Zier
f.
‘Schönheit, Schmuck, Zierat’,
ahd.
zierī
(um 800),
mhd.
zier(e)
‘Schmuck, Schönheit, Pracht, Herrlichkeit’,
mnd.
tēre,
mnl.
tiere
‘Art und Weise, Beschaffenheit’
sind feminine Abstraktbildungen
(
germ.
*tērīn-)
zu dem in frühnhd. Zeit untergegangenen,
im 19./20. Jh.
vereinzelt von Dichtern wieder aufgenommenen Adjektiv
zier
‘glänzend, prächtig, herrlich’,
ahd.
zieri
(8. Jh.),
mhd.
zier(e)
‘prächtig, kostbar, herrlich, schön, schmuck’,
mnd.
untēre
‘unartig, widerwärtig, häßlich’
(
germ.
*tērja-).
Daneben ist ein maskuliner
a-Stamm
(
germ.
*tīra-)
bezeugt in
asächs.
aengl.
tīr
‘Ruhm, Ehre’,
mnd.
tēr
‘Beschaffenheit, Gedeihen, Glanz, Ruhm’,
anord.
tīrr
‘Glanz, Ruhm, Ehre’.
Es handelt sich um Bildungen mit
ro-Suffix
(
ie.
*dēiro-
bzw.
*dīro-)
zur Wurzel
ie.
*dei-,
*dei̯ə-
‘hell glänzen, schimmern, scheinen’,
wozu sich auch
ahd.
zeiʒ
‘fein, zart, zierlich’
(9. Jh.),
asächs.
tēt-
‘froh’
(in Personennamen),
anord.
teitr
‘froh, lustig’
und
toch. A
tiri
‘Art und Weise’,
aind.
dī́dēti
‘strahlt, leuchtet, glänzt’,
dyáuḥ
‘Himmel, Tag’
(auch
‘Gottheit’),
griech.
déato
(
δέατο)
‘schien’,
dḗlos
(
δῆλος,
aus
*δέαλος)
‘offenbar, deutlich’
stellen
(s. noch
Lenz
und
Zeidler).
–
Zierde
f.
‘Verzierung, Zierat, Ausschmückung, Verschönerung, Schmuck’,
ahd.
zierida
(8. Jh.),
mhd.
zierde
‘Schmuck, Schönheit, Pracht, Herrlichkeit’,
Abstraktbildung zum Adjektiv.
zieren
Vb.
‘verschönern, (aus)schmücken’,
ahd.
(um 800),
mhd.
zieren
‘putzen, schmücken, zieren, verherrlichen, rühmen, zur Zierde gereichen’;
reflexiv
‘sich verhalten, sich benehmen’
(16. Jh.),
‘sich gegen etw., was man tun möchte, sträuben, sich lange bitten lassen, sich unnatürlich, gekünstelt geben’
(Anfang 18. Jh.);
geziert
Part.adj.
‘unnatürlich, gespreizt, gekünstelt’
(1. Hälfte 18. Jh.).
verzieren
Vb.
‘mit Zierat versehen, (aus)schmücken’
(15. Jh.);
Verzierung
f.
(16. Jh.).
zierlich
Adj.
‘von feiner Gestalt und Form, anmutig, graziös’,
mhd.
zierlich
‘strahlend, prächtig, herrlich, schön’;
vgl.
asächs.
tīrlīko
Adv.
‘in ehrenvoller, schöner Weise’.
Zierat
m.
‘schmückendes Beiwerk, Verzierung, Zierde, Schmuck’,
mhd.
zierōt
m.,
gebildet mit dem unter
Armut,
Einöde,
Kleinod
(s. d.)
angegebenen Suffix zum Adjektiv
ahd.
zieri,
mhd.
zier(e)
(s. oben),
im Genus bis ins 19. Jh. schwankend zwischen Mask. und Fem.
Zuweilen fälschlich als Zusammensetzung mit
Rat
aufgefaßt,
daher auch
Zierrat
geschrieben
(16. Jh.).