Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

versteinern

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GrammatikVerb · versteinert, versteinerte, ist/hat versteinert
Worttrennung ver-stei-nern
GrundformStein
Wortbildung  mit ›versteinern‹ als Erstglied: Versteinerung  ·  mit ›versteinern‹ als Grundform: versteinert

Bedeutungsübersicht

  1. siehe auch Stein (1, 2)
    1. 1. zu Stein werden
    2. 2. [übertragen] erstarren
eWDG

Bedeutung

siehe auch Stein (1, 2)
1.
zu Stein werden
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
diese Pflanzen, Tiere sind in vergangenen Epochen der Erdgeschichte versteinert
ein versteinerter Baum
versteinerte Muscheln, Seeigel
er stand wie versteinert (= starr vor Schreck, Staunen) auf seinem Platz
sie starrte den Fremden wie versteinert an
sein Gesicht war wie versteinert
2.
übertragen erstarren
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
er versteinerte, als er die Schreckensnachricht hörte
ich sah, wie sie beim Anblick ihrer Rivalin versteinerte
sie blieb versteinert sitzen
sich versteinern
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
sein Gesicht versteinerte sich zusehends
ihre Züge hatten sich versteinert
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Stein · steinhart · steinreich · steinalt · steinern · steinig · steinigen · versteinern · versteinert · Versteinerung · Steinbock · Steinbrech · Saxifraga · Steingut · Steinmetz · Steinpilz
Stein m. ‘natürlicher, aus Mineralien bestehender, fester, harter Körper, Fels’, ahd. (8. Jh.), mhd. stein, asächs. mnd. stēn, mnl. nl. steen, afries. stēn, aengl. stān, engl. stone, anord. steinn, schwed. sten, got. stains (germ. *staina-) kann wie griech. stī́on (στῖον) ‘Kiesel’, aslaw. stěna, russ. stená (стена) ‘Wand’ als Bildung mit dem Suffix ie. -no- im Sinne von ‘das Harte, Verdichtete’ zu einer Wurzel ie. *stāi-, *stī̌- ‘(sich) verdichten, zusammendrängen, stopfen, gerinnen, stocken’ gestellt werden, zu der vielleicht auch aind. styā́yatē ‘gerinnt, wird fest’, griech. stī́ā (στία) ‘Steinchen, Kiesel’, stéār (στέαρ) ‘(stehendes) Fett, Talg’ (s. Stearin), lat. stīria ‘Tropfen’, lit. stìngti ‘fest werden, starr, steif werden, gerinnen’ gehören. Redensartlich Stein des Anstoßes ‘Ursache für ein Ärgernis’ (Luther), jmdm. einen Stein in den Garten werfen ‘etw. jmdm. zum Ärger tun’, Steine in den Weg legen ‘Hindernisse bereiten’ (16. Jh.). – steinhart Adj. ‘hart wie Stein, sehr hart, mitleidlos’, mhd. steinherte, -hart. steinreich Adj. ‘viele Steine, Felsbrocken aufweisend’, vor allem steigernd ‘sehr reich’ (15. Jh.). Ebenfalls vergleichend-steigernd steinalt Adj. ‘hochbetagt’ (16. Jh.). steinern Adj. ‘aus Stein bestehend’ (um 1500), älter ahd. (um 800), mhd. steinīn. steinig Adj. ‘voller Steine, uneben’, ahd. steinag (um 800), mhd. steinec, steinic. steinigen Vb. ‘durch Steinwürfe töten’ als Art der Hinrichtung (15. Jh.); älter steinen nach entsprechendem ahd. steinōn (9. Jh.), mhd. steinen; vgl. dagegen ahd. steinen ‘mit Edelsteinen besetzen’ (8. Jh.). versteinern Vb. ‘zu Stein machen oder werden’ (Ende 17. Jh.), für älteres versteinen, mhd. versteinen; versteinert Part.adj. ‘zu Stein geworden’ (von Fossilien), ‘erstarrt’ (18. Jh.); Versteinerung