ohne Voraussetzungen (zu machen)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein voraussetzungsloser Zugang, Anspruch; eine voraussetzungslose Forschung, Wissenschaft; voraussetzungslose Verhandlungen
mit Adverbialbestimmung: etw. ist nahezu voraussetzungslos
Beispiele:
Menschenrechte sind voraussetzungslos. Sie
können und müssen nicht verdient werden. Es gibt keine Bedingungen, die
erfüllt sein müssen, damit jemand als Mensch anerkannt und geschützt wird.
Zuneigung oder Abneigung, Zustimmung oder Abscheu zu individuellen
Lebensentwürfen, sozialen Praktiken oder religiösen Überzeugungen dürfen
keine Rolle spielen. [Süddeutsche Zeitung, 24.10.2016]
»Die Demokratie als solche garantiert die Freiheit nicht, wenn es
keine Demokratie ist, deren Einrichtungen und deren Geist von liberalen
Gedanken erfüllt ist«, schrieb […] der
Nationalökonom Moritz Julius Bonn. Er sah auch die Gefährdungen eines
Parlamentarismus voraus, der so alltäglich ist, dass er als
selbstverständlich und voraussetzungslos wahrgenommen
wird. [Welt am Sonntag, 28.10.2018]
Musik ist[…] in den seltensten Fällen nämlich wirklich jene
voraussetzungslos verständliche »Weltsprache«,
als die sie Sonntagsredner so gern bezeichnen. Als von Menschen gemachte
Kunst trägt sie vielmehr die historischen und biografischen Umstände ihrer
Entstehung in sich – im Idealfall konfrontiert sie uns unmittelbar mit der
schöpferischen Identität ihrer Urheber. [Neue Zürcher Zeitung, 12.08.2017]
Er [der Autor Thomas Mann] war anno 1918
fest entschlossen, Elisabeth [seine jüngste Tochter] von Geburt an
voraussetzungslos zu lieben, und er blieb es ein
Leben lang. Oft notierte er im Tagebuch »Ärger und Gram über das Wesen der
Kinder«, über den »ein wenig idiotischen« Michael oder den »hemmungslos
genäschigen« Klaus, allein Elisabeth war die vergötterte »Medi«, das treue
»Herzensdingerle«. [Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001]
Man muss schon etwas wissen, um diese Gedichte [eines chinesischen Autors] zu dechiffrieren. Oder aber, genau
diese Entschlüsselungen hintanstellend, sich auf ein
voraussetzungsloses Lesen, das eher sehen will
als analysieren, einlassen. [Der Tagesspiegel, 27.07.2001]
Innerhalb der drei großen Musikfamilien der Schlag‑, Saiten‑ und
Blasinstrumente nährt das Klavier als Zwitterform eines geschlagenen
Saiteninstrumentes eine fatale Illusion. Weil sein Ton nicht wie beim
Geigen‑ oder Flötenspiel erst gefunden und geformt werden muss, sondern
kraft Tastenmechanik und Saitenspannung immer schon latent vorhanden ist,
gilt es als das voraussetzungsloseste Instrument mit
der geringsten Hemmschwelle, weshalb Lehrer und Schüler es wie eine
Musikschreibmaschine bedienen zu können glauben. [Berliner Zeitung, 08.04.2000] ungewöhnl.