Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

wandeln

Grammatik Verb
Aussprache 
Worttrennung wan-deln
Wortbildung  mit ›wandeln‹ als Erstglied: Wandelaltar · Wandelanleihe · Wandelgeschäft · Wandelmonat · Wandelobligation · Wandelröschen · Wandelschuldverschreibung · Wandelung · Wandler1 · Wandlung · wandelbar
 ·  mit ›wandeln‹ als Letztglied: abwandeln · umwandeln · verwandeln
eWDG

Bedeutung

sich wandelnsich im Wesen ändern, verändern, wesentlich anders werden, in einen neuen, anderen Zustand übergehen
Beispiele:
die Mode, der Geschmack, die Formen, jmds. Auffassungen, Ansichten wandeln sich
die Situation hat sich grundlegend gewandelt
in den letzten Jahren, seit diesem Vorfall hat sie sich sehr gewandelt
gehoben jmdn., etw. wandelnjmdn., etw. im Wesen ändern, verändern, bewirken, dass jmd., etw. anders wird
Beispiele:
die Jahre im Ausland haben ihn sehr gewandelt
jmd. wandelt seine Gesinnung
eine Stadt, Landschaft wandelt ihr Gesicht
der Schmied … ich will ihn wandeln [ WeismantelRiemenschneider167]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

wandeln · Wandel · Wandlung · verwandeln · Wandelstern
wandeln Vb. ‘(sich) ändern, langsam gehen, hin und her gehen’, ahd. wantalōn ‘(sich) hin und her wenden, sich mit etw. abgeben, mit jmdm. verkehren, handeln, ändern, verwandeln’ (8. Jh.), mhd. wandeln ‘rückgängig machen, tauschen, wechseln, ändern, wenden, gerichtlich verhandeln, Ersatz leisten, tadeln, strafen’, intransitiv ‘wandern, reisen, gehen’, asächs. wandlon, mnd. mnl. wandelen ‘verändern, verkehren, gehen’, nl. wandelen ‘spazierengehen’, afries. wandelia ‘wandeln, verändern’ ist eine Iterativbildung zu einem in ahd. wantōn ‘wenden, verwandeln, sich ändern’ (8. Jh.), mhd. wanten ‘drehen’, aengl. wandian ‘zaudern, zurückschrecken, ablassen’ belegten Verb, das ablautend zu den unter wenden und winden (s. d.) behandelten Verben steht. Als Ausgangsbedeutung für das Iterativum ist ‘wiederholt wenden, hin und her wenden’ anzusetzen, woraus in übertragenem Sinne (mhd.) ‘hin und her überlegen, gerichtlich verhandeln’. Aus der intransitiven Gebrauchsweise ‘sich hin und her wenden’ entwickelt sich bereits im Ahd. ‘sich mit etw. abgeben, befassen, mit jmdm. verkehren’ (vgl. handeln und wandeln ‘verkehren’, bis ins 18. Jh.) einerseits und im 14. Jh. ‘gehen, wandern, reisen’ andererseits, so daß daraufhin wandeln semantisch mit wandern übereinstimmen kann. Luther unterscheidet in seiner Bibelübersetzung wandeln ‘auf kleinerem Raum hin und her gehen’ von wandern ‘eine größere Strecke zurücklegen’. wandeln wird durch Klopstock im Sinne von ‘eine kurze Strecke hin und her spazieren’ wieder belebt. Die Bedeutung ‘ändern’ (bereits im Ahd. auch ‘wechseln, tauschen’) ist als ‘in eine andere Richtung wenden’ zu verstehen. – Wandel m. ‘Veränderung, Verkehr, Lebensführung’, ahd. wantal ‘Verkehr, Umgang’ (9. Jh.), mhd. wandel ‘Rückgang, Änderung, Tausch, Wandelbarkeit, Makel, Fehler, Tadel, Ersatz, Buße, Umgang, Verkehr, Gang, Lebensführung’, aus dem Verb rückgebildet. Handel und Wandel ‘kaufmännischer Handel und Verkehr’ (17. Jh.). Wandlung f. ‘Veränderung’, ahd. wantalunga ‘das Hinundherbewegen, Verkehr, Veränderung’ (um 800), mhd. wandelunge ‘Änderung, Tausch, Wechsel, gerichtliche Verhandlung, Verzichtleistung, Gebrechen, Fehler, Gang, Lebenswandel, Umgang, Verkehr’. verwandeln Vb. ‘verändern’, ahd. firwantalōn (8. Jh.), mhd. verwandeln. Wandelstern m. ‘Planet’ in poetischer Umschreibung (Ende 17. Jh.), danach von Puristen als Ersatzwort empfohlen.

Typische Verbindungen zu ›wandeln‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›wandeln‹.

Verwendungsbeispiele für ›wandeln‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Allerdings hat sie sich seit dieser Zeit in vielem gewandelt. [Giesder, Gabriele: Gutes Benehmen, Düsseldorf: Econ-Taschenbuch-Verl. 1991 [1986], S. 123]
Auch die Kalkulation im Verlag wandelte sich mit dem Beginn des Jahrhunderts allmählich. [Wittmann, Reinhard: Geschichte des deutschen Buchhandels. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Geschichte des deutschen Buchwesens, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1991], S. 3283]
In derselben Zeit wandelte sich die Schrift in eigentümlicher Weise. [Nitschke, August: Frühe christliche Reiche. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 7125]
Da wandelte ich zwischen den Statuen, und die Sehnsucht erwachte nach archäologischem Unterricht; meine Briefe sprachen das lebhaft aus. [Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Erinnerungen 1848-1914. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1928], S. 7595]
Bekanntlich hat er sich in der sowjetischen Emigration stilistisch gewandelt. [konkret, 1997]
Zitationshilfe
„wandeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/wandeln#1>.

