trauen
Vb.
‘keine Vorbehalte, kein Mißtrauen haben, Glauben schenken, ehelich verbinden, verheiraten’,
reflexiv
‘wagen, etw. zu tun, den Mut zu etw. haben’,
ahd.
trū(w)ēn
‘(ver)trauen, glauben, hoffen, zutrauen’
(um 900;
vgl.
fir-,
gitrū(w)ēn,
um 800),
mhd.
trūwen
‘Zuversicht haben, hoffen, glauben, trauen, sich getrauen, (an)vertrauen, ehelich verloben, (an)trauen’
(daneben mit ungeklärtem Umlaut
mhd.
triuwen,
nhd.
treuen
bis 16./17. Jh.),
asächs.
trūon
‘vertrauen’,
mnd.
trūwen
‘(ver)trauen, ehelich verbinden’,
mnl.
betrūwen
‘vertrauen’,
aengl.
trūwian
(daneben
trēowian
als Ableitung von
trēow
f.),
engl.
(älter)
to trow,
anord.
trūa
‘vertrauen, glauben’,
schwed.
tro
‘glauben, trauen’,
ablautend
got.
trauan
‘(ver)trauen’.
Das
gemeingerm.,
teilweise intervokalisches
w
aufweisende Verb ist gebildet zu den Ablautformen
ie.
*drū-
bzw.
(für das
Got.)
*drōu̯-
der unter
treu
(s. d.)
genannten Wurzel,
zeigt also ähnliche Lautformen und Lautentwicklungen wie
bauen
(s. d.).
Die Ausgangsbedeutung ist
‘fest, treu (in seinem Verhalten, seiner Meinung) sein’.
Aus im
Ahd. und
Mhd. geläufigem
‘glauben, hoffen, zutrauen’
entwickelt sich
‘vertrauen, Glauben schenken’;
‘zuversichtlich hoffen’
geht bei reflexivem Gebrauch über zu
‘wagen, riskieren’
(16. Jh.).
Seit dem 13. Jh. steht
trauen
für
‘ehelich verbinden’,
d. h.
‘dem Manne zur Frau geben’,
eigentlich
‘anvertrauen’.
Zu
sich trauen
‘den Mut zu etw. haben’
die umgangsprachliche Abstraktbildung
Traute
f.
‘Mut’
(
berlin.,
Ende 19. Jh.).
Trauung
f.
‘Eheschließung’
(2. Hälfte 16. Jh.),
mnd.
trūwinge
(um 1420);
vgl.
spätmhd.
trūunge
‘Vertrauen’.
Trauring
m.
(16. Jh.).
Trauzeuge
m.
(Ende 18. Jh.).
betrauen
Vb.
‘jmdm. die Ausführung und Angelegenheit vertrauensvoll übertragen’
(17. Jh.),
älter
‘vertrauen’,
auch
‘sich verloben, heiraten’
(16. Jh.).
vertrauen
Vb.
‘sich worauf verlassen, fest glauben’,
älter
‘anvertrauen’,
ahd.
firtrū(w)ēn
(um 800),
mhd.
vertrūwen,
vertriuwen
‘(ver)trauen, anvertrauen, versprechen, geloben, (sich) verloben oder vermählen, kirchlich trauen’;
vertraut
Part.adj.
‘beherzt, zuversichtlich, zuverlässig’
(16. Jh.),
‘eng befreundet, gut bekannt’
(17. Jh.);
Vertrauen
n.
‘fester Glaube an jmds. Zuverlässigkeit und Treue, Zuversicht’
(15. Jh.);
vertraulich
Adj.
‘nicht für die Allgemeinheit bestimmt, offenherzig, vertraut’
(16. Jh.).
anvertrauen
Vb.
‘vertrauensvoll übergeben, in Obhut geben, vertraulich, im geheimen mitteilen’,
reflexiv
‘sich vertrauensvoll an jmdn. wenden’
(16. Jh.),
zuerst im Sinne von
‘zutrauen, vertrauen’.
zutrauen
Vb.
‘von jmdm. glauben, daß er die Fähigkeiten, Eigenschaften für etw. besitzt’
(16. Jh.),
früher auch
‘anvertrauen’;
Zutrauen
n.
‘Glaube an jmds. Fähigkeiten und Zuverlässigkeit’
(18. Jh.);
zutraulich
Adj.
‘voller Zutrauen, vertrauend’
(18. Jh.).