Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

windig

Grammatik Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung win-dig
Wortbildung  mit ›windig‹ als Erstglied: Windigkeit  ·  mit ›windig‹ als Letztglied: überwindig
eWDG

Bedeutungen

1.
mit Wind, voller Luftbewegung
Beispiele:
es ist sehr windig draußen
windiges Wetter
wir befanden uns auf windiger (= dem Wind ausgesetzter) Höhe
2.
umgangssprachlich, abwertend unzuverlässig, zweifelhaft, nicht glaubhaft
Beispiele:
ein windiger Mensch, Bursche, Lügner
windige Projekte, Manipulationen
eine trügerische und windige Angelegenheit
ein Film von windiger Moral
inhaltslos, leer
Beispiele:
ein windiges Geschwätz
eine windige Ausflucht, Hoffnung
windiger (= eitler) Plunder
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Wind · windig · Windsbraut
Wind m. ‘sich bewegende, wehende Luft, Luftströmung’, ahd. (8. Jh.), mhd. mnd. wint, asächs. nl. aengl. engl. wind, anord. vindr, schwed. vind, got. winds (germ. *winda-, aus *wenda- m.) und lat. ventus, kymr. gwynt, toch. A want, toch. B yente ‘Wind’ sind mit partizipialem nt-Formans im Sinne von ‘das Wehende, Blasende’ zu der unter wehen (s. d.) angegebenen Wurzel ie. *u̯ē- ‘wehen, blasen, hauchen’ gebildet. Redensartlich in den Wind reden ‘etw. vergeblich sagen’ (15. Jh.), in den Wind schlagen ‘geringschätzig abweisen, abschlagen, preisgeben’ (16. Jh.), heute ‘keine Beachtung schenken’. In der Bedeutung ‘Blähung’ begegnet Wind seit dem 14. Jh. – windig Adj. ‘voll Luftbewegung’, übertragen ‘eitel, leer, unzuverlässig’, mhd. windec, windic, auch ‘blähend’. Windsbraut f. ‘heftiger Wind, Wirbelwind’, ahd. wintes prūt (9. Jh.), mhd. windesbrūt. Das Grundwort gehört wohl zu ie. *bʰer, *bʰrū ‘aufwallen, in heftiger Bewegung sein’ (s. brauen, brausen1).

