Grammatik: adverbiell
1.
körperlich gut, gesund, wohlauf, behaglich
Grammatik: Komparativ ‘wohler’, Superlativ ‘am wohlsten’
Beispiele:
ist dir nicht wohl?
jmdm., jmd. ist nicht wohl
jmd. fühlt sich (nicht) wohl
als sie von der Kur zurückkam, sah sie sehr wohl aus
als sie sich ein paar Minuten ausgeruht hatte, wurde ihr wieder wohler
am wohlsten fühlt er sich unter Freunden, an seinem Schreibtisch, zu Hause
gehobenlass es dir wohl ergehen!
gehobenihr wurde wohl ums Herz
umgangssprachlichihm war bei diesem Unternehmen, Gedanken nicht (ganz) wohl (zumute)
(= er hatte Bedenken)
umgangssprachlichjmd. fühlt sich in seiner Haut nicht wohl, jmdm. ist nicht wohl in seiner Haut
(= jmd. ist unzufrieden mit der Lage, in die er geraten ist)
gehoben, scherzhaftgehab dich, gehabt euch wohl!
(= bleibe, bleibt wohlauf!)
sprichwörtlichwenn's dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tanzen
(= wenn es jmdm. zu gut geht, wird er übermütig)
2.
gut
Grammatik: Komparativ ‘besser’, Superlativ ‘am besten’
Beispiele:
du tätest wohl daran, dich bei ihm zu entschuldigen
er wäre wohl beraten, wenn er den Vorschlag annähme
wohl bekomm’s!
(= Trinkspruch)
gehobenich wünsche, wohl zu ruhen, zu speisen
(= Wunsch beim Schlafengehen, vor dem Essen)
scherzhaftwünsche, wohl geruht zu haben!
gehobenjmd. lässt es sich [Dativ]
wohl sein (= genießt sein Leben, lässt sich Essen und Trinken schmecken)
gehobenetw. kommt jmdm. wohl zustatten
gehobenetw. steht jmdm. wohl an
landschaftlichetw. gefällt jmdm. wohl
landschaftlicher mag sie wohl leiden
landschaftlicher ließ es sich wohl schmecken
⟨wohl oder übel (= ob man will oder nicht)⟩
Beispiele:
du musst dich wohl oder übel damit abfinden
wir müssen ihn wohl oder übel dazu einladen
genau, sorgfältig
Beispiele:
er hütet sich wohl, an diese Angelegenheit zu rühren
ich erinnere mich wohl an seine Worte
alles war wohl überlegt, geplant
er hatte alles wohl verpackt
gehobenbedenke alles wohl!
3.
Grammatik: in Ausrufen
gehoben, veraltend ⟨wohl ihm! (= er ist glücklich zu schätzen!) (= so ein Glück für ihn!)⟩
Beispiele:
wohl dem, der gesunde Kinder hat!
wohl dir, dass dir das erspart geblieben ist!
wohl dem Land, das in Frieden leben kann!
4.
wahrscheinlich, anscheinend, vermutlich
Grammatik: adjektivisch, unbetont
Beispiele:
er wird (es) wohl verschlafen haben, wird wohl noch kommen
es wird wohl besser sein, diese Angelegenheit mit Stillschweigen zu übergehen
für diese Aufgabe ist er wohl nicht geeignet
es wird sich wohl anders verhalten
es wird wohl gleich Schluss sein
am besten wird es wohl sein, wenn wir sie in dem guten Glauben lassen
das wird er wohl nie begreifen, lernen
»ob die Wolle reicht?« »Wohl kaum!«
ich habe wohl nicht recht gehört!
(= diese Äußerung, diesen Sachverhalt billige ich nicht!)
umgangssprachlich
Grammatik: in Fragesätzen
Beispiele:
du hast wohl viel zu tun?
Sie können wohl nicht mitkommen?
du bist wohl sehr enttäuscht?
du bist dir wohl zu gut für diese Arbeit?
mildert eine Frage, Aussage
Beispiele:
dir ist wohl schlecht?
saloppbei dir piept's wohl?
saloppbei dir ist wohl eine Schraube locker?
saloppdu spinnst wohl!
saloppdu bist wohl nicht recht bei Trost?
5.
drückt aus, dass ein Zweifel entkräftet werden soll durchaus, ohne weiteres
Grammatik: adjektivisch, betont
Beispiele:
ich habe seine Absicht wohl gemerkt
ich erinnere mich wohl an diesen Vorfall
»du hast es doch nicht gesehen.« »Ich habe es wohl gesehen!«
ich weiß (sehr) wohl, was er damit sagen wollte
er hat (sehr) wohl verstanden, was gemeint war
ich weiß es sehr wohl zu schätzen, dass Sie …
das kann wohl sein
von den politischen Verhältnissen jener Zeit können wir uns sehr wohl ein genaues Bild machen
6.
⟨nicht … wohl aber⟩verstärkt das folgende »aber« jedoch
Grammatik: nach einer Negation
Beispiele:
im Tal schneit es um diese Jahreszeit nicht mehr, wohl aber auf den Höhen
er ist nicht dumm, wohl aber faul
7.
ohne eigentliche Bedeutung; drückt eine Bekräftigung aus
Grammatik: adjektivisch/partikelhaft
Beispiele:
das kann man wohl sagen!
man wird doch wohl noch fragen dürfen!
siehst du wohl, so wird das gemacht!
umgangssprachlich
Grammatik: in Aufforderungssätzen
Beispiele:
wirst du wohl herkommen!
willst du das wohl sein lassen!
⟨nun wohl⟩drückt zögernde Zustimmung, Einverständnis aus
Beispiel:
nun wohl, es ist wahr, es war so
8.
veraltet ⟨sehr wohl⟩Antwort auf einen Befehl, eine Bitte jawohl
Beispiel:
»Herr Ober, bringen Sie bitte die Weinkarte!« »Sehr wohl, sehr wohl, mein Herr!«