Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

verwickeln

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GrammatikVerb
Aussprache 
Worttrennung ver-wi-ckeln
Wortbildung  mit ›verwickeln‹ als Erstglied: Verwicklung  ·  mit ›verwickeln‹ als Grundform: verwickelt
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. ineinander verschlingen, durcheinanderbringen, verwirren
Beispiele:
er hat das Garn, die Schnur, Fäden verwickelt
ein verwickeltes Knäuel Wolle
sich verwickeln
Beispiele:
der Bindfaden hat sich verwickelt
sich in etw. verwickeln
sich um etw. schlingen, wickeln
Beispiele:
die Schnur des Drachens verwickelte sich in den Ästen eines Baumes
das Mädchen mit der verletzten, verwickelten (= umwickelten) Hand
übertragen
Beispiel:
sich in Widersprüche verwickeln (= einander widersprechende Aussagen machen)
2.
jmdn. (mit) in etw. verwickelnjmdn. gegen seinen Willen (mit) in etw. hineinziehen, an etw. teilhaben, beteiligt sein lassen
Beispiele:
jmdn. in eine (peinliche, unangenehme) Angelegenheit, in einen Skandal, Streit verwickeln
er wurde (mit) in diesen Fall, diese Affäre verwickelt
in ein Handgemenge, Abenteuer verwickelt sein
die Truppen waren in schwere Kämpfe verwickelt
jmdn. in ein Gespräch verwickeln (= mit jmdm. ein Gespräch anknüpfen)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
wickeln · Wickel · Wieche · abwickeln · einwickeln · verwickeln
wickeln Vb. ‘etw. windend zusammenrollen, um etw. herumwinden, einhüllen’, mhd. wickeln ‘windeln’; in fester Wendung jmdn. um den kleinen Finger wickeln ‘gefügig, willig machen’ (16. Jh.), schief gewickelt (‘falsch angelegt’, dann auch ‘im Irrtum’) sein (19. Jh.). Das Verb ist abgeleitet von dem Substantiv Wickel m. f. ‘abzuspinnendes, um den Rocken gewundenes Faserbündel’, allgemein ‘Gewickeltes, was gewickelt wird und was zum Wickeln dient’ (15. Jh.), besonders ‘Rolle, auf die etw. gewickelt wird’ (vgl. Haar-, Lockenwickel, -wickler), ‘feuchter Umschlag um Körperteile’ (17. Jh.), ahd. wickilī(n) (10. Jh.), wickel (Hs. 12. Jh.), mhd. wickel n. ‘Faserbündel um den Rocken’ (Übersetzungswort für lat. pēnsum, eigentlich ‘die einer Spinnerin zur täglichen Verarbeitung zugewogene Wollmenge’, s. Pensum). Dieses stellt sich wie Wieche m. f. ‘Faserbündel, Docht, Lunte, Scharpie’, ahd. wioh, wiohha (11. Jh.), mhd. wieche m. f. ‘aus Garn gedrehter Docht, gedrehte Scharpie, Lunte’, mnd. wēke, mnl. wieke, nl. wiek, aengl. wēoce (mit dem Stammsilbenvokal germ. eu) und gleichbed. mhd. (md.) wicke, engl. wick (mit dem Stammsilbenvokal germ. i) sowie außergerm. aind. vāgurā́ ‘Schlinge, Fallstrick’, lat. vēlum ‘Segel, Hülle, Tuch’, air. figim ‘webe’ zu der unter Wachs (s. d.) angegebenen Wurzel ie. *u̯eg- ‘weben, knüpfen, Gewebe, Gespinst’. Das maskuline Genus von Wickel entwickelt sich (17. Jh.) in Anlehnung an maskuline Gerätebezeichnungen auf el- (vgl. Flegel, Griffel, Schlüssel). In fester Wendung beim, am Wickel haben, kriegen, nehmen ‘am Kragen, Schopf fassen’ (19. Jh.), wohl zu Wickel in der Bedeutung ‘um den (Männer)zopf gewundenes Band’ (Wickelband). – abwickeln Vb. ‘(von einer Rolle, Spule) abwinden, abrollen’ (16. Jh.), ‘(geschäftliche Dinge) erledigen, zum Abschluß bringen’ (2. Hälfte 18. Jh.). einwickeln Vb. ‘in Papier u. ä. verpacken’, übertragen ‘jmdn. betören’ (16. Jh.). verwickeln Vb. ‘umwinden’, übertragen ‘in unlösbare Verbindung bringen, umstricken’ (15. Jh.); dazu verwickelt Part.adj. ‘kompliziert’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

hineinziehen (in) · im Netz fangen · verketten · verstricken · verwickeln

hineinziehen · involvieren · verwickeln

(sich) verwickeln · (sich) verwirren · ins Stottern geraten · ins Stottern kommen · nicht weiterwissen · zu stammeln anfangen  ●  straucheln fig. · (sich) verhaspeln ugs. · (sich) verheddern ugs. · den Faden verlieren ugs. · durcheinanderkommen ugs.
Assoziationen

(sich ineinander) verwickeln · (sich) ineinander verschlingen · (sich) verknoten · (sich) verknäueln  ●  (sich) verheddern ugs., norddeutsch
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›verwickeln‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verwickeln‹.

Verwendungsbeispiele für ›verwickeln‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Frauen sollen sich besonders hüten, in unangenehme Dinge verwickelt zu werden. [Weber, Annemarie (Hg.), Die Hygiene der Schulbank, Wiesbaden: Falken-Verl. 1955, S. 181]
Ähnlich kunstvoll verwickelt kann auch der Gebrauch der Modi sein. [Dahlhaus, Carl u. Hüschen, Heinrich: Melodie. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1961], S. 38698]
Seit zwölf Jahren ist Frankreich in einen verhängnisvollen Prozeß verwickelt. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1958]]
Wieder ist das Auswärtige Amt in diese Anwendung der Schutzhaft verwickelt. [o. A.: Zweiundvierzigster Tag. Donnerstag, den 24. Januar 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 21069]
So verwickelt können die scheinbar so knalligen Werke sein, so lakonisch. [Die Zeit, 01.03.2010, Nr. 09]
Zitationshilfe
„verwickeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verwickeln>.

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