kauen
Vb.
‘mit den Zähnen zerkleinern, malmen’.
Die ältesten Formen des ursprünglich stark flektierten
germ. Verbs sind
ahd.
kiuwan
(8. Jh.),
mhd.
kiuwen,
kiun,
aengl.
cēowan
und
(mit Anlautveränderung durch Dissimilation
oder unter Einfluß von bedeutungsähnlichem
anord.
tǫgla
‘kauen, nagen’)
anord.
tyggja,
tyggva.
Neben
mhd.
kiuwen,
das in
nhd.
käuen
bis ins 18. Jh. lebendig bleibt,
findet sich im 14. Jh.
die für die heute übliche Lautgestalt vorauszusetzende Variante
mhd.
(
md.)
kūwen,
die bereits
(ebenso wie
mnd.
kouwen,
mnl.
cauwen,
nl.
kauwen,
engl.
to chew,
schwed.
tugga
‘kauen’)
dem Paradigma der schwachen Verben folgt.
Der Übergang zur schwachen Flexion ist bei
frühnhd.
käuen,
kauen
im 16. Jh. allgemein vollzogen.
Der Vergleich mit
außergerm. Entsprechungen wie
serb.-kslaw.
žьvati,
russ.
ževát’
(
жевать)
‘kauen’,
lit.
žiáunos
(Plur.)
‘Kiefer, Kiemen’,
pers.
ǰāvīdan
‘kauen’
führt auf die Wurzel
ie.
*g(i̯)eu-,
*g̑(i̯)eu-
‘kauen’.
Die Form
käuen
ist im
Nhd. bis zur Gegenwart erhalten in
wiederkäuen
Vb.
‘nochmals kauen’
(bezogen auf bestimmte Paarhufer).
Das seit dem 15. Jh. belegte Kompositum
ersetzt nicht mehr verstandenes
(und nur mannigfaltig entstellt in den Mundarten fortlebendes)
gleichbed.
ahd.
itarucken
(9. Jh.),
mhd.
it(e)rücken,
aus
ahd.
it(a)-
‘wieder’
und
germ.
*rukjan
‘sich erbrechen, rülpsen’,
vgl.
lat.
ērūgere
‘ausrülpsen’,
ructāre
‘rülpsen, ausspeien’,
russ.
rygát’
(
рыгать)
‘rülpsen, wiederkäuen’.
Wiederkäuer
m.
‘wiederkäuender Paarhufer’,
als Nomen agentis vereinzelt schon im 16. Jh.
(bei
Fischart)
gebildet,
tritt in den 20er Jahren des 19. Jhs.
an die Stelle des älteren zoologischen Fachausdrucks
wiederkäuendes Tier
(17. Jh.).
Kautabak
m.
(2. Hälfte 19. Jh.),
nach
engl.
chewing-tobacco
(1835);
vgl. die bereits im 18. Jh. vorkommende Fügung
Tabak kauen.
Kaugummi
m.
(20er Jahre 20. Jh.),
nach
amerik.-engl.
chewing gum
(1864).