Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

vollstopfen

Grammatik Verb · stopft voll, stopfte voll, hat vollgestopft
Aussprache  [ˈfɔlʃtɔpfn̩]
Worttrennung voll-stop-fen
Wortzerlegung voll- stopfen

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. ⟨jmd. stopft etw. (mit etw.) voll⟩ (einen Raum, eine Schublade, ein Regal o. Ä.): so mit Dingen anfüllen, dass kein Platz mehr bleibt
    1. ● [bildlich] ⟨jmd. stopft jmdn., etw. (mit etw.) voll⟩ mit zu viel Informationen, Wissensstoff versorgen
  2. 2. [salopp, meist abwertend] ⟨jmd. stopft sich , (etw.) (mit etw.) voll⟩ (unmäßig) viel zu sich nehmen; sich unmäßig viel aneignen
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
jmd. stopft etw. (mit etw.) voll(einen Raum, eine Schublade, ein Regal o. Ä.)   so mit Dingen anfüllen, dass kein Platz mehr bleibt
siehe auch vollpfropfenWDG
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: einen Raum, ein Zimmer vollstopfen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: bis zur Decke, unters Dach, zum Rand vollstopfen
Beispiele:
den Schrank mit Sachen vollstopfenWDG
Wichtig ist […], die Schränke und Schubladen nicht vollzustopfen, sondern nur zu 70 bis 80 Prozent zu füllen. [Landshuter Zeitung, 19.01.2021]
Alte Damen stehen mit dem Rollator hilflos vor leeren Regalen und können sich nicht einmal das Nötigste kaufen, während andere rücksichtslos ihre Kofferräume vollstopfen. [Bild, 16.03.2020]
Aus aller Welt trafen Pakete und Hilfslieferungen ein, von Australien bis Jordanien, darunter 46 Fernseher, 19 Mikrowellenherde, 196 Telefone, 35 Videogeräte und »so viele Kuscheltiere, dass wir damit die Zimmer von allen Kindern der Provinz hätten vollstopfen können«, wie eine […] Lehrerin berichtet. [Der Spiegel, 24.08.2009]
Typischerweise ist ihr Schrank zwar vollgestopft, aber trotzdem hat sie nichts zum Anziehen. [Der Tagesspiegel, 03.05.2002]
Speziell die Baumwollindustrie kämpft ums Überleben, seit die Supermärkte und Warenhäuser ihre Regale mit billiger Fertigkleidung aus Fernost vollstopfen. [Süddeutsche Zeitung, 19.03.1992]
Obwohl ich nur von wenigen Negativen Vergrößerungen anfertige, sind jetzt schon fünf Schrankfächer mit Fotos vollgestopft. [Hein, Christoph: Drachenblut. Darmstadt: Luchterhand 1983 [1982], S. 69]
Die Gänge werden mit Mist vollgestopft und nun geht alles von selbst vor sich. [Buddenbrock, Wolfgang von: Das Liebesleben der Tiere. Bonn: Athenäum 1953, S. 188]
bildlich jmd. stopft jmdn., etw. (mit etw.) vollmit zu viel Informationen, Wissensstoff versorgen
Beispiele:
im Unterricht darf man die Kinder nicht nur mit trockenen Fakten vollstopfenWDG
Anstatt zu lernen, ihr Land zu lieben, das schönste und beste in der Welt, würde den Kindern beigebracht, Amerika zu hassen, weil es rassistisch, gewalttätig und ungerecht sei. Die Köpfe der Schüler würden mit linker, antiamerikanischer Propaganda und marxistischer Doktrin vollgestopft, wetterte der Präsident [Donald Trump]. [Süddeutsche Zeitung, 19.09.2020]
Ich finde, wir sollten nicht zu viel reden, die Köpfe nicht mit zu vielen Details vollstopfen. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 20.04.2019]
Es bringt wenig, die Gymnasiasten mit immer mehr Wissen vollzustopfen, die Spezialisierung weiter voranzutreiben oder mit Blick auf die Digitalisierung allein die technische Programmierfähigkeit zu fördern. [Neue Zürcher Zeitung, 09.05.2018]
2.
salopp, meist abwertend jmd. stopft sich [Dativ], (etw.) (mit etw.) voll(unmäßig) viel zu sich nehmen; sich unmäßig viel aneignen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: [sich] den Mund, den Magen, die Taschen vollstopfen
Beispiele:
Er lag auf einer Parkbank, sonnte sich und stopfte sich mit übergroßen Keksen voll. [Münchner Merkur, 08.06.2022]
Viel Geld wurde damals [in Brasilien zwischen 2003 und 2010] in Sozialprogramme gesteckt, und tatsächlich schafften es Millionen Menschen aus der bittersten Armut. Gleichzeitig aber stopften sich korrupte Politikerinnen und Politiker auch ihre Taschen voll[…]. [Präsidentschaftswahlen in Brasilien, 10.05.2022, aufgerufen am 10.05.2022]
Alle Hamster stopfen sich die Backen mit ihren Vorräten voll. [Allgemeine Zeitung, 08.11.2021]
Sie hatte Angst zuzunehmen, stopfte sich mit Medikamenten voll. [Bild, 08.06.2021]
Schatzmeister Ingo B[…] schleust Hunderttausende Mark am Fiskus vorbei, führt schwarze Konten, langt in die Vereinskasse und stopft sich die Taschen voll. [Welt am Sonntag, 01.08.2004]
Ich werde mit dem Tag beginnen, an dem ich begriff, daß Essen mehr war, als nur sich vollzustopfen. [Die Zeit, 16.08.1996]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

