verschwinden
GrammatikVerb · verschwindet, verschwand, ist verschwunden
Aussprache
Worttrennung ver-schwin-den
Wortbildung
mit ›verschwinden‹ als Erstglied:
Verschwindenlassen
Mehrwortausdrücke
in der Versenkung verschwinden ·
von der Bildfläche verschwinden
eWDG
Bedeutung
⟨jmd., etw. verschwindet⟩jmd., etw. geht weg, bewegt sich weg und gerät aus jmds. Gesichtskreis, kann nicht mehr gesehen werden
Beispiele:
das Auto, der Spaziergänger verschwand im Tunnel, Dunkel des Waldes
die Sonne ist hinter den Bergen verschwunden
der Zug verschwand in der Ferne
umgangssprachlicher ließ uns einfach stehen und verschwand (= ging weg)
umgangssprachlichmorgen verschwinde ich (= reise ich ab, breche ich von hier nach einem anderen Orte auf)
umgangssprachliches wird Zeit, dass du verschwindest
er war schon seit Langem aus der Stadt verschwunden
er war im Haus, Kinderzimmer, Gewühl, Eingang zum Theater, in der Menge verschwunden
er war über Nacht auf Nimmerwiedersehen verschwunden
sein Verschwinden wurde erst nach Tagen bekannt
umgangssprachlichzweimal in der Woche verschwand er (= ging erheimlich aus) gegen Abend
umgangssprachlichich muss jetzt verschwinden (= zu Bett gehen)
umgangssprachlichkeine Angst, wir verschwinden bald wieder (= brechen bald wieder auf)
umgangssprachlich, verhüllendich muss einmal verschwinden (= die Toilette aufsuchen)
seit seinem Umzug ist er aus meinem Blickfeld, Gesichtskreis verschwunden (= weiß ich nichts mehr von ihm)
sein Sohn war schon seit drei Jahren verschwunden (= über seinen Verbleib ist schon seit drei Jahren nichts mehr bekannt)
der Fleck ist mit der Zeit verschwunden (= verblichen)
der Zauberkünstler ließ Uhren, Münzen und Kaninchen verschwinden
diese Mode ist sehr bald wieder verschwunden (= hat sich sehr schnell überlebt)
ihr Gesicht verschwand fast (= war fast nicht mehr zu sehen) unter der großen Kapuze
sie verschwindet neben ihm (= ist kaum zu sehen, weil sie viel kleiner ist als er)
übertragen ⟨verschwindend⟩sehr wenig, sehr klein
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
sie stellten eine verschwindende Minderheit dar
er hat verschwindend wenig Humor
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schwinden · Schwund · verschwinden · Schwindsucht
schwinden Vb. ‘sich vermindern, aufhören zu existieren’, ahd. swintan ‘abmagern, welken, bewußtlos werden’ (um 800), mhd. swinden ‘abnehmen, vergehen, abmagern, welken, bewußtlos werden’, asächs. farswindan, aengl. swindan (westgerm. *swendan; s. auch schwindeln und verschwenden). Herkunft unsicher. Vergleichbar sind aslaw. uvędati ‘verwelken’, russ. vjánut’, uvjadát’ (вянуть, увядать) ‘welken’ und (ablautend) kslaw. ǫditi ‘räuchern’, vielleicht auch armen. k‛andel ‘zerstören, ruinieren, abbrechen’, so daß eine Wurzel ie. *(s)u̯endh- ‘schwinden’ angenommen werden könnte. Auffällig ist hingegen semantisch nahestehendes ahd. swīnan ‘schwinden, abnehmen’ (um 800), mhd. swīnen, auch ‘abmagern, welken, in Ohnmacht fallen’, mnd. swīnen ‘träge sein’, isl. (ohne n-Erweiterung) svía ‘nachlassen’ zu der unter schweigen (s. d.) angegebenen Wurzel ie. *su̯i- ‘schwinden, nachlassen, schweigsam werden’; ein lautgerechter Anschluß von germ. *swenda-, nhd. schwinden ist hier freilich nicht möglich. – Schwund m. ‘Zustand der Verminderung, das Sichvermindern’, junge Bildung zum Verb (zuerst bei Campe). verschwinden Vb. ‘völlig aufhören zu existieren’, ahd. firswintan ‘verschmachten, verschwinden’ (9. Jh.), mhd. verswinden ‘unsichtbar, unwirklich werden, vergehen, umkommen, sterben’. Schwindsucht f. ‘Auszehrung, Krankheit, bei der der Körper sich verzehrt’, Bezeichnung für Tuberkulose (15. Jh., swintsucht). Daneben gleichbed. swīnsuht, schweinsuht (ebenfalls 15. Jh.) zu ahd. swīnan, mhd. swīnen ‘abnehmen, dahinschwinden, abmagern, bewußtlos werden’ (s. oben). Übersetzungen von griech. phthísis (φθίσις) ‘Auszehrung, Schwindsucht’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(sich) entfernen ·
(sich) zurückziehen ·
auf und davon gehen ·
sich unbemerkt verabschieden ·
verschwinden ·
weggehen (sich entziehen) ●
(sich) selbständig machen scherzhaft ·
davonziehen altertümlich ·
enteilen altertümlich ·
entfleuchen scherzhaft, literarisch ·
(sich) absentieren geh., veraltend ·
(sich) davonmachen ugs. ·
(sich) empfehlen geh. ·
(sich) retirieren geh., veraltet ·
(sich) verdünnisieren ugs., scherzhaft ·
(sich) von dannen machen geh., literarisch ·
abdampfen ugs. ·
abhauen ugs. ·
abzischen ugs. ·
plötzlich weg sein ugs. ·
sich auf Französisch empfehlen geh. ·
sich auf Französisch verabschieden ugs. ·
verduften ugs.
