Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

voraussetzungslos

Grammatik Adjektiv · Komparativ: voraussetzungsloser · Superlativ: am voraussetzungslosesten, Steigerung selten
Aussprache  [foˈʀaʊ̯szɛʦʊŋsloːs]
Worttrennung vo-raus-set-zungs-los · vor-aus-set-zungs-los
Wortzerlegung Voraussetzung -los
Wortbildung  mit ›voraussetzungslos‹ als Erstglied: Voraussetzungslosigkeit
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutung

ohne Voraussetzungen (zu machen)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein voraussetzungsloser Zugang, Anspruch; eine voraussetzungslose Forschung, Wissenschaft; voraussetzungslose Verhandlungen
mit Adverbialbestimmung: etw. ist nahezu voraussetzungslos
Beispiele:
Menschenrechte sind voraussetzungslos. Sie können und müssen nicht verdient werden. Es gibt keine Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand als Mensch anerkannt und geschützt wird. Zuneigung oder Abneigung, Zustimmung oder Abscheu zu individuellen Lebensentwürfen, sozialen Praktiken oder religiösen Überzeugungen dürfen keine Rolle spielen. [Süddeutsche Zeitung, 24.10.2016]
»Die Demokratie als solche garantiert die Freiheit nicht, wenn es keine Demokratie ist, deren Einrichtungen und deren Geist von liberalen Gedanken erfüllt ist«, schrieb […] der Nationalökonom Moritz Julius Bonn. Er sah auch die Gefährdungen eines Parlamentarismus voraus, der so alltäglich ist, dass er als selbstverständlich und voraussetzungslos wahrgenommen wird. [Welt am Sonntag, 28.10.2018]
Musik ist[…] in den seltensten Fällen nämlich wirklich jene voraussetzungslos verständliche »Weltsprache«, als die sie Sonntagsredner so gern bezeichnen. Als von Menschen gemachte Kunst trägt sie vielmehr die historischen und biografischen Umstände ihrer Entstehung in sich – im Idealfall konfrontiert sie uns unmittelbar mit der schöpferischen Identität ihrer Urheber. [Neue Zürcher Zeitung, 12.08.2017]
Er [der Autor Thomas Mann] war anno 1918 fest entschlossen, Elisabeth [seine jüngste Tochter] von Geburt an voraussetzungslos zu lieben, und er blieb es ein Leben lang. Oft notierte er im Tagebuch »Ärger und Gram über das Wesen der Kinder«, über den »ein wenig idiotischen« Michael oder den »hemmungslos genäschigen« Klaus, allein Elisabeth war die vergötterte »Medi«, das treue »Herzensdingerle«. [Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001]
Man muss schon etwas wissen, um diese Gedichte [eines chinesischen Autors] zu dechiffrieren. Oder aber, genau diese Entschlüsselungen hintanstellend, sich auf ein voraussetzungsloses Lesen, das eher sehen will als analysieren, einlassen. [Der Tagesspiegel, 27.07.2001]
Innerhalb der drei großen Musikfamilien der Schlag‑, Saiten‑ und Blasinstrumente nährt das Klavier als Zwitterform eines geschlagenen Saiteninstrumentes eine fatale Illusion. Weil sein Ton nicht wie beim Geigen‑ oder Flötenspiel erst gefunden und geformt werden muss, sondern kraft Tastenmechanik und Saitenspannung immer schon latent vorhanden ist, gilt es als das voraussetzungsloseste Instrument mit der geringsten Hemmschwelle, weshalb Lehrer und Schüler es wie eine Musikschreibmaschine bedienen zu können glauben. [Berliner Zeitung, 08.04.2000] ungewöhnl.

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›voraussetzungslos‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›voraussetzungslos‹.

Zitationshilfe
„voraussetzungslos“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/voraussetzungslos>.

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