stopfen · Stopfen · ausstopfen · vollstopfen · verstopfen · Verstopfung
stopfen Vb. ‘undurchlässig, dicht machen, füllen, hineinpressen’, ahd. stophōn ‘stechen, anstacheln’ (9. Jh.), mhd. stopfen, (md.) stoppen, ‘stechen, dicht machen, verstopfen’, mnd. mnl. nl. stoppen, afries. stoppia ‘dicht machen, verstopfen, anhalten, hindern’ (s. stoppen), aengl. forstoppian ‘zustoßen, dicht machen’, engl. to stop ‘füllen, dicht machen, zum Stehen bringen, anhalten’ stellt sich mit intensivierender Konsonantengemination (germ. *stuppōn) wohl zu ie. *(s)teup-, *(s)teub(h)- ‘stoßen’ (s. auch Stief-), einer Labialerweiterung der unter stoßen (s. d.) angeführten Wurzel ie. *(s)teu- ‘stoßen, schlagen’ (vgl. die alten Bedeutungen ‘stechen, zustoßen’). Das Verb gerät (vermutlich am Niederrhein) unter den Einfluß von mlat. stuppare ‘mit einem Wergpfropfen verschließen, dicht machen’, zu lat. stuppa, stūpa ‘Werg, grober Flachs’, griech. stýppē (στύππη) ‘Werg’, und übernimmt dessen Bedeutung. Für ‘ein Loch zunähen, flicken, mit Nadel und Faden ausbessern’ seit dem Anfang des 18. Jhs. belegt. – Stopfen m. ‘Stöpsel, Korken’, eigentlich ‘Wergbausch zum Verschließen’ (18. Jh.). ausstopfen Vb. ‘einen Hohlraum füllen’ (17. Jh.) vollstopfen Vb. ‘fest mit etw. ausfüllen’ (17. Jh.). verstopfen Vb. ‘dicht, undurchlässig machen oder werden’, ahd. firstophōn (11. Jh.), mhd. verstopfen, -stoppen; Verstopfung f. ‘Abdichtung, Darmverstopfung’, mhd. verstopfung ‘das Verstopftsein’.

Thesaurus

Synonymgruppe
ausfüllen · ausstopfen · füllen · voll stopfen · vollstopfen
Synonymgruppe
dicht zusammendrängen · obstipieren · voll packen · voll stellen · voll stopfen · vollpacken · vollstellen · vollstopfen · überladen
Synonymgruppe
anfüllen · spicken · vollstopfen  ●  vollpfropfen  ugs. · zumüllen  ugs.
Synonymgruppe
(sich) (gehörig) den Bauch vollschlagen · tüchtig zulangen  ●  (etwas) in sich hineinstopfen  fig. · (sich) vollfressen  ugs. · (sich) vollstopfen  ugs., fig. · essen wie ein Scheunendrescher  ugs. · kräftig zulangen  ugs. · ordentlich reinhauen  ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›vollstopfen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vollstopfen‹.

Zitationshilfe
„vollstopfen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vollstopfen>.

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