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wandeln

Grammatik Verb · wandelt, wandelte, ist gewandelt
Aussprache  [ˈvandl̩n]
Worttrennung wan-deln
Wortbildung  mit ›wandeln‹ als Erstglied: Wandelgang · Wandelhalle · Wandelstern · Wandler2
 ·  mit ›wandeln‹ als Letztglied: anwandeln · daherwandeln · dahinwandeln · entlangwandeln · lustwandeln · nachtwandeln · schlafwandeln · traumwandeln · umherwandeln

Bedeutungsübersicht+

  1. [gehoben] gemessenen Schrittes einhergehen
    1. a) spazieren
    2. b) [scherzhaft, bildlich] ...
eWDG und ZDL

Bedeutung

gehoben gemessenen Schrittes einhergehen
Beispiele:
auf der Erde, auf Erden, unter den Lebenden wandeln (= leben)
[…] von starker Erwartung innerlich bebend, wandelte er der Stätte zu […] [ G. Hauptm.Quint1,14]
Unser Marat wandelt nach seinem Tode unter uns (= ist nach seinem Tode im Geiste mit uns), wie euer Jesus […] [ H. MannWeg zur MachtII 4]
a)
spazieren
Beispiele:
saloppwie eine wandelnde Leiche (= sehr blass, elend) aussehen
saloppsie sieht wie ein wandelndes Gerippe aus (= ist sehr mager)
Wenn ich des Nachts, am Meere wandelnd, den Wellengesang höre […] [ HeineNordsee3,105]
[…] List wandelte über die Boulevards […] [ MoloEin Deutscher284]
b)
scherzhaft, bildlich
Beispiele:
auf jmds. Spuren wandeln
wir waren in N und sind auf des Dichters Spuren gewandelt
umgangssprachlich, scherzhafter ist ein wandelndes Lexikon (= er weiß über alles Bescheid) ZDL

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

wandeln · Wandel · Wandlung · verwandeln · Wandelstern
wandeln Vb. ‘(sich) ändern, langsam gehen, hin und her gehen’, ahd. wantalōn ‘(sich) hin und her wenden, sich mit etw. abgeben, mit jmdm. verkehren, handeln, ändern, verwandeln’ (8. Jh.), mhd. wandeln ‘rückgängig machen, tauschen, wechseln, ändern, wenden, gerichtlich verhandeln, Ersatz leisten, tadeln, strafen’, intransitiv ‘wandern, reisen, gehen’, asächs. wandlon, mnd. mnl. wandelen ‘verändern, verkehren, gehen’, nl. wandelen ‘spazierengehen’, afries. wandelia ‘wandeln, verändern’ ist eine Iterativbildung zu einem in ahd. wantōn ‘wenden, verwandeln, sich ändern’ (8. Jh.), mhd. wanten ‘drehen’, aengl. wandian ‘zaudern, zurückschrecken, ablassen’ belegten Verb, das ablautend zu den unter wenden und winden (s. d.) behandelten Verben steht. Als Ausgangsbedeutung für das Iterativum ist ‘wiederholt wenden, hin und her wenden’ anzusetzen, woraus in übertragenem Sinne (mhd.) ‘hin und her überlegen, gerichtlich verhandeln’. Aus der intransitiven Gebrauchsweise ‘sich hin und her wenden’ entwickelt sich bereits im Ahd. ‘sich mit etw. abgeben, befassen, mit jmdm. verkehren’ (vgl. handeln und wandeln ‘verkehren’, bis ins 18. Jh.) einerseits und im 14. Jh. ‘gehen, wandern, reisen’ andererseits, so daß daraufhin wandeln semantisch mit wandern übereinstimmen kann. Luther unterscheidet in seiner Bibelübersetzung wandeln ‘auf kleinerem Raum hin und her gehen’ von wandern ‘eine größere Strecke zurücklegen’. wandeln wird durch Klopstock im Sinne von ‘eine kurze Strecke hin und her spazieren’ wieder belebt. Die Bedeutung ‘ändern’ (bereits im Ahd. auch ‘wechseln, tauschen’) ist als ‘in eine andere Richtung wenden’ zu verstehen. – Wandel m. ‘Veränderung, Verkehr, Lebensführung’, ahd. wantal ‘Verkehr, Umgang’ (9. Jh.), mhd. wandel ‘Rückgang, Änderung, Tausch, Wandelbarkeit, Makel, Fehler, Tadel, Ersatz, Buße, Umgang, Verkehr, Gang, Lebensführung’, aus dem Verb rückgebildet. Handel und Wandel ‘kaufmännischer Handel und Verkehr’ (17. Jh.). Wandlung f. ‘Veränderung’, ahd. wantalunga ‘das Hinundherbewegen, Verkehr, Veränderung’ (um 800), mhd. wandelunge ‘Änderung, Tausch, Wechsel, gerichtliche Verhandlung, Verzichtleistung, Gebrechen, Fehler, Gang, Lebenswandel, Umgang, Verkehr’. verwandeln Vb. ‘verändern’, ahd. firwantalōn (8. Jh.), mhd. verwandeln. Wandelstern m. ‘Planet’ in poetischer Umschreibung (Ende 17. Jh.), danach von Puristen als Ersatzwort empfohlen.

Typische Verbindungen zu ›wandeln‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›wandeln‹.

Zitationshilfe
„wandeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/wandeln#2>.

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