widersprechen
GrammatikVerb · widerspricht, widersprach, hat widersprochen
Aussprache
Worttrennung wi-der-spre-chen
Wortbildung
mit ›widersprechen‹ als Erstglied:
widersprechend
·
mit ›widersprechen‹ als Binnenglied:
unwidersprechlich
·
mit ›widersprechen‹ als Grundform:
Widerspruch
Bedeutungsübersicht
- 1. ⟨jmdm., einer Sache widersprechen⟩ jmdm., jmds. Meinungsäußerung, einer Sache mit Worten entgegentreten, gegen etw. Einwände erheben, etw. für unrichtig erklären
- ⟨sich widersprechen⟩ sich entgegengesetzt zu seiner eigenen, vorher gemachten Aussage äußern
- 2. ⟨etw. widerspricht einer Sache⟩ etw. steht im Gegensatz zu etw., stimmt mit etw. nicht überein
- ⟨widersprechend⟩ entgegengesetzt, unvereinbar
eWDG
Bedeutungen
1.
⟨jmdm., einer Sache widersprechen⟩jmdm., jmds. Meinungsäußerung, einer Sache mit Worten entgegentreten, gegen etw. Einwände erheben, etw. für unrichtig erklären
Beispiele:
dem Redner, seinen Worten, seiner Behauptung, Meinung wurde von vielen Seiten widersprochen
er widersprach ihr mit keinem Wort, mit scharfen Worten
widersprich mir nicht immer!
sie widersprach (ihm) aus Prinzip, grundsätzlich, mit allem Nachdruck, immer
»das ist nicht so«, widersprach er
⟨sich [Dativ] widersprechen⟩sich entgegengesetzt zu seiner eigenen, vorher gemachten Aussage äußern
Beispiel:
damit, mit diesen Worten, mit diesem Argument, ohne es zu bemerken, hast du dir selbst widersprochen
2.
⟨etw. widerspricht einer Sache⟩etw. steht im Gegensatz zu etw., stimmt mit etw. nicht überein
Beispiele:
dies widerspricht deiner bisherigen Überzeugung, Behauptung, den Bestimmungen, Angaben, Untersuchungsergebnissen, seinen Grundsätzen
eine solche Handlungsweise, Auffassung widerspricht ihrem Wesen, Empfinden
die äußere Ruhe widersprach seinem inneren Zustand
die Zeugenaussagen, Nachrichten widersprechen sich, einander
⟨widersprechend⟩entgegengesetzt, unvereinbar
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
widersprechende Antworten, Auskünfte (erhalten)
die widersprechendsten Gefühle bewegten sie
sie hatte so viel Widersprechendes über den Vorfall gehört
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
wider · wieder · zuwider · widerlich · widern · erwidern · widrig · Widerhall · widerlegen · widerrufen · widerspenstig · widersprechen · Widerspruch · widerstehen · Widerstand · widerwärtig · Widerwille · widerwillig
wider Präp. ‘gegen, entgegen’. wieder Adv. ‘zurück, abermals, erneut’, mit konjunktionalem Charakter ‘umgekehrt, hingegen, anderer-, seiner-, ihrerseits’ Die seit dem 17./18. Jh. durch gelehrte Regelung orthographisch geschiedenen Wörter haben eine gemeinsame Herkunft. Ahd. widar Präp. ‘(ent)gegen, wider’ (8. Jh.), widar(i) Adv. ‘entgegen, zuwider, zurück, wiederum, abermals’ (um 800), mhd. wider (md. auch widder, weder) Präp. ‘gegen, wider’, wider(e) Adv. ‘(ent)gegen, zuwider, zurück, abermals’, asächs. wiðar Präp. ‘gegen, wider’, Adv. ‘zurück’, mnd. wed(d)er Präp. ‘gegen, wider’, wedder Adv. ‘zurück, abermals, wiederum, entgegen’, mnl. nl. weder, weer Präp. ‘wider, gegen’, Adv. (mnl. auch wēdere) ‘zurück, wieder, gegen’, afries. wither, aengl. wiþer Präp. Adv. ‘gegen’, anord. viðr Präp. ‘bei, gegen, wider’, got. wiþra Präp. ‘gegen, gegenüber’ (germ. *wiþra-) sind wie aind. vitarám ‘weiter, ferner’, awest. vītarəm ‘seitwärts’, vītara- ‘der seitlichere’ Bildungen mit dem Suffix ie. -tero-, setzen also ie. *u̯itero- voraus. Dessen Grundlage ie. *u̯ī̌- ‘auseinander’ findet sich in aind. ví ‘auseinander, abgetrennt, weg, fort’, awest. vī-, vi-, vy- ‘auseinander, abseits, entgegen’ und