schlimm
Adj.
‘nicht gut, übel, böse’.
Herkunft ungeklärt.
Ahd.
slimb
‘verdreht, verrenkt’
(11. Jh.),
mhd.
slimp
‘schief, schräg, verkehrt’,
slimbes
Adv.,
mnd.
slim
‘schief, krumm, schlecht’,
mnl.
slim,
slem
‘schief’,
nl.
slim
und
ahd.
slimbī
‘Schiefheit’
(um 1000),
ablautend
mnl.
slom
‘schief’,
anord.
slœma
‘schräg hauen’
möchte
de Vries
Nl.
650
als eine sachlich dem Hausbau entstammende Bezeichnung zu dem unter
↗
Saal
(s. d.)
behandelten Substantiv stellen
und von der Wurzel
ie.
*sel-
‘Wohnraum’
herleiten.
Pokorny 1, 657
hält dagegen an dem (wenngleich mit Bedenken vorgetragenen) Vergleich mit
lit.
slim̃pti
‘schlendern’,
lett.
slīps
(aus
*slimpas)
‘schräg, steil’
fest,
so daß Anschluß an
ie.
*(s)lemb(h)-
(s.
↗
Schlamm,
↗
Schlampe),
die nasalierte Form der unter
↗
Lappen
(s. d.)
genannten Wurzel
ie.
*lē̌b-,
*lō̌b-,
*lā̌b-
‘schlaff herabhängen(d)’
(hier mit anlautendem
s-
wie auch in
↗
schlafen,
↗
schlaff,
↗
schlapp1,
s. d.),
möglich wäre.
Die alte, noch in
obd. Mundarten erhaltene Bedeutung
‘schief, schräg’
geht in Verwendungen wie
etw. steht, wird schlimm
(16. Jh.),
d. h.
‘es geht nicht geradeaus’,
in
‘schlecht, übel, böse’
über,
so daß
schlimm
als Attribut einerseits Substantive mit pejorativem Sinn verstärkt
(vgl.
schlimmes Unglück,
schlimmes Unwetter,
schlimmes Verbrechen),
andererseits in Verbindung mit Personenbezeichnungen
(
ein schlimmer Knabe,
18. Jh.)
sich zum Gegenwort von
(moralisch)
gut
entwickelt.
Umgangssprachlich auch im Sinne von
‘krank’
(
ein schlimmes ‘entzündetes, krankes’
Auge haben).
verschlimmern
Vb.
‘etw. noch schlimmer machen, als es ist’,
älter auch
(heute reflexiv)
‘schlimmer werden’
(17. Jh.).
verschlimmbessern
Vb.
‘durch eine vermeintliche Verbesserung noch schlimmer machen’
(18. Jh.,
von
Lichtenberg
geprägt?).