schweifen
Vb.
‘herumstreifen, umherziehen, -wandern’.
Ein starkes (reduplizierendes) Verb
ahd.
sweifan
‘kämpfen’
(8. Jh.),
mhd.
sweifen
‘in drehende, schwingende Bewegung setzen, schwingen’,
intransitiv
‘bogenförmig gehen, herumwandern, schwanken, taumeln’,
asächs.
farswēpan
‘vertreiben’,
aengl.
swāpan
‘fegen, schwingend bewegen’,
engl.
(schwach)
to swoop
‘niederstoßen, sich stürzen (von Vögeln)’,
anord.
sveipa
‘werfen, umhüllen’
(
germ.
*swaipan)
führt mit dem unter
Schweif
(s. d.)
behandelten Substantiv sowie mit
mnd.
mnl.
swēpe,
nl.
zweep,
aengl.
swipu,
swipe,
anord.
svipa
‘Peitsche’,
got.
midjasweipains
‘Überflutung, Sintflut’
(eigentlich
‘Fegung der Mitte’)
und vielleicht mit
awest.
xšvaēwayat̰. aštrā-
‘der die Peitsche kreisen läßt, schwingt’,
xšviwra-
‘flink’
auf
ie.
*su̯eib-,
eine Labialerweiterung der Wurzel
ie.
*su̯ē̌(i)-
‘biegen, drehen, schwingen’
(wozu auch
schweben,
s. d.).
Das starke Verb fällt in frühnhd. Zeit
mit dem zugehörigen schwachen Verb
ahd.
sweifen
‘umstürzen’
(8. Jh.),
mhd.
sweifen
‘schwingen’
zusammen und gibt
die starke Flexion auf.
abschweifen
Vb.
‘sich davonmachen’
(15. Jh.),
‘abweichen von etw.’
(16. Jh.),
‘durch Hin-und-her-Bewegen im Wasser reinigen’
(17. Jh.),
‘beim Reden, in Gedanken vom Thema abkommen’
(18. Jh.).
ausschweifen
Vb.
‘eine gerade Linie verlassen, sich verbreiten, herumstreifen’
(15. Jh.),
‘vom Thema abkommen, in Gedanken abirren, über ein vertretbares (moralisches) Maß hinausgehen’
(16. Jh.);
ausschweifend
Part.adj.
‘das rechte moralische Maß übersteigend’
(18. Jh.,
ausschweifende Laster,
Triebe,
ausschweifende Lebensart);
Ausschweifung
f.
‘Üppigkeit’
(15. Jh.),
‘gekrümmte, von der Geraden abweichende Linienführung’
(16. Jh.),
‘(moralische) Maßlosigkeit’
(17. Jh.).
weitschweifig
Adj.
‘ausgedehnt, ausführlich’,
spätmhd.
wītsweific
‘umherschweifend, weitläufig’.