Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

weise

Grammatik Adjektiv · Komparativ: weiser · Superlativ: am weisesten
Aussprache  [ˈvaɪ̯zə]
Worttrennung wei-se
Wortbildung  mit ›weise‹ als Erstglied: Weisheit · Weistum  ·  mit ›weise‹ als Letztglied: aberweise · altersweise · neunmalweise · unweise · weltweise · wohlweise
 ·  mit ›weise‹ als Grundform: Weise2
Mehrwortausdrücke  in weiser Voraussicht
eWDG

Bedeutung

Weisheit besitzend
Beispiele:
ein weiser Mensch
Da muß einer schon ein Weiser oder ein Narr sein, wenn er einem König die Wahrheit sagt […] [ ZuchardtNarr228]
Ach, bitter bereut, wer des Weisen Rat scheut / Und vom Alter sich nicht läßt beraten […] [ BrechtGedichte73]
auf Weisheit beruhend
Beispiele:
weise Mäßigung, Beschränkung, Gelassenheit, Vorsicht
ein weiser Rat
ein weises Urteil
spöttischbehalte deine weisen Lehren für dich!
[…] eine weise Mischung aus kluger Nachgiebigkeit und strafender Milde […] [ MusilMann463]
[…] das unbewegte Gesicht des Onkels […] auf dem ein weises, verstehendes Lächeln liegt […] [ JohoPeyrouton90]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

weise · Weisheit · Weisheitszahn · weismachen · weislich · wohlweislich
weise Adj. ‘wissend, lebenserfahren, klug’, ahd. wīs und die Weiterbildung (ja-Stamm) wīsi (8. Jh.), mhd. wīs, wīse ‘verständig, erfahren, klug, kundig, gelehrt’, asächs. mnd. aengl. wīs, mnl. nl. wijs, engl. wise, anord. vīss, schwed. vis, got. -weis (z. B. unweis ‘unwissend’), germ. *weis(s)a- gehören zu der unter wissen (s. d.) dargestellten Wurzel ie. *u̯eid-. Dabei ist entweder von einer Partizipialform ie. *u̯eidto- auszugehen oder aber von ie. *u̯eidso-, das sich als adjektivische Weiterbildung eines alten s-Stammes *u̯eides- (z. B. in aind. vḗdas- ‘Kenntnis, Einsicht’) erklären läßt. Die Ausgangsbedeutung des Adjektivs ist ‘wissend’, zunächst ‘im Hinblick auf eine Sache kundig, erfahren’, dann auch ‘klug, intelligent, verstandesmäßig begabt’, heute ‘durch Erfahrung und Bemühung verständig, einsichtig, den Zusammenhang verstehend, maßvoll’, vornehmlich als Merkmal eines alten Menschen geltend (vgl. mhd. die wīsen, die getageten und die grīsen). – Weisheit f. ‘(im Laufe eines Lebens gewonnenes) Wissen, Erfahrung, Einsicht’, eigentlich ‘Zustand des Weiseseins’, ahd. (9. Jh.), mhd. wīsheit. Weisheitszahn m. hinterster Backenzahn, meist im Plur. Weisheitszähne, Übersetzung (17. Jh., zuvor zehne der vernunft und weisheit, 16. Jh.) von medizin.-lat. dentes intellectus bzw. dentes sapientiae, nach griech. sōphronistḗres (σωφρονιστῆρες), zu griech. sṓphrōn (σώφρων) ‘besonnen, weise, klug’. Die Zähne entwickeln sich erst im Erwachsenenalter, wenn der Mensch weise ist. weismachen Vb. ‘jmdm. etw. Unwahres (als Wahrheit) sagen, jmdn. anführen, ihn zum Narren halten’ (16. Jh.), mhd. wīs machen ‘wissend machen, belehren, kundtun, beibringen’ (in diesem Sinne noch im 18. Jh.). weislich Adj. ‘weise, klug, wissend’, ahd. wīslīh (8. Jh.), mhd. wīslich; noch geläufig in wohlweislich Adv. ‘aus gutem Grund, bewußt, in berechnender Absicht’ (18. Jh.).

Weise · -weise
Weise f. ‘Art (des Verhaltens und Handelns), Beschaffenheit, Merkmal’, ahd. wīsa (8. Jh.), mhd. wīs(e) ‘Art, besondere Erscheinungsform’, asächs. wīsa, mnd. wīs(e), mnl. wīse, wijs, nl. wijze, wijs, aengl. wīse, engl. (selten) wise, anord. vīsa (‘Strophe, Vers’), schwed. vis sind zu der unter wissen (s. d.) abgehandelten Wurzel ie. *u̯eid- ‘erblicken, sehen’ gebildet, vielleicht auch (wie weise, s. d.) Weiterbildung eines alten s-Stammes, vgl. griech. é͞idos (εἶδος) ‘Aussehen, Gestalt, Beschaffenheit, Gattung’. Die Bedeutungsentwicklung verläuft von ‘Aussehen, äußere Erscheinung’ über ‘Beschaffenheit’ zu ‘Art des Verhaltens in einer gegebenen Situation’. Vgl. die formelhafte Verbindung Art und Weise (16. Jh.). Bereits bei Notker erscheint ahd. wīsa im Sinne von ‘Melodie’, lat. modulātus bzw. tonus übersetzend; dazu vgl. Wort und Weise ‘Text und Melodie’ (eines Liedes), mhd. wort und wīse. – -weise Kompositionssuffix zur Bildung von modalen Adverbien, produktiv seit dem 16. Jh.; anfangs noch in getrennter Schreibung; vgl. legation weiß, erzweis (16. Jh.), dutzet weise, gesprächweiß (17. Jh.). Voraus gehen genitivische Fügungen wie mhd. in zornes wīs, in regenes wīs. In älterer Sprache wird überwiegend die kurze, e-lose Form verwendet.

Thesaurus

Synonymgruppe
erfahren · geläutert · klug · lebenserfahren · lebensklug · mit (viel) Lebenserfahrung · vernünftig · weise · weltklug
Assoziationen
Antonyme
Synonymgruppe
abgeklärt · gesetzt · reif · vernünftig · weise

Typische Verbindungen zu ›weise‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›weise‹.

Verwendungsbeispiele für ›weise‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auch in der Bestimmung des Raumes erkannte er tiefe weise Absicht. [Voß, Richard: Zwei Menschen, Stuttgart: Engelhorn 1911 [1949], S. 148]
Daß diese Entfaltung so allmählich erfolgt, ist eine höchst weise Einrichtung. [Schädel, E.: Das Sprechenlernen unserer Kinder, Leipzig: Brandstetter 1905, S. 25]
Sie ist nicht weiser, als sie vorher war; sie kommt nicht zur Ruhe. [Mann, Golo: Einleitung. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 4554]
Mit weiser Zurückhaltung beginnend, wußte sie bald alle Künstler zu gewinnen. [Wagner, Siegfried: Erinnerungen. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1923], S. 21668]
Das Wissen der »weisen Männer« ist also nicht unbedingt identisch mit ihrer Lehre. [Die Zeit, 08.11.1996, Nr. 46]
Zitationshilfe
„weise“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/weise>.

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