nasführen ·
täuschen ·
veralbern ·
zum Besten haben ·
zum Besten halten ·
zum Narren halten ●
(jemandem etwas) weismachen (wollen)
Hauptform
·
(jemandem) einen Bären aufbinden
ugs.
·
(jemanden) für dumm verschleißen
ugs., rheinisch,
veraltend
·
(mit jemandem) sein(e) Spielchen treiben
ugs.
·
an der Nase herumführen
ugs.
·
anführen
ugs.
·
anmeiern
ugs.
·
anschmieren
ugs.
·
auf den Arm nehmen
ugs., fig.,
Hauptform
·
auf die Rolle nehmen
ugs.
·
auf die Schippe nehmen
ugs.
·
aufziehen
ugs.
·
einseifen
ugs.
·
für dumm verkaufen
ugs.
·
hinter die Fichte führen
ugs., fig.,
variabel
·
hochnehmen
ugs.
·
hopsnehmen
ugs.
·
verarschen
derb
·
verdummbeuteln
ugs.
·
verdummdeubeln
ugs.
·
vergackeiern
ugs.
·
verkaspern
ugs.
·
verkohlen
ugs.
·
verladen
ugs.
·
vernatzen
ugs., regional
·
verschaukeln
ugs.
·
verscheißern
derb
·
veräppeln
ugs.
Oberbegriffe |
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›verscheißern‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verscheißern‹.
Verwendungsbeispiele für ›verscheißern‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Und ich glaube kaum, daß er sich verscheißern lassen wird.
[C’t, 1997, Nr. 8]
Die Leute nahmen an, dass wir sie verscheißern wollten, und wollten ihre Wut an uns auslassen.
[Der Tagesspiegel, 08.11.1999]
Und wieso wird man dieses Gefühl nicht los, dass hier eigentlich alle verscheißert werden?
[Die Zeit, 18.03.2013, Nr. 11]
Was aber die Statistiker kaum daran hindert, uns abermals zu verscheißern, wir hätten momentan die geringste Inflationsrate seit Jahren.
[Süddeutsche Zeitung, 12.01.2000]
Diese blonde Person (Angelina Jolie) erscheint erst als gefangene Rebellin, verscheißert dann die ganze Psychiatrie und wechselt schließlich zur Vollverrückten, direkt aus einem altenglischen Schauermoor.
[Die Zeit, 19.06.2000, Nr. 25]
Zitationshilfe
„verscheißern“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verschei%C3%9Fern>.
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