Welt
f.
‘Erde, Universum, gesamte Realität’,
ahd.
weralt
(8. Jh.),
mhd.
werlt
und
(zuerst 12. Jh.,
später häufiger)
welt
‘Zeitalter, die gesamte Schöpfung, Erde als Wohnsitz der Menschen und als Gegensatz zum Meer, Menschheit’,
asächs.
werold,
mnd.
werlt,
werlde,
mnl.
wērelt,
werlt,
nl.
wereld,
aengl.
weorold,
wor(o)ld,
engl.
world,
anord.
verǫld
(wohl entlehnt aus dem
Aengl.),
schwed.
värld
(
germ.
*weraldi-).
Es handelt sich um eine Zusammensetzung,
deren erstes Glied aus
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
wer
‘Mann’,
asächs.
aengl.
wer
‘Mann, Mensch’,
anord.
verr
‘Mann, Ehemann’,
got.
waír
‘Mann’
(
germ.
*wera-
m.
‘Mensch, Mann’,
aus
*wira-)
besteht,
das mit
lat.
vir
‘Mann, Gatte’,
air.
fer
‘Mann’
und
(langvokalisch)
aind.
vīráḥ
‘Mann, kraftvoller Mann, Held’,
lit.
výras
‘Mann, Ehemann’
auf
ie.
*u̯ī̌ros
‘Mann’,
eigentlich
‘der Kräftige’,
führt,
vielleicht zu der unter
Weide2
(s. d.)
genannten Wurzel
ie.
*u̯ei-,
*u̯eiə-
‘auf etw. losgehen’,
auch
‘kräftig sein’
gehörig.
Das Grundwort besteht aus dem
(mit unterschiedlicher Stammbildung)
in
aengl.
ieldo
‘Zeitalter, -raum, Lebenszeit, Alter’
(Plur.
ielde
‘Leute’),
anord.
ǫld
‘Lebenszeit, Zeitalter, Menschen’,
got.
alds
‘Menschenalter, Zeit’
überlieferten Substantiv,
das zu der unter
alt
und
Alter
(s. d.)
dargestellten Wurzel
ie.
*al-
‘wachsen, nähren’
gehört.
Ahd.
weralt
übersetzt
lat.
saeculum
‘Geschlecht, Zeitalter, Zeit, Zeitgeist, Jahrhundert’,
kirchenlat.
‘Welt, irdisches (sündiges) Leben’
und
lat.
mundus
‘Welt, Weltordnung, Weltall’
und entwickelt so bereits die Bedeutungen
‘Zeitalter, Menschen-, Weltalter, Zeitlichkeit, Kreis der Erdbewohner, Außenwelt, Erdkreis, Schöpfung’.
Naturwissenschaftliche Betrachtungsweise
erweitert in spätmhd. Zeit (14. Jh.)
den Anwendungsbereich um
‘Makrokosmos, Universum’
sowie
‘Mikrokosmos, die kleine Welt des Menschen’.
Dazu stellt sich in übertragenem Gebrauch
Welt
als Bezeichnung für einen
‘umfassenden geistigen Bereich’
(14. Jh.,
geläufig besonders seit dem 18. Jh.,
vgl. Fügungen wie
eine Welt von Begriffen,
der Erinnerungen,
von Kenntnissen).
Die Verwendung des Wortes im Sinne der christlichen Schöpfungsvorstellung
tritt in neuerer Zeit
hinter der der modernen Naturwissenschaften zurück.
–
weltlich
Adj.
‘die Welt betreffend, ihr angehörend, irdisch, sinnlich’,
besonders als Gegenwort zu
geistlich,
kirchlich,
himmlisch
(‘jenseitig’),
ahd.
weraltlīh
‘zeitlich, irdisch, dem Laienstand gemäß, weltzugewandt’
(9. Jh.),
mhd.
werltlich,
weltlich
‘zur Welt, zum Leben gehörend, weltlich gesinnt’,
Übersetzungswort für
lat.
mundānus
‘zur Welt gehörig’
und
saeculāris
‘zeitlich, weltlich, heidnisch’.
verweltlichen
Vb.
‘sich der Welt zuwenden’
(17. Jh.),
‘weltlicher Verwaltung unterstellen (von Kirchenbesitz), säkularisieren’
(19. Jh.).
Umwelt
f.
‘Umgebung des Menschen (Land, Leute)’.
Da zuerst
(1800)
in einem
dt. verfaßten Gedicht des Dänen
Baggesen
auftretend,
ist vielleicht gleichbed.
dän.
omverden
vorauszusetzen;
danach
Goethe
(1816).
Später
(um 1870)
wird
Umwelt
Übersetzungswort von
Milieu
(s. d.)
in der Gesellschaftstheorie von
Taine.
Im biologischen Sinne versteht
J. v. Uexküll
(1909)
unter
Umwelt
die für ein Lebewesen existierende
und auf seine Lebensbedingungen einwirkende Umgebung
(zunächst in Hinsicht auf Tiere, dann Menschen).
Das Wort
Umwelt
wird (ca. 1970)
als Standardbegriff aufgenommen
von der ökologischen Bewegung
und steht dort im weitesten Sinne für
‘Natur’,
doch im allgemeinen Sprachgebrauch
durchaus noch der Erstbedeutung folgend für
‘Dinge, Lebewesen, Vorgänge, die in Kontakt und Wechselbeziehung zum Menschen stehen’.
Weltalter
n.
‘Zeitalter’
(17. Jh.),
‘weltgeschichtlicher Zeitabschnitt’
(18. Jh.).
Weltbürger
m.
‘Mensch, der sich als Bürger der gesamten Welt, nicht nur als Bürger eines Staates empfindet’,
Übersetzung (17. Jh.) von
griech.
kosmopolítēs
(
κοσμοπολίτης),
s.
Kosmopolit.
Dann
(18. Jh.)
unter Einfluß von
frz.
cosmopolite
als Schlagwort der Aufklärung
‘freier, weltweit (über die nationalen Grenzen hinaus) denkender Mensch, der sich der gesamten Menschheit verpflichtet fühlt’
(besonders seit
Wieland);
auch
‘Erdenbürger’
(18. Jh.).
Weltmann
m.
‘Mann mit Weltkenntnis, Erfahrung und gewandten Umgangsformen’
(16. Jh.,
geläufig seit 18. Jh.),
vgl.
Mann von Welt
(18. Jh.)
nach
frz.
homme du monde;
auch allgemein
‘Mann, der das Leben meistert’
(17. Jh.),
älter abschätzig für einen
‘allzu lebenstüchtigen Mann’
(16. Jh.);
vgl.
ahd.
weraltman
‘Bewohner der Erde, Mensch’,
abschätzig
‘weltlich gesinnter Mensch, Nichtgeistlicher’
(9. Jh.),
mhd.
werltman
‘Mensch auf Erden, weltlich gesinnter Mensch’;
noch im 17. Jh. bilden
Weltmann
und
Mönch
ein Gegensatzpaar.