Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

vorrücken

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GrammatikVerb · rückt vor, rückte vor, hat/ist vorgerückt
Aussprache 
Worttrennung vor-rü-cken
Wortzerlegung vor- rücken
Wortbildung  mit ›vorrücken‹ als Erstglied: Vorrückung
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. nach vorn rücken
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
den Sessel, einen Tisch (ein Stück) vorrücken
den Stein beim Brettspiel ein Feld vorrücken
wir haben den Zeiger ein paar Minuten vorgerückt
2.
(nach und nach) weiter nach vorn, vorwärts rücken
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
ich rückte in die erste Reihe, ans Fenster vor
die Schlange der Wartenden rückt nur langsam vor
der Schachspieler ist mit dem Bauern zwei Felder vorgerückt
die Zeiger der Uhr rücken immer weiter vor
übertragen
Beispiele:
die Zeit, Nacht, der Abend rückt vor (= schreitet fort)
etw. in vorgerücktem (= höherem) Alter tun
etw. zu vorgerückter (= später) Stunde tun
ein Mann in vorgerückten Jahren
3.
vorwärts marschieren, auf dem Vormarsch sein
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiel:
die Truppen rücken (gegen den Feind) vor
bildlich
Beispiel:
Am Rande der Wüste regte sich der vorrückende, der angreifende Mensch [ KoeppenAmerikafahrt100]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
rücken · abrücken · anrücken · ausrücken · einrücken · entrücken · entrückt · verrücken · verrückt · vorrücken · berücken
rücken Vb. ‘sich vorwärts bewegen, zu einem bestimmten Ort aufbrechen, (weg)marschieren, (mit einem Ruck, ruckweise) an einen anderen Platz schieben, in eine andere Lage bringen, von der Stelle bewegen’, ahd. rucken (9. Jh.; vgl. irrucken ‘unterstützen, aufrichten’, 8. Jh.), mhd. rücken (obd. rucken) ‘sich fortbewegen, etw. schnell bewegen’, mnd. mnl. rucken, nl. rukken, anord. rykkja, schwed. rycka, dän. rykke (germ. *rukkjan). Herkunft nicht geklärt. Verwandt sind sicher mhd. nl. (holl.) rocken ‘rücken’, aengl. roccian, engl. to rock ‘wiegen, schaukeln’ (s. Rock and Roll), anord. rugga ‘schütteln, schaukeln, wiegen’, schwed. (mundartlich) rugga ‘schaukeln’. Sieht man in den Formen geminierte schwundstufige Bildungen, kann ein Zusammenhang mit Rahe und regen (s. d.) angenommen werden. – abrücken Vb. ‘wegrücken, -schieben, aufbrechen, sich entfernen, abmarschieren, sich distanzieren’, mhd. aberücken ‘wegziehen, entfernen’. anrücken Vb. ‘aneinanderschieben, sich nähern, anmarschieren’ (15. Jh.). ausrücken Vb. ‘aus-, hinausmarschieren, davonlaufen, ausreißen’, mhd. ūʒrücken ‘herausziehen’. einrücken Vb. ‘einsetzen, einmarschieren, den Militärdienst beginnen, dazu eingezogen werden’, mhd. īnrucken ‘hineinschieben’. entrücken Vb. ‘wegnehmen, entfernen, versetzen’ (an einen anderen Ort, in Ekstase, in eine andere Welt), mhd. entrücken; entrückt Part.adj. ‘abgelegen, fern, geistig abwesend, weltverloren’ (13. Jh.). verrücken Vb. ‘wegrücken, an einen anderen Platz schieben, verschieben’, ahd. firrucken (um 1000), mhd. verrücken, verrucken; verrückt Part.adj. ‘nicht bei Verstand, geistesgestört, irre, unsinnig’, eigentlich ‘an eine andere, eine falsche Stelle gebracht’ (16. Jh.), zumal in Fügungen wie verrückt im Kopf, im Hirn ‘töricht, närrisch’ (17. Jh.), aus denen sich rasch absoluter Gebrauch im oben genannten Sinne entwickelt. vorrücken Vb. ‘(weiter) nach vorn, vorwärts rücken, vorwärts marschieren, auf dem Vormarsch sein’, ahd. furirucken (um 1000), mhd. vorrücken ‘vorbeiziehen, -gehen’. berücken Vb. ‘bezaubern, entzücken, betören, verlocken’, ursprünglich ein Ausdruck des Vogel- und Fischfangs mit der Bedeutung ‘listig, täuschend fangen’, eigentlich ‘ein Netz über das Tier rücken, das man fangen will’, von Luther (1. Hälfte 16. Jh.) in die Literatursprache eingeführt. Im Frühnhd. und vor allem in der Barockzeit (17./18. Jh.) wird berücken oft bildlich mit dem Aspekt des Betrugs und der Liebeslist verwendet. Im 18. Jh. geht das Gefühl für die ursprüngliche Bedeutung verloren, und berücken steht gleichbed. neben bezaubern.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(gut) vorankommen · Fortschritte erzielen · Fortschritte machen · fortschreiten · nach vorne gehen · vorangehen · voranschreiten · vorrücken · vorwärts kommen · weiterkommen · weiterschreiten
Assoziationen
  • Hoffnungszeichen · Wink des Himmels · Wink des Schicksals · gutes Zeichen
  • (ein) Glück · (ein) unverdientes Glück · (eine) Gnade · (eine) wundersame Fügung · (etwas) hätte nicht besser sein können · (jemand) hätte es nicht besser treffen können · Fügung des Schicksals · Glücksfall · Güte des Schicksals · Segen · glückliche Fügung · glückliche Umstände · glücklicher Umstand · glücklicher Zufall · günstige Umstände  ●  (ein) Geschenk der Götter fig. · (ein) Gottesgeschenk fig. · (etwas) hätte nicht besser laufen können variabel · Geschenk des Himmels ugs., fig.
  • (gut) vorankommen · aufwärts · es geht aufwärts (mit) · florieren · gedeihen · gut gehen (Geschäfte) · gut laufen (es) · prosperieren · sich gut (/ positiv) entwickeln · wachsen, blühen und gedeihen · wächst, blüht und gedeiht  ●  sich erfreulich gestalten geh.

Typische Verbindungen zu ›vorrücken‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vorrücken‹.

Verwendungsbeispiele für ›vorrücken‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Und die Nacht rückte vor, ohne daß eine Veränderung eingetreten wäre. [Mann, Thomas: Buddenbrooks, Frankfurt a. M.: Fischer 1989 [1901], S. 939]
Das Auto rückt ein Feld mehr vor als beim letzten Zug. [Die Zeit, 08.04.1999, Nr. 15]
Sie muß etwas vorrücken, um mich von vorne ansehen zu können. [Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 05.03.1925]
Mit einem Sieg wären sie zumindest vorübergehend auf Platz vier vorgerückt. [Die Zeit, 17.03.2013 (online)]
Mit einem Sieg wären die Gäste auf Platz drei vorgerückt. [Die Zeit, 03.03.2008 (online)]
Zitationshilfe
„vorrücken“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vorr%C3%BCcken>.

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