wahren
Vb.
‘in acht nehmen, hüten, schützen, (einen Zustand) aufrechterhalten’,
ahd.
warōn
(9. Jh.),
mhd.
war(e)n
‘aufmerken, achten, beachten’,
asächs.
waron
‘achthaben, beachten, behüten’,
mnd.
mnl.
wāren,
aengl.
warian,
auch
‘warnen’,
anord.
vara
‘warnen, wahren, gedenken’,
norw.
vare
‘aufbewahren, aufheben’
ist im Sinne von
‘unter seine Aufmerksamkeit, Obhut nehmen’
von einem in
ahd.
wara
(in
wara neman,
10. Jh.,
wara tuon,
um 1000),
mhd.
war(e)
f.
‘Wahrnehmung, Beobachtung, Aufmerksamkeit, Obhut’,
asächs.
wara
‘Schutz, Aufmerksamkeit’,
mnd.
wāre,
wār,
mnl.
wāre,
aengl.
waru,
anord.
vari
belegten Substantiv
(germ.
*warō
f.)
abgeleitet.
Dieses ist mit den unter
↗
gewahr
(s. d.)
angeführten Formen verwandt,
außergerm. mit
griech.
horā́n
(
ὁρᾶν,
aus
*ϝορᾶ-)
‘schauen, aufmerksam sein, betrachten, sehen’,
(dehnstufig)
ṓra
(
ὤρα,
aus
*ϝώρα)
‘Hut, Sorge’,
lat.
verērī
‘ängstlich beobachten, verehren, fürchten’,
air.
cō(a)ir
‘passend, richtig’.
Zugrunde liegt eine Wurzel
ie.
*u̯er(e)-
‘achten, gewahren’
(s. auch
↗
wahr).
Das oben genannte Substantiv ist in die Zusammensetzungen
↗
wahrnehmen
und
↗
verwahrlosen
(s. d.)
eingegangen.
Das Simplex verstärkend
bewahren
Vb.
‘in Obhut nehmen, erhalten, schützen, behüten’,
ahd.
biwarōn,
mhd.
bewarn;
verwahren
Vb.
‘für etw. sorgen, etw. sichern, behüten, in Bewachung, in Obhut nehmen’,
frühnhd.
verwaren
(15. Jh.).
Wahrzeichen
n.
‘Merkmal, Kennzeichen’,
mhd.
warzeichen,
gebildet zu
ahd.
wara
f.,
mhd.
war(e)
‘Wahrnehmung, Beobachtung, Aufmerksamkeit’
(s. oben),
also
‘Zeichen, das Aufmerksamkeit erregt oder verlangt’.
Voraus geht
ahd.
wortzeihhan
‘(An)zeichen, Beweis’
(um 1000),
asächs.
wordtēkan,
mhd.
wortzeichen
‘Zeichen, das ein Wort vertritt oder in Worten gegeben wird, Kennzeichen, Merkmal, Parole’,
eigentlich
‘in Stäbchen geritztes Runenzeichen, Buchstabe’,
dann auch
‘Merkmal’.
Wahrzeichen
wird vielleicht über Epiker wie
Heinrich v. Veldeke
oder
Eilhart v. Oberge
aus dem Nd. ins Hd. aufgenommen,
vgl.
mnd.
wārtēken
(woraus möglicherweise
anord.
jarteikn
‘Wahrzeichen, Wunder’).