Schlüssel
m.
‘zu einem Schloß gehöriges und dadurch zum Sperren oder Öffnen dienendes Gerät’,
auch
‘schlüsselartiges Drehwerkzeug’
(z. B.
Schraubenschlüssel).
Mit dem Suffix für Gerätebezeichnungen
germ.
-ila-
gebildetes
und nur
kontinentalwestgerm. bezeugtes
ahd.
sluʒʒil
(9. Jh.),
mhd.
slüʒʒel,
asächs.
slutil,
mnd.
slȫtel,
slöttel,
mnl.
slotel,
nl.
sleutel,
afries.
sletel
(westgerm.
*slutila-)
steht ablautend neben dem unter
↗
schließen
(s. d.)
behandelten Verb.
Schlüssel
gilt vielfach schon seit mhd. Zeit
als Zeichen und Symbol von (amtlicher) Würde, Gewalt,
Dienstbarkeit und steht danach sinnbildlich für Macht.
Ferner wird das Substantiv übertragen auf Handlungen und Verhaltensweisen,
die Geneigtheit und Sympathie erwecken,
also Zugang zu Vertrauen und Liebe
(vgl.
mhd.
der slüʒʒel sīner minne)
ermöglichen,
und auf die innere Bereitschaft und Fähigkeit,
die Gedanken, Pläne, Wissen erschließt
(vgl.
Schlüssel des Erkentnis
Luther,
nach
spätlat.
clāvis scientiae
der Bibel).
In erweitertem Sinne tritt es
für Auffassung und Verständnis erschließende Zeichen bzw. Zeichensysteme ein,
z. B.
‘Notenschlüssel’
(13. Jh.),
‘Zeichenkodex zur Entzifferung einer Geheimschrift, Erklärung für ein Geheimnis’
(18. Jh.).
verschlüsseln
Vb.
‘chiffrieren, in Geheimzeichen umsetzen’,
entschlüsseln
Vb.
‘dechiffrieren’,
aufschlüsseln
Vb.
‘nach einem bestimmten, vorgegebenen System aufgliedern’
(alle 20. Jh.).
Schlüsselbein
n.
Bezeichnung des paarigen,
vom oberen Brustbein zum Schulterblatt führenden Knochens
(17. Jh.),
eine Übersetzung von
medizin.-lat.
clāvīcula
(
lat.
‘Schlüsselchen’,
spätlat.
auch
‘Fessel am Pferdefuß’)
bzw.
clāvis iugulī,
wohl nach
griech.
klé͞is
(
κλείς)
‘Schlüssel’
und
‘Schlüsselbein’,
da griechische Ärzte die Bezeichnung für einen S-förmigen Schlüssel
zum Öffnen von Schlössern mit Fallriegeln
auf die Form des Knochens übertragen.
Älter
Schlüssel der Brust
(um 1600).
Schlüsselblume
f.
in ihrer Blütenform Schlüsseln ähnliche Primelart
(15. Jh.);
s.
↗
Himmelschlüssel.