f. ‘zu Stein gewordener Überrest eines Lebewesens’ (18. Jh.). Steinbock m. Ziegengattung des Hochgebirges, mhd. steinboc, zu Stein ‘Fels’ (s. oben); daneben Steingeiß f., mhd. steingeiʒ. Als Name eines Tierkreiszeichens und Sternbilds (Stainpock, 15. Jh.) Übersetzung von lat. caprīcornus; aus lat. caper, Genitiv caprī ‘Bock’ und lat. cornū n., cornus m. ‘Horn’, entsprechend griech. aigócerōs (αὶγόκερως), aus griech. aíx, Genitiv aigós (αἴξ, αἴγός) f. ‘Ziege’, m. ‘Bock’ und kéras, in der Komposition -kerōs (κέρας, -κερως) ‘Horn’. Steinbrech m. Heilpflanze, gilt seit der Antike als „Steine brechendes“ Mittel bei Nieren- und Blasensteinen, ahd. steinbrehha, -brech(e) f. (Hs. 11. Jh.), spätmhd. steinbreche f., mnd. stēnbreke. Der Name ist eine Übersetzung von lat. saxifraga (herba) f., zu lat. saxifragus Adj. ‘Steine brechend’ (Plinius), aus lat. saxum ‘Fels, Stein’ und lat. frangere (frāctum) ‘zerbrechen’. Als Gattungsbegriff botan.-lat. Saxifraga (Linné 1753). Maskulines Genus beginnt vom 14. Jh. an sich durchzusetzen. Heilende Wirkung bei Steinleiden wird der Pflanze heute nicht mehr zugeschrieben. Doch die spätere Erklärung, der Name der Pflanze sei entstanden, weil sie „auf den Felsen und Steinklippen wachse“, ist eine nachträgliche und für eine Wiesenpflanze wie den Steinbrech überdies unzutreffende Interpretation. Vgl. Marzell 4, 139. Steingut n. ‘Geschirr aus Ton, glasierte Tonware’ (18. Jh.). Steinmetz m. ‘Bearbeiter von Steinen’, ahd. steinmezzo (um 1000), mhd. steinmetze. Dessen zweiter Bestandteil gilt als Rückentlehnung aus galloroman. *matsio ‘Maurer’ (woraus mlat. macio, matio sowie afrz. frz. maçon ‘Maurer’), das seinerseits aus dem Germ. hergeleitet wird, und zwar aus einem zu germ. *makō(n) in der Endung latinisierten *makjo ‘Maurer, Steinmetz’. In germ. *makō(n) sieht man eine Substantivbildung zu dem unter machen (s. d.) behandelten Verb, hier in seiner frühen, vorauszusetzenden Bedeutung ‘kneten, formen, zusammenfügen’ im Bereich des Lehmbaus. Steinpilz m. (Anfang 18. Jh.), wohl nach seinem festen Fleisch und dem steinähnlichen Äußeren der jungen Pilze.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

verknöchern · versteinern

petrifizieren · versteinern

Typische Verbindungen zu ›versteinern‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›versteinern‹.

Verwendungsbeispiele für ›versteinern‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Alle waren wie versteinert, und keiner hätte ein Wort herausgebracht, selbst wenn er es versucht hätte. [Die Zeit, 06.12.2012, Nr. 49]
Anders als bei Tausenden Fossilien, die das Museum hütet, ist hier nicht nur ein Moment versteinert. [Die Zeit, 17.08.2009, Nr. 33]
In diesem Moment werden die beiden fotografiert, sie versteinern also quasi auch. [Die Zeit, 17.08.2009, Nr. 33]
Die Hand gehörte zu einem jungen Mann südländischen Typs, ebenfalls versteinert. [Die Zeit, 10.09.1993, Nr. 37]
Warum aber störte sich niemand daran, daß ich schwieg, auf meinen Teller starrte, vollkommen versteinert. [Schulze, Ingo: Neue Leben, Berlin: Berlin Verlag 2005, S. 255]
Zitationshilfe
„versteinern“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/versteinern>.

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