wallen1
Vb.
‘sieden, wogend kochen, quellen, sich wogend bewegen, innerlich erregt sein’.
Das ursprünglich stark flektierende, reduplizierende Verb
ahd.
wallan
‘wogen, sieden, kochen’
(um 800),
mhd.
wallen
‘aufkochen, sprudeln, wogen’,
asächs.
wallan
‘wallen, quellen’,
mnd.
mnl.
wallen,
aengl.
weallan
‘sprudeln, bewegt fließen, kochen’
(
germ.
*wallan)
und verwandtes
(ablautend)
ahd.
wellan
‘wälzen, rollen, drehen’
(9. Jh.),
mhd.
wellen
‘rollen, wälzen, streichen, schmieren’,
nhd.
(selten)
wellen
‘rollen, wälzen, runden’,
asächs.
wellan
‘beflecken’,
anord.
vella
‘wallen, brodeln’
(
germ.
*wellan)
zeigen Nasalpräsens
(ll
aus
ln).
Daneben steht
(tiefstufig)
got.
wulan
‘wallen, um sich greifen’.
Außergerm. sind verwandt
aind.
valati
‘wendet sich hin zu, kehrt heim’
(zweifelnd
Mayrhofer
3, 161),
ūrmíḥ
‘Welle’,
griech.
eilé͞in
(
εἰλεῖν,
aus
*ϝελ-ν-)
‘rollen, drehen, winden, wälzen’,
lat.
volvere
‘rollen, kollern, wälzen, drehen, wirbeln’,
lit.
vélti
‘walken, wälzen, schlagen, (Haare, Fäden ineinander) verwirren’,
aslaw.
valiti sę
‘sich wälzen’,
russ.
valít’
(
валить)
‘(um)werfen’.
Auszugehen ist von einer Wurzel
ie.
*u̯el(ə)-,
*u̯lē-
‘drehen, winden, wälzen’,
wozu auch
walken,
Walze1,
walzen2,
wälzen,
wühlen,
Wulst,
Wurzel.
In alter Sprache wird
wallen
vor allem auf bewegtes Wasser
(sprudelnde Quellen, wogendes Meer,
siedendes, brodelndes Wasser)
bezogen,
aber auch schon auf innere (Gemüts)bewegungen übertragen.
Im 17. Jh. wird die Verwendungsweise
(besonders in der Dichtersprache)
auf die Bewegungen eines Kornfeldes,
des Grases, der wiegenden Äste,
des locker fallenden Haares
(
wallendes Haar)
ausgedehnt.