Thesaurus

Synonymgruppe
berüchtigt · fragwürdig · halbseiden · lichtscheu · unseriös · verrufen · verschrien · von zweifelhaftem Ruf · wenig vertrauenserweckend · windig · zwielichtig  ●  schlecht beleumundet  Amtsdeutsch · anrüchig  geh.
Assoziationen
  • (jemandem etwas) nachsagen · (jemandem etwas) unterstellen · (jemandem) die Ehre abschneiden · (jemanden) ins Gerede bringen · (über jemanden negative) Behauptungen in die Welt setzen · Lügen verbreiten (über) · herabsetzen · in Verruf bringen · schlecht reden (über) · schlechtmachen · verleumden · verunglimpfen  ●  (jemandem etwas) anhängen fig. · (jemanden) in eine (bestimmte) Ecke stellen fig. · (sich) in herabwürdigender Weise äußern (über) variabel · in Misskredit bringen fig. · (jemandem etwas) am Zeug flicken ugs., veraltend · (jemandem etwas) andichten ugs. · (jemandem etwas) ans Zeug flicken ugs., veraltend · (jemanden) mit Dreck bewerfen ugs. · anschwärzen ugs. · diffamieren geh., bildungssprachlich · diskreditieren geh., bildungssprachlich · kein gutes Haar lassen (an) ugs.
  • fragwürdig sein  ●  einen üblen Nachgeschmack hinterlassen fig. · ein Gschmäckle haben ugs. · einen üblen Beigeschmack haben ugs. · nicht (ganz) koscher sein ugs. · zum Himmel stinken ugs.
  • (einen) schlechten Ruf (haben) · (jemandem / einer Sache) haftet ein schlechter Ruf an · Imageproblem  ●  die Bösen sein ugs., fig.
  • suspekt · undurchschaubar · undurchsichtig · verdächtig · zweifelhaft · zwielichtig  ●  krumm ugs., fig. · mit Vorsicht zu genießen ugs. · nicht ganz astrein ugs. · nicht ganz lupenrein ugs.
  • anrüchig · fragwürdig · krumm · obskur · ominös · undurchsichtig · zweifelhaft · zwielichtig  ●  dubios Hauptform · dunkel fig.
  • Brutstätte des Lasters · Hort des Lasters · Lasterhöhle · Sündenpfuhl
  • Halbwelt  ●  Demimonde franz.
  • (etwas) stimmt nicht mit · es gibt Ungereimtheiten · es gibt Widersprüche · nicht zusammenpassen  ●  Wie das? Spruch · (etwas) ist faul (an) ugs., fig. · (etwas) stinkt zum Himmel ugs. · (irgend)etwas stimmt (da) nicht ugs. · Wie jetzt!? ugs., salopp · irgend(et)was ist da (doch) ugs. · irgend(et)was ist da nicht in Ordnung ugs. · wie kann das sein!? ugs., Spruch
  • (etwas) bleibt hängen (an) · (sich) rufschädigend auswirken  ●  (jemandes bis dato makelloser) Ruf hat gelitten variabel · (seine) Weste ist nicht mehr blütenweiß fig. · ins Zwielicht geraten fig.
  • (ein) schlechtes Gewissen (haben) · (ein) schmutziges Geheimnis (haben) · (etwas) auf dem Gewissen haben · kein reines Gewissen haben  ●  (eine) Leiche im Keller haben fig. · (etwas) zu verbergen haben Hauptform · Leichen im Keller haben fig. · Dreck am Stecken haben ugs., fig.
  • Bumskneipe veraltet · Bumslokal veraltet · Tanzbar Hauptform · Budike ugs., berlinerisch · Tanzkaschemme ugs., abwertend
  • Problembezirk · schlechte Gegend · unsichere Gegend · verrufenes Viertel  ●  Gefahrengebiet fachspr. · Klein-Chikago ugs., fig., übertreibend · Tal der fliegenden Messer ugs., fig. · finstere Gegend ugs. · heißes Pflaster ugs., fig. · kriminalitätsbelasteter Ort fachspr., Jargon · schlimme Gegend ugs.
Synonymgruppe
unsolide · unzuverlässig · wortbrüchig  ●  windig  ugs.
Assoziationen
Synonymgruppe
dem Wind ausgesetzt · luftdurchströmt · luftdurchweht · luftig · windig · zugig  ●  von Wind umbraust (lit.)  geh. · windumtost (lit.)  geh.
Assoziationen
Synonymgruppe
böig · stürmisch · windig
Assoziationen
  • orkanartig · sturmdurchbraust · sturmdurchweht · stürmend · tobend (Wind)  ●  stürmisch Hauptform
Synonymgruppe
(nur eine) Bastellösung · Provisorium  ●  (sich) nicht verlassen können (auf)  variabel · (da) hat man nichts in der Hand  ugs. · (eine) wackelige Angelegenheit  ugs. · (eine) wackelige Geschichte  ugs. · (hat) keinen Kopf und keinen Arsch  ugs., fig. · fipsig  ugs. · mick(e)rig  ugs. · nichts Halbes und nichts Ganzes  ugs., Hauptform · windig  ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›windig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›windig‹.

Verwendungsbeispiele für ›windig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Es ist nicht weniger windig um sie bestellt als um die eben enthüllten. [Reimann, Hans: Vergnügliches Handbuch der Deutschen Sprache, Düsseldorf: Econ-Verl. 1964 [1931], S. 191]
Ich schien mir gerade die windigste Ecke ausgesucht zu haben. [Jünger, Ernst: In Stahlgewittern, Stuttgart: Klett-Cotta 1994 [1920], S. 76]
Erschrocken rannte unten das Weib, von Grauen gepackt – hohnlachend sauste oben die Schar weiter, hinein in das windige Dunkel. [Tucholsky, Kurt: Walpurgisnacht. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1919], S. 5211]
Nach einer extrem windigen Nacht flaute der Wind zwar ab. [Die Zeit, 10.02.2012 (online)]
Hier bekamen wir immer dasselbe in höchster Qualität, nie zu heiß, nie zu kalt, nie zu windig. [Die Zeit, 19.09.2011, Nr. 38]
Zitationshilfe
„windig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/windig>.

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