viel Indef.pron. Adv. Adj. ‘eine große Menge oder Anzahl, zahlreich, sehr, bedeutend’,
ahd. filu (8. Jh.),
mhd. vil(e),
asächs. filo,
filu,
mnd. vēl(e),
mnl. vēle,
nl. veel,
aengl. feolu,
fela,
anord. (nur in Zusammensetzungen)
fjǫl-,
got. filu ist ursprünglich ein substantiviertes Adjektiv (
germ. *felu-, neutraler u-Stamm). Es wird daher im Sinne von ‘große Menge’ unflektiert als Substantiv gebraucht (
viel hilft viel) und kann dabei einen abhängigen Genitiv bei sich haben (
viel Aufhebens). Bei Nominativen und Akkusativen erhält
viel den Charakter eines Indefinitpronomens bzw. eines unbestimmten Zahlworts (
viel Geld,
viel Erfreuliches), in Verbindung mit Verben entwickelt sich adverbieller Gebrauch (
viel arbeiten). Schließlich nimmt
viel adjektivische Flexion an (
viele Leute,
vielen Dank).
Außergerm. Verwandte sind
aind. purū- ‘viel, reichlich’,
griech. polýs (
πολύς) ‘viel’,
lat. plūs ‘mehr’,
air. il ‘viel’, so daß von
ie. *pelu-,
*pḷlu- ‘Menge, viel’, eigentlich ‘füllend’, ausgegangen werden kann, einer Weiterbildung der Wurzel
ie. *pel(ə)-,
*plē- ‘gießen, fließen, aufschütten, (ein)füllen’ (wozu auch
voll,
Fülle,
fließen,
fliegen, s. d.). –
vielerlei indeklinabel ‘in großer Anzahl und von verschiedener Art, viele verschiedene Dinge’ (16. Jh.); s.
-lei.
vielfach Adj. ‘viele Male so groß, in gleicher Form oder Art viele Male vorkommend, vielfältig, häufig’ (15. Jh.); s.
-fach.
Vielfalt f. ‘das Vorhandensein in vielen Arten, große Mannigfaltigkeit’, Rückbildung (Ende 18. Jh.) zu älterem
vielfältig (s. unten), zuerst in Gegensatz zu älterem
Einfalt.
vielfältig Adj. ‘durch Vielfalt gekennzeichnet, mannigfaltig’ (15. Jh.); zu
-fältig (s.
falten).
vervielfältigen Vb. ‘vermehren, vergrößern’ (17. Jh.), älter
vielfältigen (16. Jh.); heute speziell ‘einen Text auf mechanischem Wege mehrfach herstellen’.
vielleicht Adv. ‘möglicherweise, gegebenenfalls, etwa, gefälligst’,
mhd. vil līhte ‘sehr leicht, vermutlich, möglicherweise’.
vielmehr Konj. ‘sondern, im Gegenteil, richtiger’, in frühnhd. Zeit (15. Jh.) zusammengerückt aus
mhd. vil mēr(e) ‘in noch höherem Grade’,
ahd. filu mēr.
Vielweiberei f. ‘eheliche Verbindung eines Mannes mit mehreren Frauen’ (Ende 17. Jh.), nach gleichbed.
griech. polygamía (
πολυγαμία),
spätlat. polygamia (s.
poly-).