Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

vorbeidrücken

Grammatik Verb · reflexivdrückt sich vorbei, drückte sich vorbei, hat sich vorbeigedrückt
Aussprache [foːɐ̯ˈbaɪ̯dʀʏkn̩]
Worttrennung vor-bei-drü-cken
Wortzerlegung vorbei- drücken

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. [umgangssprachlich] ⟨jmd. drückt sich an jmdm., etw. vorbei⟩ heimlich vorbeigehen; sich leise, vorsichtig, möglichst unbemerkt an einer Person, einer Sache, einem Ort vorbeibewegen, vorbeischleichen
  2. 2. [übertragen, umgangssprachlich] ⟨jmd. drückt sich an etw. vorbei⟩ sich einer unangenehmen Lage entziehen, eine Entscheidung vermeiden
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.
umgangssprachlich jmd. drückt sich an jmdm., etw. vorbeiheimlich vorbeigehen; sich leise, vorsichtig, möglichst unbemerkt an einer Person, einer Sache, einem Ort vorbeibewegen, vorbeischleichen
Beispiele:
Dieses Buch […] zeigt die kleinen und großen Achtlosigkeiten im Alltag, den fehlenden oder gleichgültigen Blick dafür, ob eine Innenstadt, eine Gaststätte oder ein Veranstaltungsort barrierefrei ist und wie sich Fußgänger schnell an der Frau mit dem Rollstuhl vorbeidrücken, um nicht aufgehalten zu werden. [Süddeutsche Zeitung, 04.12.2018]
Einige Mitarbeiter drücken sich still an ihnen [den Kamerateams] vorbei, andere geben Interviews. [Die Zeit, 20.10.2009]
[…] die Kundschaft drückt sich so scheu und neugierig an dem […] [ersten vollautomatischen] Gemischtwarenhändler der Welt vorbei, als ob er in einem Rotlichtviertel stünde. [Süddeutsche Zeitung, 05.10.2002]
[…] Ein urzeitliches Exemplar [der Schauspieler Otto Sander], ein lebendes Fossil also[,] drückt sich am Portier vorbei ins Zimmer eines Grand Hotels. [die tageszeitung, 03.11.1994]
Heute drücken sie [italienische Parlamentarier] sich hastig an den Kontrollposten vorbei, als wünschten sie, von niemandem erkannt zu werden. [Der Spiegel, 29.11.1993]
2.
übertragen, umgangssprachlich jmd. drückt sich an etw. vorbeisich einer unangenehmen Lage entziehen, eine Entscheidung vermeiden
Beispiele:
Gleichzeitig drückt sich der Bund als Eigentümer an der Aufgabe vorbei, zu erklären, welchen Auftrag die Schiene in der Verkehrspolitik hat. [Süddeutsche Zeitung, 02.08.2016]
[Die Grünen-Politikerin Krista] Sager warf [der CDU-Politikerin Annette] Schavan vor, sie habe sich an der Frage vorbeigedrückt, wie das Schulsystem sowohl leistungsfähiger als auch gerechter gestaltet werden könne. [Der Spiegel, 19.07.2010 (online)]
Es geht darum, sich nicht am Thema vorbeizudrücken. [Die Welt, 07.09.2009]
Er [der italienische Politiker Gianfranco Fini] ist beredt und sehr geschickt auch darin, sich beredt an klaren Aussagen vorbeizudrücken, zumal wenn es um sein Verhältnis zum Faschismus geht. [Süddeutsche Zeitung, 31.03.1994]
Aus Furcht vor Ärger mit manchen Wählern und auch aus Angst vor Pressionen der Automobilindustrie, die von Absatzeinbußen und dem Abbau von Arbeitsplätzen redet, drückt sich die größte Regierungspartei – wie seinerzeit die SPD unter Kanzler Helmut Schmidt – an der Entscheidung vorbei, die anderswo längst gefallen ist; denn freie Fahrt gilt für freie Bürger nur noch auf einem kleinen Teil der deutschen Highways, der große Rest ist meist verstopft. [Der Spiegel, 29.05.1989]

letzte Änderung:

Zitationshilfe
„vorbeidrücken“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vorbeidr%C3%BCcken>.

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