in den Weiterbildungen lit. vìsas ‘alle’, aslaw. vьsь, russ. ves’ (весь) ‘all, ganz’ (d. i. ‘nach allen Seiten auseinandergegangen’), lat. vitium (aus *u̯itiom) ‘Fehler, Gebrechen’. Neben den oben angeführten, germ. *wiþra- entsprechenden Bildungen stehen in einigen germ. Sprachen Kurzformen wie asächs. wið Präp., aengl. wiþ Präp., anord. við Präp., die sich in den modernen Sprachen durchgesetzt haben, vgl. engl. with Präp. ‘mit’, schwed. vid Präp. ‘bei, an, neben, auf’, zeitlich ‘gegen’, Adv. ‘etwa, ungefähr’. Die Bedeutungsentwicklung geht aus von räumlich verstandenem ‘auseinander, (ent)gegen’. Die Präposition steht daher für ‘gegen’ (räumlich, dann besonders im Sinne des feindlichen Entgegenwirkens, des Widerstandes) und für ‘im Gegensatz, im Widerspruch zu’; das Adverb steht für ‘zurück’ (d. h. ‘der eingeschlagenen Richtung entgegen’), woraus im zeitlichen Sinne ‘abermals, wiederum’. Alle Verwendungsweisen sind bereits im Ahd. entwickelt. In der Art einer adversativen Konjunktion ‘umgekehrt, hingegen, andrerseits’ (bereits bei Notker) wird wi(e)der besonders in neuerer Zeit gebräuchlich (er war freundlich, dann wieder unausstehlich). Adverbieller Gebrauch im Sinne von ‘(ent)gegen’ (der Wind war jnen wider, Luther) ist erhalten in der Erweiterung zuwider Adv. Präp. ‘entgegengesetzt, feindlich, widerwärtig’ (16. Jh.) und in zahlreichen Verbalkomposita (s. unten). – widerlich Adj. ‘ungünstig, schlecht, unangenehm, abstoßend’ (17. Jh.), älter ‘gegnerisch, feindlich’ (16. Jh.). widern Vb. ‘zuwider, unangenehm sein, anwidern’ (17. Jh.), älter ‘zuwider-, entgegenhandeln, ablehnen, unterbinden, sich weigern, widerstreben’, ahd. widarōn, widaren ‘zurückweisen, ablehnen, zu verhindern suchen, sich weigern’ (8. Jh.), mhd. wider(e)n ‘zuwider machen, verleiden, sich widersetzen, rückgängig machen, zurückweisen, verschmähen, vergelten’. erwidern Vb. ‘entgegnen, antworten, reagieren’, mhd. erwideren ‘entgegnen, antworten, ersetzen’, ahd. irwidarōn ‘zurückweisen, verwerfen, mißbilligen’ (9. Jh.). widrig Adj. ‘ungünstig, unangenehm, Widerwillen erregend’, spätmhd. widerig. Widerhall m. ‘reflektierter Schall, Echo’, spätmhd. widerhal. widerlegen Vb. ‘nachweisen, daß etw. nicht zutrifft, etw. als falsch erweisen’ (16. Jh.), mhd. widerlegen ‘erstatten, ersetzen, wiedergutmachen, vergelten, umbiegen, umlegen, Widerstand leisten’. widerrufen Vb. ‘eine Aussage zurücknehmen’, mhd. widerruofen, -rüefen ‘ab-, zurückrufen, zurücknehmen, absetzen, widerlegen’. widerspenstig Adj. ‘widersetzlich störrisch’ (Ende 15. Jh.), nach voraufgehendem mhd. widerspene, widerspān, -spæne; vgl. mhd. span und widerspān ‘Streitigkeit, Zerwürfnis’, eigentlich ‘(gegenseitige) Spannung’, zu der unter spannen (s. d.) dargestellten Wortgruppe. widersprechen Vb. ‘das Gegenteil vertreten, sich gegen etw. äußern’, ahd. widarsprehhan (10. Jh.), mhd. widersprechen ‘sich mit Worten gegen etw. wenden’; seit dem 17. Jh. auch ‘im Gegensatz stehen, nicht übereinstimmen, sich entgegenstehen’. Widerspruch m. ‘Einwand, Protest, (logische) Unvereinbarkeit’ (15. Jh.). widerstehen Vb. ‘Widerstand leisten, einer Neigung nicht nachgeben, zuwider, unangenehm sein’, ahd. widarstān, -stēn (8. Jh.), -stantan (9. Jh.), mhd. widerstān, -stēn. Widerstand m. ‘Gegenwehr, Weigerung, Behinderung’, mhd. widerstant; im Plural ‘Hemmungen, Hindernisse’ (18. Jh.); Widerstand leisten (18. Jh.), passiver Widerstand (Mitte 19. Jh.), nach engl. passive resistance. widerwärtig Adj. ‘abstoßend, unangenehm, ungünstig’, ahd. widarwertīg, -wartīg ‘feindlich, feindselig, entgegengesetzt, ungünstig’ (um 900), mhd. widerwertic, -wartic ‘entgegenstrebend, -gesetzt, widersetzlich, feindlich, unangenehm, zuwider’; zur Herkunft des Grundworts s. -wärts. Widerwille m. ‘Widerstreben, Abneigung’, mhd. widerwille ‘Zwist, Auflehnung, Unannehmlichkeit, Ungemach’. widerwillig Adj. ‘ungern, widerstrebend’, frühnhd. auch ‘sich auflehnend, feindlich entzweit’ (15. Jh.); vgl. mhd. widerwillicheit.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(sich) verwahren (gegen) ·
