klein
Adj.
‘von geringem Ausmaß, von geringer Größe (an Raum und Zeit, Gewicht, Zahl und Wert), jung, nicht erwachsen, unbedeutend’,
ahd.
kleini
‘glänzend, glatt, sauber, sorgfältig, zierlich, dünn, gering’
(9. Jh.),
mhd.
klein(e)
‘rein, niedlich, zierlich, fein, hübsch, scharfsinnig, klug, unansehnlich, gering, schwach’,
asächs.
klēni
‘zart, schlank, klug, scharfsinnig’,
mnd.
klēne
‘dünn, zierlich, wenig’,
mnl.
cleine,
clēne,
nl.
klein
‘klein, gering, wenig’,
aengl.
clǣne
‘rein, keusch, unschuldig, klar, offen, treu’,
engl.
clean
‘rein, sauber’
führen auf den
nur im
Westgerm. auftretenden
ja-Stamm
germ.
*klainja-,
der sich
außergerm. mit
griech.
glainó͞i
(
γλαινοί)
Plur.
‘Schmuck (an der Kopfbedeckung, am Helm)’
vergleicht und mit ableitendem Nasal zu
ie.
*g̑ləi-,
einer erweiterten Form der Wurzel
ie.
*g̑el(ə)-
‘hell, heiter glänzen, heiter sein, lächeln, lachen’,
gehören kann,
vgl.
armen.
całr
‘Gelächter’,
griech.
gelā́n
(
γελᾶν)
‘lachen’,
aglaós
(
ἀγλαός)
‘glänzend, herrlich’,
glḗnos
(
γλῆνος)
‘Prachtstück’.
‘Glänzend’
geht im
Westgerm. über zu
‘rein, sauber’
(wie noch in
engl.
clean),
woraus sich im
Dt. die zahlreichen weiteren Bedeutungen entwickeln.
Aber auch Anschluß an unter
kleben
(s. d.)
angeführtes
ie.
*glei-
‘kleben, schmieren’
bei Verwandtschaft mit den Nasalableitungen
griech.
glínē
(
γλίνη)
‘Leim’,
aslaw.
glinьnъ
‘tönern, irden’,
russ.
(landschaftlich)
glína
(
глина)
‘Lehm, Ton’
wird erwogen,
wobei ein Bedeutungsübergang von
‘geschmiert, verschmiert, verputzt’
zu
‘glänzend (vor Fettigkeit), glatt, rein’
vorauszusetzen wäre.
Aus
‘fein, zierlich, niedlich’
(
mhd.)
entwickelt sich
klein
zum Gegenwort von
groß.
–
verkleinern
Vb.
‘kleiner machen, verringern’
(17. Jh.),
älter
verkleinen
(
mhd.
verkleinen).
zerkleinern
Vb.
‘in kleine Stücke teilen’
(19. Jh.),
neben
zerkleinen
(im Bergbau)
‘Gestein zerschlagen’
(19. Jh.).
Kleinheit
f.
‘geringe Größe, geringes Ausmaß, Beschränktheit, Enge’,
mhd.
kleinheit
‘Zartheit, Feinheit’.
Kleinigkeit
f.
‘Sache von geringem Wert, Geringfügigkeit’,
mhd.
kleinecheit
‘Feinheit, Kleinheit’;
Kleinigkeitskrämer
m.
‘wer Kleinigkeiten übertrieben wichtig nimmt’
(18. Jh.).
kleinlich
Adj.
‘pedantisch, engherzig’,
mhd.
kleinlich
‘fein, zart, zierlich, mager, scharf sehend’;
vgl.
ahd.
kleinlīhho
Adv.
(9. Jh.);
Kleinlichkeit
f.
‘übertriebene Genauigkeit, Pedanterie’,
mhd.
kleinlīcheit
‘Fein-, Zart-, Kleinheit’.
Kleinbürger
m.
Angehöriger der unteren Mittelschicht,
im Sinne von
‘Spießbürger’
wohl zuerst bei
Börne
(um 1830),
zuvor gelegentlich für
‘Arbeiter’
(18. Jh.);
kleinbürgerlich
Adj.
‘spießig, beschränkt’
(
Immermann
1838),
‘das Kleinbürgertum betreffend, zu ihm gehörend’
(19. Jh.).
Kleinbürgertum
n.
(19. Jh.);
kleingläubig
Adj.
‘zweifelnd, nicht von festem Glauben’
(16. Jh.).
Kleinkunst
f.
‘kleine künstlerische Arbeit, die entsprechende Kunstrichtung selbst, Kunsthandwerk’
(um 1860),
auch
‘kabarettistische Darbietungen’
(20er Jahre 20. Jh.;
vgl.
Kleinkunstbühne
‘Kabarett’).
kleinlaut
Adj.
‘verlegen, nicht vorlaut’,
älter
‘schwach lautend, leise’
(15. Jh.).
kleinmütig
Adj.
‘mutlos, verzagt, ohne Entschlußkraft’,
mhd.
kleinmuotic;
dazu die Rückbildung
Kleinmut
m.
‘Mangel an Mut und Entschlußkraft’
(16. Jh.).
Kleinstaat
m.
‘kleiner, aber souveräner Staat’,
Kleinstaaterei
f.
‘Aufspaltung in viele Kleinstaaten, politische Zerrissenheit’
(beide
Jahn
1814).
kleinstädtisch
Adj.
‘einer Kleinstadt eigen, provinziell’
(17. Jh.),
Kleinstädter
m.
(18. Jh.);
danach
Kleinstadt
f.
(19. Jh.).