vertiefen
GrammatikVerb
Aussprache
Worttrennung ver-tie-fen
Grundformtief
Wortbildung
mit ›vertiefen‹ als Erstglied:
Vertiefung
Bedeutungsübersicht
- 1. etw. tiefer machen
- ⟨sich vertiefen⟩ tiefer werden
- 2. [Schneiderei] etw. tiefer ansetzen
- 3. etw. intensiv verstärken, vergrößern
- ⟨sich vertiefen⟩ sich verstärken
- 4. ⟨sich in etw. vertiefen⟩ sich intensiv mit etw. beschäftigen
eWDG
Bedeutungen
1.
etw. tiefer machen
Beispiele:
einen Kanal, den Graben vertiefen (= tiefer ausheben)
Hafen und Fahrwasser hatte man in den letzten Jahrzehnten auf sechs Meter vertieft
die Sorge hat die Falten in ihrem Gesicht vertieft
vertiefte Rillen
eine vertiefte Fläche in der Wand
⟨sich vertiefen⟩tiefer werden
Beispiel:
die Runzeln auf seiner Stirn haben sich vertieft
2.
Schneiderei etw. tiefer ansetzen
Beispiele:
ein Rock mit vertieftem Bund
eine Bluse mit leicht vertieft angesetzten Ärmeln
ein vertiefter Taillengürtel
3.
etw. intensiv verstärken, vergrößern
Beispiele:
die Zusammenarbeit unter, zwischen den Wissenschaftlern Europas und der USA vertiefen
die Liebe zur Heimat, zur Kunst und Literatur vertiefen
seine botanischen Kenntnisse, den Lehrstoff vertiefen (= tiefer in die Botanik, in den Lehrstoff eindringen und dadurch sein Wissen vergrößern)
⟨sich vertiefen⟩sich verstärken
Beispiele:
unsere Freundschaft hat sich mit jedem Jahr vertieft
die Beziehungen zwischen den beiden Völkern haben sich vertieft (= sind enger geworden)
der Konflikt, die Kluft zwischen ihnen hatte sich durch die letzten Ereignisse noch weiter vertieft
die Dämmerung, Stille vertiefte sich (= es wurde immer dunkler, stiller)
4.
⟨sich in etw. vertiefen⟩sich intensiv mit etw. beschäftigen
Beispiele:
ich vertiefte mich in die Arbeit, mein Buch, meine Zeitungslektüre
sich in ein Gespräch über Musik, in eine lebhafte Unterhaltung mit dem Fremden vertiefen
die Kinder waren so sehr in ihr Spiel vertieft, dass sie unser Rufen überhörten
in Gedanken vertieft (= versunken) sein
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
tief · Tiefe · vertiefen · tiefsinnig · Tiefsinn
tief Adj. ‘weit (nach) unten, ausgehöhlt, nicht flach’, übertragen ‘dunkel tönend, gehaltvoll, intensiv’, ahd. tiof (8. Jh.), mhd. tief, tiuf, asächs. diop, mnd. dēp, mnl. nl. diep, aengl. dēop, engl. deep, anord. djūpr, schwed. djup, got. diups ‘tief’ führen auf germ. *deupa-, das sich mit lit. dubùs ‘tief, hohl’, lit. daubà ‘Schlucht’, aslaw. dьbrь ‘Kluft, Schlucht, Tal, Abgrund’, russ. (älter) debr’ (дебрь) ‘Wald, Tal, Schlucht’, air. domain ‘tief’ zu einer Wurzel ie. *dheub-, *dheup- ‘tief, hohl’ stellen läßt. – Tiefe f. ‘Ausdehnung nach unten, Abgrund, Intensität, Tiefgründigkeit’, ahd. tiufī (8. Jh.), mhd. (durch Angleichung an das Adj.) tiefe und (lautgerecht) tiufe (woraus Teufe, s. d.), asächs. diupi, mnd. dēpe, mnl. diepe, aengl. dīepe, got. diupei, Abstraktbildung mit dem Suffix germ. -īn- zum Adjektiv. Daneben mit dem Suffix germ. -iþō (*deupiþō) mhd. tiufede, tiefte, mnd. dēpede, dēpte, mnl. diepde, nl. diepte, mengl. depthe, engl. depth, anord. dȳpt, got. diupiþa ‘Tiefe’. vertiefen Vb. ‘tiefer machen, ausheben, intensiv verstärken’, reflexiv ‘sich intensiv mit etw. beschäftigen’, mhd. vertiefen ‘vertiefen, versenken’; dazu s. auch verteufen unter Teufe. tiefsinnig Adj. ‘tiefgründig, gründlich durchdacht, trübsinnig, schwermütig’ (1. Hälfte 18. Jh.), zuvor in der heute nicht mehr üblichen Bedeutung ‘scharfsinnig, schlau’ (Ende 16. Jh.). Dazu die Rückbildung Tiefsinn m. ‘grüblerisches Nachsinnen, Trübsinn, Schwermütigkeit’ (Mitte 18. Jh., zuvor Tiefsinnigkeit, 1. Hälfte 18. Jh.); vgl. mhd. tiefer sin.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(sich) verstärken ·
(sich) vertiefen ·
erstarken ·
sich festigen ·
stärker werden
Assoziationen |
|
(sich in etwas) vertiefen ·
(sich mit etwas) intensiv beschäftigen ●
(sich in etwas) reinhängen ugs. ·
(sich in etwas) reinknien ugs.
Assoziationen |
|
(etwas) ergründen ·
(gedanklich) eindringen in ·
(gedanklich) eintauchen in ·
(sich in etwas) vertiefen
Assoziationen |
|
(einer Sache) frönen ·
(jemandes) Leben sein ·
(sein) Herz hängen an ·
(sich einer Sache) verschreiben ·
(sich einer Sache) widmen ·
(sich in etw.) vertiefen ·
(sich) in den Dienst (einer Sache) stellen ·
aufgehen (in) ·
sein (ganzes) Herzblut hineinstecken ·
sein Leben (einer Sache) weihen ●
(sich einer Sache) anheimgeben dichterisch ·
(sich einer Sache) weihen veraltend ·
(einer Sache) leben geh., altertümelnd ·
(in etw.) vertieft sein geh. ·
(jemandes) Ein und Alles sein ugs.
Assoziationen |
|
(sich mit etwas) auseinandersetzen ·
(sich) vertiefen (in) ·
studieren
Typische Verbindungen zu ›vertiefen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vertiefen‹.
Beziehung
Deutschkenntnis
Elbe
Erlernte
Fahrrinne
Freundschaft
Gelernte
Graben
Kenntnis
Kluft
Riß
Spaltung
Sprachkenntnis
Verständnis
Verwachsungsnaht
Wirtschaftsbeziehung
Wissen
Zusammenarbeit
begradigen
erweitern
festigen
trichterförmig
verbreitern
vervollkommnen
Verwendungsbeispiele für ›vertiefen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Am Abend vertiefte er sich weiter in die an diesen offenbar höchst merkwürdigen Mann gerichteten Briefe.
[Rosendorfer, Herbert: Großes Solo für Anton, Zürich: Diogenes 2000 [1976], S. 161]
Sobald ich allein war, vertiefte ich mich in die Bücher.
[Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 4694]
Ich vertiefte mich auch in diesen Aufsatz, obwohl ich auch von ihm noch nicht viel verstehen konnte.
[Steiner, Rudolf: Mein Lebensgang, Eine nicht vollendete Autobiographie. In: Oliver Simons (Hg.), Deutsche Autobiographien 1690 – 1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1925], S. 31107]
Ich hatte dann noch vier Jahre Zeit, diese Erkenntnis zu vertiefen.
[Die Zeit, 09.03.2000, Nr. 11]
Der Graben zwischen diesen beiden Welten droht sich zu vertiefen.
[Die Zeit, 05.01.2000, Nr. 2]
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