würgen
Vb.
‘(jmdm.) die Kehle zudrücken, den Atem nehmen, erdrosseln, mühsam schlucken, Brechreiz haben oder erzeugen’.
Das schwach flektierende kausative
jan-Verb
ahd.
wurgen
‘ersticken machen, erdrosseln’
(8. Jh.),
mhd.
würgen
‘an der Kehle zusammenpressen, erdrosseln, mühevoll aussprechen’,
reflexiv
‘sich abquälen’,
asächs.
*wurgian
(erschließbar aus
asächs.
wurgarin
‘Würgerin’),
mnd.
wörgen,
aengl.
wyrgan
‘erwürgen, erdrosseln’,
engl.
to worry
‘quälen, ärgern’
hat neben sich ein gleichfalls schwach flektierendes,
ursprünglich intransitives
ēn-Verb
mhd.
(
md.)
wurgen,
worgen
‘Atemnot haben, ersticken’,
mnd.
worgen
‘ersticken, mühevoll schlucken’,
mnl.
(intransitiv und,
wohl durch Zusammenfall,
transitiv)
worghen,
wurghen
‘ersticken machen, nach Atem ringen’,
nl.
worgen,
wurgen.
Nur auf das
Hd. beschränkt
ist ein starkes Part. Prät.
mhd.
erworgen
‘erwürgt’,
das einen hochstufigen Infinitiv
mhd.
erwergen
voraussetzt.
In frühnhd. Zeit
beginnt
worgen
zurückzutreten;
der intransitive Gebrauch wird von
würgen
mit übernommen,
das gegen Ende des 18. Jhs.
in der Literatursprache allein üblich ist.
Mit den genannten Verbformen sind verwandt
asächs.
wurgil
‘Strick’,
anord.
virgill,
virgull
‘Strick’,
urga
‘Tauende, Schleife’,
asächs.
warag
‘Verbrecher, Frevler’,
aengl.
wearg
‘Wolf’,
anord.
vargr
‘Wolf, Übeltäter, Geächteter’,
eigentlich
‘Würger’,
schwed.
varg
‘Wolf’,
got.
gawargjan
‘ächten, verdammen’
sowie
lit.
ver̃žti
‘schnüren, einengen, pressen’,
aslaw.
otvrěsti
‘öffnen’,
povrěsti
‘binden’
(
povrьzǫ
‘ich binde’),
russ.
(älter)
otverzát’
(
отверзать)
‘öffnen’.
Auszugehen ist von
ie.
*u̯erg̑h-
‘drehen, einengen, würgen, pressen’,
einer Gutturalerweiterung der Wurzel
ie.
*u̯er-
‘drehen, biegen’
(s.
↗
werfen).
erwürgen
Vb.
‘zu Tode würgen’,
ahd.
irwurgen
(9. Jh.),
mhd.
erwürgen
(
md.
erwurgen,
-worgen).