Einspruch erheben ·
ableugnen ·
abstreiten ·
anfechten ·
bestreiten ·
dementieren ·
für nicht zutreffend erklären ·
in Abrede stellen ·
leugnen ·
nicht anerkennen ·
nicht wahrhaben wollen ·
verleugnen ·
verneinen ·
verweigern ·
von der Hand weisen ·
von sich weisen ·
widersprechen ●
(in aller Schärfe) zurückweisen Verstärkung ·
nicht gesagt haben wollen variabel ·
(sich) distanzieren (von) geh. ·
desavouieren geh., franz. ·
in das Reich der Fabel verweisen geh. ·
nichts (mehr) wissen wollen (von) ugs.
Assoziationen |
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(einer Sache) zuwiderlaufen ·
(sich) widersprechen ·
entgegenstehen ·
in Konflikt geraten (mit) ·
in Konflikt stehen (mit) ·
kollidieren (mit) ●
konfligieren fachspr.
Assoziationen |
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unterschiedlicher Meinung sein ·
widersprechen
(jemandem etwas) entgegenhalten ·
den Einwand erheben (dass) ·
einwenden ·
einwerfen ·
entgegnen ·
erwidern ·
kontern (mit) ·
mit dem Gegenargument kommen (dass) ·
widersprechen ●
objizieren geh., veraltet
Assoziationen |
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(sein) Veto einlegen ·
(sich) zur Wehr setzen ·
Einspruch erheben ·
Protest einlegen ·
Protest erheben ·
Widerspruch erheben ·
dagegenhalten ·
protestieren ·
widersprechen
Assoziationen |
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(einer Sache) (so) nicht zustimmen können ·
Widerspruch anmelden ·
nicht einverstanden sein (mit) ·
widersprechen (müssen) ●
(etwas) nicht so stehen lassen fig. ·
nicht so stehen bleiben können fig. ·
Einspruch, Euer Ehren! geh., altertümelnd, scherzhaft
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›widersprechen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›widersprechen‹.
Annahme
Auffassung
Aussage
Befürchtung
Behauptung
Darstellung
Einschätzung
Geist
Gepflogenheit
Gerücht
Grundgedanke
Grundgesetz
Grundsatz
Klischee
Logik
Prinzip
Selbstverständnis
Spekulation
These
Vermutung
Vorwurf
Zielen
ausdrücklich
diametral
energisch
entscheiden
entschieden
fundamental
heftig
vehement
Verwendungsbeispiele für ›widersprechen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Das widerspricht nicht nur dem guten Stil, es ist auch ungesund.
[Schönfeldt, Sybil: Leichte schnelle Küche, Hamburg: Litten 1978, S. 67]
Es war ebenso schwer, ihr beizustimmen, wie ihr zu widersprechen.
[Rinser, Luise: Mitte des Lebens, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1952 [1950], S. 3]
Schon das Bewußtsein des Künstlers von heute scheint dem zu widersprechen.
[Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode, Tübingen: Mohr 1960, S. 81]
Was sie tun wollte, widersprach dem Willen der Massen, und was dem Willen der Massen entsprochen hätte, wollte sie nicht tun.
[Gitermann, Valentin: Die Russische Revolution. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 14749]
Doch ansonsten haben sie wenig miteinander zu tun, sie widersprechen sich vielmehr in ihren zentralen Thesen.
[Die Zeit, 23.03.2000, Nr. 13]
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