Zeremonie
f.
‘sich nach bestimmten Regeln vollziehende, feierliche Handlung’,
spätmhd.
cerimonie,
entlehnt aus
spätlat.
cēremōnia,
lat.
caerimōnia,
caeremōnia
‘heilige Verehrung, Ehrfurcht, heilige Scheu, religiös-feierliche Haltung, feierlich-religiöser Brauch, Feierlichkeit’
(dem
Lat. folgend
noch heute die volkssprachliche Betonung
Zeremónǐe).
Der häufig im Plur. gebrauchte Ausdruck bezeichnet zunächst eine im kirchlichen Bereich
‘nach bestimmten Regeln festgelegte feierliche Handlung (mit symbolischem Charakter)’,
nach der Reformation von der protestantischen Partei im Sinne von
‘äußerliche (daher überflüssige) pompöse rituelle Handlung, Schaugepränge’
auf den katholischen Ritus bezogen
(
der Papisten Ceremonien,
1585).
Danach verallgemeinert sich die Bedeutung
unter dem Einfluß von
afrz.
mfrz.
cerimonie,
frz.
cérémonie,
das diesen weiteren Sinn schon früher entwickelt hat,
(nunmehr meist mit dem
Frz. entsprechender Endbetonung)
zu
‘feierliche, in bestimmter Ordnung ablaufende Veranstaltung’,
z. B. Krönungsfeierlichkeit, Veranstaltungen bei Hofe
(Ende 16. Jh.),
auch
‘Etikette’
(besonders bezogen auf Umgangsformen mit Fürstlichkeiten und hochrangigen Personen).
Im Anschluß daran wird der Ausdruck erneut vielfach abschätzig gebraucht für
‘steife Förmlichkeit, gezierte Geste’.
Zeremoniell
n.
‘Gesamtheit der einzuhaltenden Vorschriften bei feierlichen Anlässen, Etikette bei Hofe u. dgl.’
(Ende 17. Jh.)
stellt sich mit Suffixwechsel
(in Anlehnung an
frz.
cérémoniel
Adj.,
eine im
Mfrz. gebildete,
seit dem 18. Jh. kaum noch gebräuchliche Parallelform
des unmittelbar dem
Lat. folgenden
frz.
cérémonial
Adj.,
s. unten)
neben nur wenig älteres gleichbed.
Ceremonial,
auch
Ceremoniale.
Dieses ist eine Entlehnung von gleichbed.
frz.
cérémonial,
einer Substantivierung des Adjektivs
frz.
cérémonial,
mfrz.
cerimonial
‘kultische, feierliche Handlungen betreffend, zu ihnen gehörend’,
nach
spätlat.
caerimōniālis
‘zur Gottesverehrung gehörig’.
Als Bestimmungswort in Zusammensetzungen begegnet ausschließlich
Ceremonial-,
vgl.
Ceremonialdienst,
-gesetz,
-register,
-schreiben
(18. Jh.),
-besuch,
-gesandter
(Ende 19. Jh.).
Schreibung mit
C
hält sich bis etwa 1900.
Früher bezeugt in
dt. Texten ist gelegentlich übernommenes
mlat.
ceremonialia
‘feierliche Handlungen’
(15. und 16. Jh.),
der substantivierte Plur. Neutr. des
lat. Adjektivs;
dessen Einfluß auf oben genanntes
Ceremonial
ist nicht auszuschließen.
Vgl. die Adjektive
zeremoniell
(18. Jh.,
nach
frz.
cérémoniel,
s. oben)
und
ceremonialisch
(15. bis 18. Jh.).