zehren
Vb.
‘von etw. leben, sich von etw. ernähren, die (körperlichen) Kräfte verbrauchen, schwächen’.
Das nur im
Dt. und
Nl. begegnende Verb
mhd.
zer(e)n
‘für die Ernährung Aufwand treiben, leben, essen, sich nähren von, verbrauchen’,
auch
‘zerreißen, vernichten’
(s. das nachfolgend genannte starke Verb),
asächs.
terian
‘verzehren’,
mnd.
mnl.
tēren
‘(ver)zehren’,
nl.
teren
‘zehren, sich ernähren’
gehört als jüngere
(kausative?)
j-Bildung
(
germ.
*tarjan)
zu dem in mhd. Zeit untergegangenen starken Verb
ahd.
zeran
‘streiten’
(8. Jh.),
‘einen Kampf beenden’
(um 1000),
mhd.
zerzern
‘zerreißen’,
aengl.
teran,
engl.
to tear,
got.
distaíran
‘zerreißen’,
gataíran
‘zerreißen, zerstören’
(
germ.
*teran).
Außergerm. sind verwandt
aind.
(mit Nasalpräsens)
dṛṇā́ti
‘birst, macht bersten, sprengt, zerreißt’,
griech.
dérein
(
δέρειν)
‘abhäuten, schinden, mißhandeln, prügeln’,
kymr.
darn
‘Stück, Teil’,
lit.
dir̃ti
‘(zer)reißen, prügeln, schinden, die Haut abziehen’,
aslaw.
dьrati
‘schinden, reißen, schlagen’,
russ.
drat’
(
драть)
‘reißen, zerren, laufen, flüchten’.
Alle Formen lassen sich auf die Wurzel
ie.
*der(ə)-,
*drē-
‘schinden, (ab)spalten’
zurückführen
(s. auch
zerren
sowie
Torf,
trennen,
Troddel,
Trotz,
Zorn).
Als Ausgangsbedeutung für
zehren
ist
‘(Fleisch) beim Essen zerreißen’
anzunehmen.
verzehren
Vb.
‘essen (und trinken), bis nichts mehr übrig ist, aufbrauchen’,
reflexiv
‘sich abhärmen’,
mhd.
verzer(e)n;
dazu die Rückbildung
Verzehr
m.
(18. Jh.),
vgl. älteres
Zehr
m.
‘Mahlzeit, Gelage, Essen und Trinken’
(um 1600)
und
Zehre
f.
(bis 17. Jh.),
mhd.
zer(e)
f.
Zehrung
f.
‘was man verzehrt oder zum Unterhalt braucht’,
mhd.
zerunge;
Wegzehrung
f.
(16. Jh.).
auszehren
Vb.
‘körperlich sehr schwächen, entkräften’,
älter auch
‘verzehren, alles aufessen, aufbrauchen, aufhören zu verzehren’
(15. Jh.);
Auszehrung
f.
‘krankhafte Abmagerung, Schwindsucht’
(18. Jh.).