Unterbegriffe |
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Assoziationen |
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auf sich warten lassen ·
ausbleiben ·
ausfallen ·
entfallen ·
nicht kommen ·
nicht stattfinden ·
unterbleiben ·
verschwinden ·
wegfallen ●
fällt aus wegen Nebel ugs., Spruch
Assoziationen |
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(sich) zurückziehen ·
fortgehen ·
gehen (= 'weggehen') ·
verschwinden ·
weggehen (Ortswechsel) ●
(den) Rückzug antreten militärisch, auch figurativ ·
(sich) entfernen geh. ·
(sich) trollen ugs. ·
(sich) verziehen ugs. ·
(sich) vom Acker machen ugs. ·
(sich) von dannen machen geh., veraltend ·
Leine ziehen ugs., salopp ·
abdackeln ugs. ·
abdampfen ugs. ·
abhauen ugs., salopp ·
abschieben ugs. ·
abschwirren ugs., salopp ·
abtreten fachspr. ·
abziehen ugs. ·
abzischen ugs. ·
die Düse machen ugs. ·
entfleuchen geh., literarisch, scherzhaft ·
entrauschen geh., ironisierend ·
entschwinden geh., scherzhaft ·
scheiden geh. ·
von dannen eilen geh., altertümelnd ·
von dannen rauschen geh., ironisierend ·
von dannen ziehen geh., veraltend
Assoziationen |
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abhandenkommen ·
in Verlust geraten ·
verloren gehen ·
verschwinden ·
verschüttgehen ·
von der Bildfläche verschwinden ●
(sich) in Luft auflösen fig. ·
bachab gehen fig., schweiz. ·
in Verstoß geraten österr., Amtsdeutsch ·
(einer Sache) verlustig gehen geh., Amtsdeutsch ·
(jemandem) entgleiten geh., fig. ·
(sich) selbständig machen ugs., fig., scherzhaft ·
flöten gehen ugs., fig. ·
hopsgehen ugs. ·
tschari gehen ugs., österr. ·
unter die Räder kommen ugs., fig. ·
vom Schlitten fallen ugs., fig. ·
wegkommen ugs.
Assoziationen |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›verschwinden‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verschwinden‹.
Verwendungsbeispiele für ›verschwinden‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Also unterrichtet, kann man von der gebliebenen Form leicht auf den verschwundenen Inhalt schließen.
[Gütersloh, Albert Paris: Sonne und Mond, München: Piper 1984 [1962], S. 1042]
Sie machen sich auf die Suche nach ihrem verschwundenen Ältesten.
[Die Zeit, 26.03.1998, Nr. 14]
Es gibt 60 Millionen verschwundene Frauen und 30 Millionen verstümmelte Frauen.
[Die Zeit, 05.03.1998, Nr. 11]
Dann waren plötzlich alle Kinder außer Kurt in der Küche verschwunden.
[o. A.[Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt: Fischer Bücherei 1971, S. 209]
So verschwindet denn auch die konkrete Zeit aus der industriellen Produktion.
[Adorno, Theodor W.: Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit. In: Kadelbach, Gerd (Hg.) Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1973 [1959], S. 10]
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